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AutorenbildMichael H. Schöne

Druckdaten der Reichsbanknoten zwischen 1930 und 1945

Auf den Reichsbanknoten (RBN) der Ausgaben 1898 bis 1942 wurde – mit Ausnahme der Inflationsausgaben – ein auffälliger Großbuchstabe gedruckt. Und diese Buchstaben geben schließlich Auskunft über den Zeitpunkt der Ausfertigung der betreffenden Noten. Zeigten die Reichsbanknoten bis zu den 1896er-Ausgaben keinen Unterdruckbuchstaben (UdrBst), so wurden diese seit 1898 hinzugefügt.1) Das Verzeichnis der Reichsdruckerei begann mit dem Buchstaben A für den Juli 1898; da begann der Druck der RBN mit UdrBst. Diese wurden jedoch erst im August 1898 mit B ausgefertigt; C stand dann für September 1898, Z für Juli 1900 usw. Dabei entsprachen die Buchstaben den entsprechenden Monaten, in denen die Banknoten ausgefertigt, gültig und an die Reichsbank ausgeliefert wurden.


Abb. 1: oben 1000 Mark 1896, Vs., Druckprobe, ohne UdrBst. – unten 1000 Mark 1898, Vs., mit UdrBst. sowie im selben Druckgang erstmals hinzugefügte Großbuchstaben RBD (= Reichsbankdirektorium).



Deshalb sind Katalog-Angaben2) demzufolge falsch. Neueste Recherchen3) ergeben andere Zuordnungen und die Reihenfolge wurde über den Ersten Weltkrieg hinweg bis 1944 fortgesetzt.

Die Gründe der Einführung der Unterdruckbuchstaben liegen in der Auswertung der sog. Grünenthal-Affäre4). Die Reichsdruckerei entschied sich für weitere und bessere Sicherheitssysteme beim Druck der Reichsbanknoten.

Die fertigen Reichsbanknoten wurden ab 1930 abschließend mit einem „AUSFERTIGUNGS / KONTROLL / STEMPEL“ in Blindprägung versehen.5) Erst danach waren die Banknoten gültig und konnten nach Maßgabe der Deutschen Reichsbank in Umlauf gegeben werden.

Die Musterscheine zeigen oft die Perforation „DRUCKPROBE“ – mitunter eine zusätzliche Perforation „БНБ“ (= Българска Народна Банка = Bulgarische Nationalbank); das kyrillische Kürzel weist auf die Abgabe von RBN-Musternoten nach Sofia hin.


20 Reichsmark vom 22. Januar 1929

Ausgegeben ab 22. Dezember 1930 – ungültig seit 21./29. Juni 1948; gedruckte Gesamtmenge: 864,9 Mio. Scheine.

Abb. 2: 20 Reichsmark 1929, Vs., Druckprobe/Muster mit UdrBst. L, mit Iris-Druck (Veröffentlichung der Ausgabe im DRPSA Nr. 296/1930 vom 19. Dezember 1930).


Abb. 3: Monats-Ausfertigungen 20 Reichsmark 1929, möglich sind leichte Abweichungen der Zahlenkreise.


10 Reichsmark vom 22. Januar 1929

Ausgegeben ab 17. Februar 1931 – ungültig seit 21./29. Juni 1948; gedruckte Gesamtmenge: 766,7 Mio. Scheine.

Abb. 4: 10 Reichsmark 1929, Vs., Druckprobe/Muster mit UdrBst. P, mit Iris-Druck (Veröffentlichung der Ausgabe im DRPSA Nr. 39/1931 vom 16. Februar 1931).


Abb. 5: Monats-Ausfertigungen 10 Reichsmark 1929, möglich sind leichte Abweichungen der Zahlenkreise.


50 Reichsmark vom 30. März 1933

Ausgegeben im Frühjahr 1934 – ungültig seit 21./29. Juni 1948; gedruckte Gesamtmenge: 767,4 Mio. Scheine.

Abb. 6: 50 Reichsmark 1933, Vs., Druckprobe/Muster mit UdrBst. E, mit Iris-Druck (Veröffentlichung der Ausgabe im DRPSA Nr. 71/1934 vom 24. März 1934)


Abb. 7: Monats-Ausfertigungen 50 Reichsmark 1933, möglich sind leichte Abweichungen der Zahlenkreise.


