„Jeden Morgen steht ein Dummer auf, man muss ihn nur finden,“ diesen Ausspruch meines Nachbarn trifft sicherlich auch auf Lose des ebay-Anbieters „wilhelmvolkmarwvo“ zu. Er bietet nun einen Propagandaschein an, d. h. eine 50-Millionen-Mark-Reichsbanknote vom 25. Juli 1923 mit dem folgenden rückseitigen Aufdruck:
Ein Blick auf die bisherigen Verkäufe des Anbieters zeigt, dass er auch in der Vergangenheit mit „Propaganda-Noten“ gute Geschäfte gemacht hat. Die Aufdrucke auf diesen Scheinen sind vom nationalsozialistischen und antisemitischen Gedankengut durchdrungen, wobei die Abbildungen möglicherweise aus dem „Stürmer“ stammen. Um beim Käufer Authentizität der Stücke zu suggerieren, werden schlecht erhaltene Inflationsscheine „geadelt“. Dass es sich hierbei um Massenware handelt, versteht sich von selbst. Auch werden Noten verwendet, von denen andere Aufdrucke bekannt sind. Hier eine Auswahl der angebotenen bzw. verkauften Stücke:
Gemäß § 263 Strafgesetzbuch (StGB) dürfte es sich bei dem Angebot und den Verkäufen um Betrug handeln. Betrug liegt vor, wenn jemand in der Absicht, sich oder einem Dritten einen rechtswidrigen Vermögensvorteil zu verschaffen, das Vermögen eines anderen dadurch beschädigt, dass er durch Vorspiegelung falscher oder durch Entstellung oder Unterdrückung wahrer Tatsachen einen Irrtum erregt oder unterhält. Möglicherweise wird hier aber auch der Tatbestand der Volksverhetzung (§ 130 StGB) erfüllt.
Anmerkung der Redaktion:
Interessenten sollten sich die Art des "Überdrucks" genau anschauen. Unschwer erkennt man die typischen Merkmale eines Computerdrucks! Über diese Technik hat man – wie unschwer nachvollziehbar – in den 1920er und Anfang der 1930er Jahren noch nicht verfügt.
Uwe Bronnert
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