Es gibt nur wenige europäische Städte, die den Besucher sofort so sehr in ihren Bann zieht wie die tschechische Metropole Prag. Prag, die Goldene Stadt – Prag, die hunderttürmige Stadt – Prag, die Barockstadt – Prag, die Stadt des Jugendstils (Art nouveau), kaum eine andere europäische Stadt darf sich mit so vielen Attributen schmücken. Tradition und Moderne – pulsierendes Leben und verträumte einsame stille Winkeln liegen dicht beieinander. Weltoffen und charmant geben sich die Prager. Das Miteinander der verschiedenen Völker, die Jahrhunderte neben- und miteinander gelebt haben, hat sie ebenso geprägt wie die Jahre der k. und k. Monarchie und die Schicksalsschläge der neueren Geschichte.
Unzählige kleine Lädchen und Boutiquen laden in den hübschen engen Gässchen der Altstadt zum Shoppen ein. Cafés und Restaurants locken mit kulinarischen Highlights zum Verweilen – und immer wieder begegnen dem Besucher beeindruckende, geschichtsträchtige Sehenswürdigkeiten. Es wundert nicht, dass die Banknoten-Designer bei der Gestaltung der tschechoslowakischen und tschechischen Geldscheine auf ihre Abbildungen zurückgriffen und auch -greifen. Sie ermöglichen dem Betrachter, sich quasi auf einen virtuellen Stadtrundgang zu begeben.
Die bekannteste touristische Route durch die Prager Innenstadt ist der etwa 3,9 km lange Königsweg. Einst zogen die böhmischen Könige in einer feierlichen Krönungsprozession vom Königshof – an dessen Stelle das schönste Jugendstilgebäude Prags, das Gemeindehaus (Obecní dům) errichtet wurde – vom heutigen Platz der Republik (Náměstí Republiky) zu ihrer Krönung auf den Hradschin, die Prager Burg. Der Weg führte unter dem Pulverturm über die Straße Celetná zum Zentrum der Altstadt, dem Altstädter Ring (Staroměstské náměstí), dann vorbei am Altstädter Rathaus mit der weltberühmten Rathausuhr zum Kleinen Ring (Malé náměstí), einem kleinen dreieckigen Platz, der zu den ältesten in Prag zählt. Weiter ging es durch die enge Karlsgasse (Karlova ulice) am ehemaligen Jesuitenkolleg Clementinum vorbei, über den Kreuzherrenplatz (Křižovnické náměstí), durch den Altstädter Brückenturm über die Karlsbrücke und dem Kleinseiter Brückenturm. Auf der Straße Mostecká erreicht man den Kleinseitner Ring (Malostranské náměstí). Vorbei an der Kirche des hl. Nikolaus, die durch ihre mächtige Kuppel den Platz dominiert wird, führt der Weg auf der Nerudagasse (Nerudova ulice) bergan. Bis zum 17. Jahrhundert ging man weiter hinauf durch die Straßen Úvoz und Pohořelec und in der Nähe des Klosters Strahov bog die Route scharf nach rechts ab und führte weiter über den Loretoplatz (Loretánské náměstí) und durch die Loretostraße (Loretánská ulice) bis zur Prager Burg. Erst im 17. Jahrhundert wurde von der Nerudagasse durch den Felsen der direkte Aufstieg zur Prager Burg, die Straße Ke Hradu (Zur Burg), gehauen.
Der Königsweg endete im Veitsdom, in den die Prozession durch die sogenannte Goldene Pforte eintrat. In dem dann folgenden feierlichen Gottesdienst fand die Krönungszeremonie statt. Der König wurde mit dem geweihten Öl gesalbt und empfing aus der Hand des Prager Erzbischofs die Wenzelskrone und die weiteren Krönungsinsignien. Gleichzeitig mit dem König oder auch einige Tage später, wurde auch dessen Ehefrau zur böhmischen Königin gekrönt.
Die wohl wichtigste touristische Stationen auf dem Weg zur Burg ist die Karlsbrücke. Ihre Grundsteinlegung erfolgte 1357 durch Kaiser Karl IV. 16 Bögen überspannen die Moldau auf einer Länge von 516 Metern, ihre Breite beträgt rund 10 Meter. Als Vorbild diente die Steinerne Brücke in Regensburg. Als Baumaterial dienten alte Mühlsteine, Granit aus dem Flussbett sowie Sandstein aus den Steinbrüchen der Kreuzherren mit dem Roten Stern bei Hloubětín.