100 Reichsmark vom 24. Juni 1935

Ausgegeben ab 30. Mai 1936 – ungültig seit 21./29. Juni 1948; gedruckte Gesamtmenge: 260,5 Mio. Scheine.

Abb. 8: 100 Reichsmark 1935, Vs., Druckprobe/Muster mit UdrBst. C, mit Iris-Druck (Veröffentlichung der Ausgabe im DRPSA Nr. 123/1936 vom 29. Mai 1936).


Abb. 9: Monats-Ausfertigungen 100 Reichsmark 1935, möglich sind leichte Abweichungen der Zahlenkreise.


1000 Reichsmark vom 22. Februar 1936

Ausgegeben ab 25. September 1944 – ungültig seit 21./29. Juni 1948; gedruckte Gesamtmenge: 2,2 Mio. Scheine.


Abb. 10: 1000 Reichsmark 1936, Vs., Schein mit Null-Nummerierung und UdrBst. G (Bekanntmachung des Reichsbankdirektoriums vom 1. Oktober 1936, veröffentlicht im DRPSA Nr. 231/1936 vom 3. Oktober 1936).


Abb. 11: Monats-Ausfertigungen 1000 Reichsmark 1936.



5 Reichsmark vom 1. August 1942

Ausgegeben ab 17. Juni 1943– ungültig seit 21./29. Juni 1948; gedruckte Gesamtmenge: 500,0 Mio. Scheine.


Abb. 12: 5 Reichsmark 1942, Vs., Druckprobe/Muster mit UdrBst. P, (Veröffentlichung der Ausgabe im DRPSA Nr. 137/1943 vom 16. Juni 1943).


Abb. 13: Monats-Ausfertigungen 5 Reichsmark 1942.



20 Reichsmark vom 16. Juni 1939

ausgegeben im Februar 1945 – ungültig seit 21./29. Juni 1948; gedruckte Gesamtmenge: 189,0 Mio. Scheine.


Abb. 14: 20 Reichsmark 1939, Vs., Muster mit UdrBst. W, (Veröffentlichung der Ausgabe im DRPSA Nr. 27/1945 vom 19. Februar 1945) Abb.: © Geldmuseum der OeNB.


Abb. 15: Monats-Ausfertigung 20 Reichsmark 1939,

möglich sind leichte Abweichungen der Zahlenkreise.



Durch die vor und nach Beginn des Zweiten Weltkriegs ins Deutsche Reich eingegliederten Gebiete und durch Kriegsschäden machte sich ein erheblich größerer Bargeldbedarf an Reichsbanknoten notwendig. Aufgrund der teilweisen Zerstörungen in der Reichsdruckerei konnte der Banknotendruck dort nur bedingt fortgesetzt werden. Deshalb wurden die Scheine nur noch in stark vereinfachter Form hergestellt und der Druck außerdem ausgelagert. So wurden 1944 Druckauflagen komplett oder nur für einzelne Druckgänge wie z. B. für Rückseiten an Lohndruckereien ins Reich vergeben: nach Leipzig, München, Regensburg, Reichenbach und Berlin – außerhalb der Reichsdruckerei. Diese oft als sog. "Kriegsdrucke" bezeichneten Banknoten hatten ein Ornament- statt ein Kopf-Wasserzeichen, fehlende Unterdruckbuchstaben und keine Nummerierung auf den Rückseiten; der Ausfertigungsstempel fehlte ebenfalls.

Fremdfirmen waren auch schon beim Druck der Banknoten zu 1000 RM (Giesecke & Devrient Leipzig) und der 5-RM-Noten (Albert Frisch Berlin, Friedrich Pustet Regensburg, R. Oldenbourg München) beteiligt. Druckaufträge oder Lieferlisten ließen sich aber bis heute nicht finden.


Vereinfachter Druck der Reichsbanknoten 1944

10, 20, 50 und 100 Reichsmark

Ausgegeben im Februar 1945 – ungültig seit 21./29. Juni 1948; gedruckte Gesamtmenge: 10 RM/49,0 Mio., 20 RM/37,1 Mio., 50 RM/79,3 Mio. und 100 RM/36,0 Mio. Scheine.


Abb. 16: 20 Reichsmark 1929, Vs., Druckprobe/Muster ohne UdrBst., ohne Iris-Druck (Veröffentlichung der Ausgaben im DRPSA Nr. 16/1945 vom 25. Januar 194512) sowie Informationen des BBC vom 25. Januar 1945 und des DNB-Presseschreibfunks vom 7. Februar 1945 über die Ausgabe dieser schon 1944 gedruckten Banknoten).


Abb. 17: Ausfertigung 10, 20, 50 und 100 Reichsmark, 1944 in vereinfachter Form gedruckt, möglich sind leichte Abweichungen der Zahlenkreise.


Abb. 18: 10 Reichsmark 1929, Vs., ohne UdrBst., als Druckfirmen kommen neben der Reichsdruckerei von ihr beauftragte Lohndruckereien infrage: R. Oldenbourg München, Ernst Steininger Berlin, Carl Werner Reichenbach i. V., Erich Zander Berlin.


Abb. 19: 20 Reichsmark 1929, Vs., ohne UdrBst., ohne Iris-Druck,

Druckfirma: Erich Zander Berlin, im Kontrollnummern-Bereich der Serien A bis G, von 00300001 bis 00600000 gedruckt; als Druckfirmen kommen neben der Reichsdruckerei auch die von ihr beauftragte Lohndruckerei infrage: Carl Werner Reichenbach i. V.


Abb. 20: 50 Reichsmark 1933, Vs., ohne UdrBst., ohne Iris-Druck,

Druckfirma: Ernst Steininger Berlin, im Kontrollnummern-Bereich der Serien A bis G, von 06000001 bis 09000000 gedruckt; als Druckfirmen kommen neben der Reichsdruckerei von ihr beauftragte Lohndruckereien infrage: Förster & Borries Zwickau, Giesecke & Devrient Leipzig, Spechthausen AG Spechthausen b. Eberswalde.


Abb. 21: 100 Reichsmark 1935, Vs., ohne UdrBst., ohne Iris-Druck,

als Druckfirmen kommen neben der Reichsdruckerei von ihr beauftragte Lohndruckereien infrage: Förster & Borries Zwickau, Adolf Müller & Sohn München, Spechthausen AG Spechthausen b. Eberswalde.



Nach der Forderung von Generaloberst L. Rendulic, Befehlshaber der Heeresgruppe Ostmark, sahen sich die Gauleiter von Salzburg, Oberdonau/Linz und der Steiermark/Graz im April 1945 gezwungen, sog. Hilfsbanknoten für Soldzahlungen der Wehrmacht drucken zu lassen. Von drei Originalbanknoten wurden fotomechanische Nachdrucke gefertigt, die an die Reichsbankstellen übergeben wurden: in Salzburg lieferte die Druckerei Kiesel über 21 Mio. RM aus; in Linz stellte die Druckerei Julius Wimmer mind. 75 Mio. RM her; in Graz wurden von der Fa. Leykam insgesamt 139 Mio. RM gedruckt, aber nur ein Teil davon kam in Umlauf und etwa 95 Mio. RM wurden von der Rote Armee beschlagnahmt. Im Gegensatz zum besetzten Deutschland verloren diese Hilfsbanknoten in Österreich schon ab 26. Juli 1945 ihre Umlauffähigkeit.


Hilfsbanknoten, Fotomechanische Nachdrucke der

Reichsbanknoten10, 50 und 100 Reichsmark 1945

Ausgegeben im April 1945 – ungültig seit 10. August 1945; gedruckte Gesamtmenge: insgesamt mind. 209,0 Mio. RM.


Abb. 22: 10 Reichsmark (1945), Vs., einfarbiger Nachdruck der Reichsbanknote mit Datum 1929, Druck 1945.


Abb. 23: 50 Reichsmark (1945), Vs., einfarbiger Nachdruck der Reichsbanknote mit Datum 1933, Druck 1945.


Abb. 24: 100 Reichsmark (1945), Vs., einfarbiger Nachdruck der Reichsbanknote mit Datum 1935, Druck 1945.


Abb. 25: Varianten der 10-Reichsmark-Ausgaben, Vs., drei unterschiedliche Anordnungen der Kontrollnummer und des Strafsatzes sind durch abweichende Montage der Druckvorlagen nachweisbar.