Abb. 1.1: Republika Československá, 14. Januar 1920, 100 Kronen, Vorderseite.
Abb. 1.2: Republika Československá, 14. Januar 1920, 100 Kronen, Rückseite.
Abb. 2.1: Republika Československá, 6. Juli 1920, 5000 Kronen, Vorderseite.
Abb. 2.2: Republika Československá, 6. Juli 1920, 5000 Kronen, Rückseite.
Die Silhouette der Karlsbrücke mit der Prager Burg im Hintergrund findet sich auf zahlreichen Geldscheinen. Erstmals wurde sie mit der Kleinseite und dem Hradschin auf der Rückseite des 100-Kronen-Scheins des Bankamtes vom 14. Januar 1920 abgebildet, flankiert von jeweils einem Bildnis einer jungen Frau in Tracht aus Kyjou (links) und aus Piešt’any (rechts).
Die Vorderseite wird dominiert von dem Staatswappen und auf der rechten Seite der Wiedergabe des Gemäldes „Slowakische Priesterinnen“. Josephine Crane, die Tochter von Alfons Muchas Mäzen Ch. R. Crane stand dem Meister des Jugendstils Modell. Ursprünglich diente das Gemälde als Werbeplakat der Prager Versicherungsgesellschaft "Slávie". Gedruckt wurde der Geldschein von der American Banknote Company (A. B. N. Co.), die auch die 5000-Kronen-Note mit dem Datum vom 6. Juli 1920 druckte. Die Rückseite des Scheins zeigt hinter einer allegorischen Frauengestalt das Ufer der Prager Kleinseite. Deutlich ist das Altstädter Brückentor zu erkennen und der Hradschin. Auf der Vorderseite rechts in einem Medaillon das Bildnis einer jungen Frau in der Tracht aus Tabor und in einem Zierelement eine Elbansicht mit dem Berg Říp. Der Schein zu 100 Kronen war vom 10. November 1920 bis zum 30. Juni 1939, die Note zu 5000 Kronen vom 10. Februar 1921 bis 31. August 1944 bzw. 31. Oktober 1945 gesetzliches Zahlungsmittel.
Abb. 3.1: Protektorat Böhmen und Mähren, 20. August 1940,
100 Kronen, II. Auflage, Vorderseite.
Abb. 3.2: Protektorat Böhmen und Mähren, 20. August 1940,
100 Kronen, II. Auflage, Rückseite.
Der sicherlich schönste Geldschein des Protektorats ist die vom Grafiker und Lithographen Bedřich Fojtášek entworfene und von Jindřich (Heinrich) Schmidt gestochene 100-Kronen-Staatsnote mit dem Ausgabedatum vom 20. August 1940. Fast die gesamte Vorderseite des Scheins wird von der Abbildung des Hradschins, der Karlsbrücke, der Moldau und der Statue des Ritters Bruncvik eingenommen. Um den Ritter ranken sich einige Legenden. Vor seinem Tod ließ er sein magisches Schwert in der Karlsbrücke einmauern. Dort würde es so lange bleiben, bis er zurückkäme. Wenn Böhmen von Feinden bedroht würde, würde er mit dem heiligen Wenzel über die Karlsbrücke reiten. Wenn dabei Wenzels Pferd stolpere, würde das Zauberschwert aus dem Mauerwerk springen, und Bruncvik würde damit die Feinde vertreiben. Eigentlich ist die Statue des Ritters ein „Grenzstein“, der den Teil der Moldau kennzeichnet, der den Bürgern der Altstadt gehört.
Vier weitere Scheine zeigen das bekannte Ensemble auf ihren Rückseiten. Im November 1945 gab die Tschechoslowakische Republik einen Geldschein zu 100 Kronen in Umlauf, der auf der Vorderseite den ersten Staatspräsidenten abbildet. Gedruckt wurde das Papiergeld bei Bradbury, Wilkinson & Co. in New Malden, Surrey, Großbritannien. Unterschrieben sind sie vom Finanzminister der Exilregierung Dr. L. K. Feierabend, der später in den Westen flüchtete. Im Zuge der Währungsreform wurden dann ab 1. Juni 1953 die Bankovka Státní Banky Československé, die in Moskau bei Gosznak gedruckt wurden, ausgegeben.