Im Reichsgau Kärnten wurden eigene Notgeldscheine ausgegeben. Der Reichsgau Wien wurde schon am 14. März 1945 von sowjetischen Truppen besetzt.

Für die Reichsgaue Tirol-Vorarlberg/Innsbruck und Niederdonau/Krems liegen bisher keine Informationen über den dortigen Druck und eine Ausgabe der Hilfsbanknoten vor. In der Reichsbankstelle Innsbruck fand man jedoch Druckplatten für die Herstellung der RBN-Nachdrucke.

Es sind amtliche Veröffentlichungen bekannt, die gelaufene Hilfsbanknoten zu 5 RM auflisten. In Wien liegt nur ein 5-RM-Probedruck8) aus der Serie H; aus der Serie G werden die KN 136639329) bzw. 1866393210) genannt. Wahrscheinlich handelt es sich hier um einen Schreib- bzw. Druckfehler.

Viele Jahre herrschte Unklarheit über die Druckmengen, die Herausgeber, Ausgabedaten usw.; selbst die wieder eingerichtete Oesterreichische Nationalbank wusste im Mai 1945 keine Einzelheiten: „Zu Punkt 1 der Tagesordnung »Umlauf von Nachbildungen von RM-Banknoten« berichtet Herr Kaniak über das Auftauchen von fotografisch hergestellten Banknoten der Reichsbank, die im Gegensatz zu den normalen Noten statt des Wasserzeichens die Nachahmungsklausel am linken weißen Rand tragen. Es wird der Vermutung Ausdruck gegeben, daß in Linz, von wo solche Noten nach Wien geflossen sind, und auch in Graz die Gauleitungen im letzten Augenblick die Herstellung solcher Noten veranlaßt haben, um nach Erschöpfung der Bestände der Reichsbankanstalten die Barzahlungen dort weiter leisten zu können. Solange nicht feststeht, ob diese Noten im Auftrag der Gauleitung oder über Veranlassung des Reichsbankdirektoriums hergestellt worden sind, können sie von der Nationalbank nur als Fälschungen angesehen und behandelt werden.“11)


Michael H. Schöne


Anmerkungen:

  1. Walz, K.: „Notenausgaben der Reichsbank nach der Inflationszeit“, in: „Der Geldscheinsammler“, Nr. 8/1995.

  2. Schöne, M. H.: „Die Varianten der deutschen Reichsbanknoten 1876 bis 1914“, 2008, S. 47, und Grabowski, H.-L.: „Die deutschen Banknoten ab 1871“, 2018, S. 31.ff.

  3. o. A., Aufzeichnungen Oktober/November 1983.

  4. Bronnert, U.: „Die Affäre Grünenthal (1898)“, Geldscheine-online, 22. Juli 2020, aktualisiert: 26. März 2021.

  5. Die Kontrollstempel machten sich aufgrund der Regelung im sog. Dawes-Plan notwendig: „... In der unteren Hälfte des Abschnittes eingebettet ist der durch das Dawes'sche Gesetz vorgeschriebene farblose Kontrollstempel, ohne den die Noten wertlos sind“ – ein alliierter Notenkommissar prüfte die Banknoten-Ausgabe und damit die Überwachung der Deckungsvorschriften des Notenumlaufs.

  6. Mit Irisdruck (zusätzlicher farbverlaufender Unterdruck).

  7. Ohne Irisdruck.

  8. Abgebildet bei H.-L. Grabowski „Die deutschen Banknoten ab 1871“, 2018, S. 546, Kat.-Nr. DEU-254 mit der Kontrollnummer H·16670630.

  9. SHAEF-Dokument vom 25. Juli 1945 sowie Presseveröffentlichung der RBst. Regensburg vom 7. August 1945.

  10. Amtsblatt des LK Aalen vom 10. August 1945.

  11. Protokoll über die 3. Sitzung des Beirates der Oesterr. Nationalbank vom 29. Mai 1945, Aussage von Eugen Kaniak, Einstweiliger Verwalter der Oesterreichischen Nationalbank.

  12. https://digi.bib.uni-mannheim.de/viewer2/reichsanzeiger

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