Am 1. Dezember 1962 gab dann die Notenbank eine neue 100-Kronen-Banknote (1961) in Umlauf. Die in der staatlichen Wertpapierdruckerei in Prag gedruckte Note wurde bis zur Auflösung der Tschechoslowakei immer wieder nachgedruckt.
Abb. 4.1: Republika Českosolovenská, o. D. (1945), 100 Kronen, Vorderseite.
Abb. 4.2: Republika Českosolovenská, o. D. (1945), 100 Kronen, Rückseite.
Abb. 5.1: Státní Banka Československá, 1953, 100 Kronen, Vorderseite.
Abb. 5.2: Státní Banka Československá, 1953, 100 Kronen, Rückseite.
Abb. 6.1: Státní Banka Československá, 1961, 100 Kronen, Vorderseite.
Abb. 6.2: Státní Banka Československá, 1961, 100 Kronen, Rückseite.
Kurz vor dem Sturz des kommunistischen Systems in der Tschechoslowakei erschien am
1. Oktober 1989 eine Note zu 100 Kronen mit dem Brustbild des beim Volk verhassten Diktators Klement Gottwald. Große Teile der Bevölkerung weigerten sich, diesen Geldschein zu benutzen, sodass er bereits am 31. Dezember 1990 eingezogen wurde.
Die Rückseitenabbildung weicht von den bisherigen Darstellungen dahingehend ab, dass nicht die komplette Brücke abgebildet wird, sondern im Vordergrund nur das Kleinseiter Brückentor und dahinter die mächtige Kuppel der Kirche des hl. Nikolaus am Kleinseiter Ring. Auf der rechten Scheinseite dann die Prager Burg.
Abb. 7.1: Státní Banka Československá, 1989, 100 Kronen, Vorderseite.
Abb. 7.2: Státní Banka Československá, 1989, 100 Kronen, Rückseite.
Die Prager Burg (tschechisch Pražský hrad) gilt mit einer Grundfläche von rund sieben Hektar (nach der Marienburg des Deutschen Ordens im heutigen Polen) als das zweitgrößte geschlossene Burgareal der Welt. Die Anfänge der Burganlage liegen im 9. Jahrhundert. Generationen waren daran beteiligt, der heutigen Anlage ihr Aussehen zu geben. Die Burg war Residenz der Könige von Böhmen, zweier Kaiser des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation, der Präsidenten der Tschechoslowakei und heute Sitz der Präsidenten der Tschechischen Republik.
In die Geschichtsbücher ging der zweite Prager Fenstersturz ein. Am 23. Mai 1618 warfen Vertreter der protestantischen Stände den königlichen Statthalter Jaroslaw Borsita Graf von Martinitz und Wilhelm Slavata von Chlum und Koschumberg sowie dem Kanzleisekretär Philipp Fabricius aus einem Fenster der Prager Burg. Dieses Ereignis markiert den Beginn des Dreißigjährigen Krieges. Die böhmischen Stände warfen Kaiser Matthias, ihrem katholischen Landesherrn, und dem zum Nachfolger gewählten böhmischen König Ferdinand von Steiermark vor, die von Kaiser Rudolf II. im Majestätsbrief von 1609 zugestandene Religionsfreiheit der Protestanten gebrochen zu haben.
Inmitten der Prager Burg steht der Veitsdom. Der Dom wurde anstelle einer 925 unter dem heiligen Wenzel errichteten Rotunde und der unter Spytihněv II. begonnenen dreischiffigen romanischen Basilika errichtet. Mit dem Bau des Gebäudes nach dem Vorbild gotischer französischer Königskathedralen wurde am 21. November 1344 auf Anweisung Karls IV. begonnen. Zuvor war Prag durch die Bulle vom 30. April 1344 von Papst Clemens VI. zum Erzbistum erhoben worden. Zu Beginn leitete der französische Baumeister Matthias von Arras die Arbeiten. Nach seinem Tod 1352 führte Peter Parler (* 1330 oder 1333 in Schwäbisch Gmünd; † 13. Juli 1399 in Prag) die Arbeiten fort. Teile der Rotunde mit den Gräbern der Heiligen wurden in den Neubau integriert, so etwa die Südapsis mit dem Wenzelsgrab. Der Dom enthält neben den Grablegen der böhmischen Herrscher auch eine Kammer, in denen die Krönungsinsignien aufbewahrt werden.
Die 5000-Kronen-Banknote der Česká Narodní Banka, die erste Ausgabe trägt die Jahreszahl 1993, bildet auf der Rückseite eine Gruppierung bedeutender gotischer und barocker Prager Gebäude ab. In der Mitte ist der Turm des Veitsdoms. Die rechte Vorderseite zeigt das Brustbild von Tomáš Garrigue Masaryk (* 7. März 1850 in Hodonín, Kaisertum Österreich; † 14. September 1938 in Lány), dem ersten Staatspräsident der Tschechoslowakei.
Abb. 8.1: Česká Narodní Banka, 2009, 5000 Kronen, Vorderseite.
Abb. 8.2: Česká Narodní Banka, 2009, 5000 Kronen, Rückseite.
Abb. 9.1: Nationalbank für Böhmen und Mähren in Prag, 24. Oktober 1942,
1000 Kronen, II. Auflage, Vorderseite.
Abb. 9.2: Nationalbank für Böhmen und Mähren in Prag, 24. Oktober 1942,
1000 Kronen, II. Auflage, Rückseite.
Die 1000-Kronen-Banknote der Nationalbank für Böhmen und Mähren in Prag vom
24. Oktober 1942 bildet auf der rechten Vorderseite das Brustbild des Baumeisters Peter Parler ab. Als Vorlage wählte man eine Statue der Triforium-Galerie des Veits-Doms: das Selbstbildnis des Dombaumeisters. Auch diese Note wurde im Offset-Verfahren von der Notendruckerei der Nationalbank für Böhmen und Mähren gedruckt. Wieder besorgte Jindřich Schmidt die Gravur der Druckplatten.
Verlässt man die Burg, gelangt man auf den Hradschiner Platz (Hradcanské Námestí).
Im Zentrum die Marien- oder auch Pestsäule von Ferdinand Maximilian Brokoff aus dem
18. Jahrhundert. Der Platz wird von eleganten Palais umrahmt, darunter das Erzbischöfliche Palais, dahinter erhebt sich das hochbarocke Palais Sternberg. Die reich verzierte Fassade des Martinicpalais zeigt Szenen aus dem Alten Testament. Ihm gegenüber steht das Palais Schwarzenberg. Über die Loretostraße (Loretánská) mit dem monumentalen Palais Czernín gelangt man zur Wallfahrtskirche Maria Loreto. Es ist das bedeutendste Marienheiligtum Böhmens. Nicht weit entfernt steht auf einer Anhöhe am Rand der Kleinseite das Kloster Strahov. Für einen Besuch der Bibliothek mit ihren kostbaren Büchern sollte man sich unbedingt Zeit nehmen. Von hier geht es bequem zu Fuß zur Sternwarte Petrin und dem berühmten Aussichtsturm. Mit der Standseilbahn (Lanová dráha na Petřín) geht es innerhalb von fünf Minuten hinab zum Ufer der Moldau.
Auf der anderen Flußseite leuchtet bei Sonnenschein das Dach des Nationaltheaters (Národní divadlo). Das Gebäude wurde mit Hilfe von Spenden im Stil der Neorenaissance errichtet und 1881 eröffnet. Die Idee zum Aufbau eines Nationaltheaters entstand bereits Mitte des 19. Jahrhunderts, bis zur Fertigstellung sollten jedoch noch einige Jahrzehnte vergehen. Am 16. Mai 1868 wurde der Baubeginn in Anwesenheit von 100.000 – 150.000 Zuschauern gefeiert, dessen Höhepunkt war die Uraufführung der Oper Dalibor von Bedřich Smetana im Novoměstské divadlo (Neustädter Theater).
Abb. 10.1: Národní Banka Československá, 1. November 1945, 5000 Kronen, Vorderseite.
Abb. 10.2: Národní Banka Československá, 1. November 1945, 5000 Kronen, Rückseite.
Die 5000-Kronen-Banknote der Národní Banka Československá vom 1. November 1945 bildet auf der Rückseite das Nationaltheater ab. Die rechte Vorderseite zeigt das Brustbild des Komponisten Bedřich Smetana (* 2. März 1824 als Friedrich Smetana in Litomyšl [Leitomischl]; † 12. Mai 1884 in Prag). Sein bekanntestes Werk ist „Die Moldau“ (Vltava) aus dem sinfonischen Zyklus „Mein Vaterland“ (Má vlast).
Spätestens jetzt sollte man in einen der vielen Biergärten einkehren, um sich zu erholen und die Eindrücke noch einmal auf sich einwirken zu lassen, schließlich gibt es noch andere Tage, um Entdeckungen zu machen.
Heute starten wir auf dem Wenzelsplatz am Denkmal des hl. Wenzel. Der Platz hat eine Länge von etwa 750 Meter und eine Breite von ca. 60 Meter. Damit gehört er zu den größten innerstädtischen Plätze Europas.
König Karl IV. ließ ihn 1348 bei Gründung der Prager Neustadt entlang eines bestehenden Weges anlegen. Da auf ihm der Pferdehandel betrieben wurde, nannte man ihn Roßmarkt. 1848 benannte man den Platz nach dem Heiligen Wenzel um. Direkt vor dem Nationalmuseum thront das Wenzelsdenkmal, dass der tschechische Künstler Josef V. Myslbek 1912 schuf. Es zeigt den Heiligen Wenzel als Landespatron in Rüstung mit Harnisch und Lanze sowie zu seinen Füßen die vier Schutzheiligen Ludmilla, Prokop, Anežka (Agnes) und Vojtěch (Adalbert).
Denkmal und Platz waren in der Vergangenheit immer wieder Schauplatz politischer Demonstrationen. Am 28. Oktober 1918 feierte hier die Prager Bevölkerung die neu geschaffene Tschechoslowakei mit einer Kundgebung. Am 16. Januar 1969 verbrannte sich der tschechoslowakische Student Jan Palach selbst und lief in Flammen vom Nationalmuseum auf den Wenzelsplatz, um so gegen den Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts in die Tschechoslowakei im Jahr 1968 und der daraus resultierenden Niederschlagung des "Prager Frühlings" zu protestieren. Auf einer Massenkundgebung am 24. November 1989 forderten Václav Havel und Alexander Dubček die politische Umgestaltung des Landes. Wenige Wochen später war die "Samtene Revolution" vollzogen und der Kommunismus in der Tschechoslowakei Geschichte.
Abb. 11.1: Nationalbank für Böhmen und Mähren in Prag, 24. Februar 1944,
5000 Kronen, Vorderseite.
Abb. 11.2: Nationalbank für Böhmen und Mähren in Prag, 24. Februar 1944,
5000 Kronen, Rückseite.
Die 5000-Kronen-Note der Nationalbank für Böhmen und Mähren in Prag vom 24. Februar 1944 zeigt auf der Vorderseite das Brustbild Herzog Wenzels (tschechisch Svatý Václav; * um 908; † 28. September 929 oder 935 in Stará Boleslav (dt. Altbunzlau)). Er war ein böhmischer Fürst aus der Dynastie der Přemysliden. Sein Herrschaftsgebiet umfasste eine kleine Region um Prag, gleichzeitig war er Oberhaupt des böhmischen Stammesverbands.
Um wieder in die Altstadt zu gelangen, muss man den Platz der Länge nach durchschreiten. Auf dem Weg geht es an zahlreichen Hotels, Geschäften und Einkaufsmöglichkeiten vorbei. Schon bald erreicht man das Zentrum der Altstadt, den Altstädter Ring (Staroměstské náměstí). Von hier geht es in nördlicher Richtung in die Josefstadt (Josefov). Die von der Altstadt umgebene historische Prager Judenstadt (Židovské Město pražské) wurde 1850 eingemeindet. Sie entstand im 13. Jahrhundert als Ghetto und entwickelte sich zu einem Zentrum jüdischen Lebens in Europa. Mit der Verleihung der Bürgerrechte an die Juden im Jahr 1848 konnten sie Juden auch in anderen Stadtteilen niederlassen, sodass Ende des
19. Jahrhunderts das alte Viertel größtenteils abgerissen wurde. An ihre Stelle ließ die Prager Stadtverwaltung Boulevards nach Pariser Vorbild mit prachtvollen Jugendstil-Gebäuden errichten. Sechs Synagogen, der alte Jüdische Friedhof, die Zeremonienhalle und das alte Jüdische Rathaus blieben erhalten und sind heute wichtige touristische Ziele.
Bis zur Errichtung des Protektorats Böhmen und Mähren hatte Prag eine blühende jüdische Gemeinde. Im Jahr 1939 begann die Verfolgung der Prager Juden. Jüdische Institutionen wurden geschlossen und deren Eigentum beschlagnahmt. 1941 begann dann die systematische Deportation der Prager Juden ins Ghetto Theresienstadt und von dort ins Vernichtungslager Auschwitz. Von den knapp 49.500 Juden, die bei Kriegsbeginn in Prag lebten, überlebten nur etwa 7.500 die Schoah.
An diese schreckliche Zeit erinnern auch die mit „Quittung“ überschriebenen Geldscheine des Ghettos Theresienstadt aus dem Jahr 1943. Die Gravur der Druckplatten besorgte ebenfalls Jindrich Schmidt und der Druck erfolgte bei der Notendruckerei der Nationalbank für Böhmen und Mähren in Prag. Die Rückseite der Scheine bildet Moses mit der Tafel der zehn Gebote ab.
Abb. 12.1: Theresienstadt, Der Älteste der Juden, 1. Januar 1943, 100 Kronen, Vorderseite.
Abb. 12.2: Theresienstadt, Der Älteste der Juden, 1. Januar 1943, 100 Kronen, Rückseite.
Durchquert man die Josefstadt gelangt man an die Moldau und zum Kloster der hl. Agnes. Das Doppelkloster der Klarissen und Minoriten wurde wahrscheinlich 1231 von Agnes von Böhmen (* 20. Januar 1211 (?) in Prag; † 6. März 1282 (?) in Prag) gegründet. Sie war wahrscheinlich die jüngste Tochter von König Přemysl Otakar I. von Böhmen und Königin Konstanz von Ungarn. Sie war eine der wichtigsten Vertreterinnen der Přemysliden-Dynastie. Sie arbeitete als Nonne – Äbtissin des Klosters Na Františku – und war eine prominente Persönlichkeit im politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Leben. Das Kloster beherbergt heute Teile der Nationalgalerie.
Die Banknote der Tschechischen Nationalbank (Česká Národní Banka) zu 50 Kronen (erste Ausgabe 1993) bildet die Heilige auf der Vorderseite ab, während die Rückseite ein gotisches „A“ für Agnes auf dem Gewölbe der St. Salvatorkirche im St. Agnes-Kloster zeigt.
Abb. 13.1: Česká Národní Banka, 1993, 50 Kronen, Vorderseite.
Abb. 13.2: Česká Národní Banka, 1993, 50 Kronen, Rückseite.
Die 20-Kronen-Banknote mit dem Kopfbildnis König Otokar I. Přemysl (* um 1160/1165,
† 15. Dezember 1230) auf der Vorderseite bildet den Vater der heiligen Agnes ab.
Der römisch-deutsche König Friedrich II. aus dem Geschlecht der Staufer stellte am
26. September 1212 in Basel die Goldene Bulle von Sizilien (lat. Bulla Aurea Siciliæ) aus.
Der heutige Name der Urkunde leitet sich von der goldenen Bulle (Metallsiegel) des sizilianischen Königs ab, die dem Dokument beigefügt ist. Friedrich gewährte Otokar damit drei Privilegen: Der Titel des Königs von Böhmen war erblich, eine Königswahl konnte nur in Böhmen erfolgen und der römische König bestätigte nur noch die Wahl. Damit bedankte sich Friedrich bei Ottokar für die Unterstützung bei seiner Wahl zum römischen König. Vorder- und Rückseite der Banknote bilden das Siegel der Bulle ab, die Rückseite zeigt zusätzlich die Königskrone. Das Originaldokument wird heut im Nationalarchiv in Prag aufbewahrt.
Abb. 14.1: Česká Národní Banka, 1994, 20 Kronen, Vorderseite.
Abb. 14.2: Česká Národní Banka, 1994, 20 Kronen, Rückseite.
Auf dem Rückweg schauen wir noch bei der Karls-Universität (tschechisch Univerzita Karlova, lateinisch Universitas Carolina) vorbei. Am 7. April 1348 wurde durch einen Stiftungsbrief des römisch-deutschen und böhmischen Königs Karls IV., die Karls-Universität nach dem Vorbild der Pariser Universitas magistrorum et scholarium als „Studium generale“ gegründet. Sie war die erste Universität in Mitteleuropa.
Die Banknote der Nationalbank zu 100 Kronen (erste Ausgabe 1993) bildet auf der Vorderseite Karl IV. (* 14. Mai 1316 in Prag; † 29. November 1378 ebenda) aus dem Geschlecht der Luxemburger ab. Er war ab 1346 römisch-deutscher König, ab 1347 König von Böhmen, ab 1355 König von Italien, ab 1365 König von Burgund und ab 1355 römisch-deutscher Kaiser, der Prag zum Kaisersitz des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation machte. Er zählt zu den bedeutendsten Kaisern des Spätmittelalters und war einer der einflussreichsten europäischen Herrscher seiner Zeit. Die Rückseite zeigt das Siegel der Karls-Universität.
Abb. 15.1: Česká Národní Banka, 1997, 100 Kronen, Vorderseite.
Abb. 15.2: Česká Národní Banka, 1997, 100 Kronen, Rückseite.
Unseren virtuellen Rundgang durch Prag endet in Vyšehrad (Prager Hochburg), das wir nach nur zwei Metrostationen mit der U-Bahnlinie C erreichen. Von der Haltestation Vyšehrad erreicht man nach einem kleinen Fußmarsch die Festung. Sie liegt südlich der Prager Neustadt auf einem Hügel, der sich steil über dem rechten Ufer der Moldau erhebt. Von hier aus hat man einen spektakulären Ausblick, der bis zur Prager Burg reicht.
Neben der Kathedrale St. Paul und St. Peter (errichtet vor 950 Jahren), den Kasematten und Galerie (Überbleibsel der Festung) ist der Slavin Friedhof die hervorzuhebende Sehenswürdigkeit. Der Friedhof wurde 1869 auf dem Gelände der Festung errichtet.
Rund 600 bedeutende tschechische Persönlichkeiten fanden hier ihre letzte Ruhestätte. Unter ihnen die Komponisten Antonín Dvořák (1841–1904) und Bedřich Smetana (1824–1884), der Meister des Jugendstils Alfons Mucha (1860–1939), der Nobelpreisträger für Chemie Jaroslav Heyrovský (1890–1967), der Schriftsteller Karel Čapek (1890–1938), die Opernsängerin Ema Destinová (1878–1930) und die Dichterin Božena Němcová (1820–1862). Sie ist die bekannteste Vertreterin der klassischen tschechischen Literatur. In der Mitte des Friedhofs steht das Monument Slavín, ein Mausoleum und die letzte Ruhestätte für besonders verdiente Persönlichkeiten des tschechischen Volkes.
Abb. 16.1: Státní banka Československá, 1985, 1000 Kronen, Vorderseite.
Abb. 16.2: Státní banka Československá, 1985, 1000 Kronen, Rückseite.
Die 1000-Kronen-Banknote der Tschechoslowakischen Staatsbank (Státní Banky Československé) von 1985 bildet rechts auf der Vorderseite den Komponisten Bedřich Smetana ab und auf der Rückseite die auf dem Felsen thronende Festung und die steile zur Moldau abfallenden Klippen. Bleibt noch anzumerken, dass das Kopfbildnis der Dichterin den 500-Kronen-Schein der Česká Národní Banka (ab Ausgabe 1993) schmückt.
Nun heißt es Abschiednehmen von Prag – auf Wiedersehen bis zum nächsten Mal.
Uwe Bronnert
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