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AutorenbildErwin Beyer

Ein Beispiel für chinesisches Widerstandsgeld

Aktualisiert: 26. März 2021

Als Widerstandsgeld, chinesisch 抗幣, wird eine Gruppe von Banknoten bezeichnet, die während der japanischen Besatzung in den verschiedenen befreiten Gebieten ausgegeben wurden. In diesem kleinen Beitrag geht es um Scheine, die von der sog. Sūnán-Basis (蘇南) in der Provinz Jiangsu ausgegeben wurden.


Schon im Sommer 1938 rückte eine zur 4. Armee gehörende Truppe unter Führung von Chén Yì (陳毅) in das Gebiet des Máogebirges (茅山) im Süden der Provinz Jiangsu vor. Hier wurde eine Militärbasis für den Widerstand gegen die japanische Aggression errichtet. Im Dezember 1939 wurde dann von der kommunistischen Partei ein Komitee zur Verwaltung dieses Gebiets gegründet.


1940 wurde die Gründung einer Bank beschlossen und eine erste Notenausgabe vorbereitet. Doch war die Situation für die Eröffnung einer Bank noch zu instabil.


1941 wurde das Gebiet von der 6. Divisions der 4. Armee verwaltet, unter Divisionskommandeur Tán Zhènlín (潭震林). Im April wurde ein „Büro für Geldangelegenheiten“ gebildet, die Leitung hatte Lǐ Jiànhéng (李建橫).


Im Dezember 1942 wurde eröffnete das oben genannte Büro die Huìnóng-Bank (惠農銀號) mit Sitz in einem kleinen Dorf namens Yánlíng im Bezirk Dānyáng (丹陽延陵).

Leiter dieser kleinen Lokalbank – man scheut sich, ihn „Bankdirektor“ zu nennen – wurde der oben genannte Lǐ Jiànhéng. Die „Bank“ war ein einfaches Blockhaus, aus Sicherheitsgründen versteckt im Hinterhof eines Salzlagers.


Diese Bank gab einige Noten aus, die im Bankgebäude auf einer kleinen, leicht transportierbaren, Druckerpresse hergestellt wurden. Es war festgelegt, dass 1 Yuan der neu gegründeten Bank = 5 Yuan des im nicht von Japanern besetzten Gebiet umlaufenden „gesetzlichen“ Geldes – so genanntes Fǎbì (法幣) – entsprach. Die Ausgabe von lokal gedrucktem Geld war nötig, weil es für die Militärbasis, die an allen Seiten von japanisch besetztem Gebiet umgeben war, keinen Nachschub an Fabi gab.


Insgesamt hat die Huìnóng-Bank zweimal Geld ausgegeben.

Die erste Notenausgabe zeigt Scheine mit Datum 1940 und dem Zusatz „流通券“ (Zirkulationsnote). Auf der Vorderseite findet sich keine Signatur, auf der Rückseite steht „HUILOON CURRENCY“. Wegen des Datums „1940“ auf den Scheinen wird angenommen, dass die Druckplatten für die erste Notenausgabe schon vor der Bankgründung angefertigt worden waren.


Abb. 1 Yangming Auctions, mit Erlaubnis durch Cai Xiaojun.

Ausgegeben wurden Noten über 5 Jiao (oder 50 Cents) und 1 Yuan (1 Dollar). Die 5-Jiao-Note ist bisher in Sammlungen nicht aufgetaucht, die 1-Yuan Note (Abb.1) ist äußerst selten. 2006 wurde ein Exemplar (es ist das hier abgebildete) für 11.000 Yuan versteigert, dieselbe Note wurde 2009 für 19.000 Yuan verkauft; 2014 wurde sie für 60.000 Yuan angeboten, jedoch nicht verkauft. 2017 wurde die Note durch Yangming Auctions in Shanghai angeboten und für 115.000 Yuan verkauft, das entspricht etwa 15.000 € (wozu noch 15% Zuschlag kamen)!


Abb. 2 www.baidu.com (Abbildung bearbeitet).

Die zweite Ausgabe umfasst 1-, 5- und 10-Yuan-Noten. Das Datum lautet 1942, der Zusatz „流通券“ (Zirkulationsnote) fehlt. Auf der Vorderseite ist eine Unterschrift in westlichem Stil, es ist die von Herrn Lǐ (geschrieben „Lee“), dem Leiter der Bank.   Auf der Rückseite „THE BANK OF FARMER FACILIATING“:  Aus Copyrightgründen kann hier nur die 10-Yuan-Note gezeigt werden (Abb. 2).


Als 1943 – nur ein Jahr nach Gründung der Bank – die Japaner aus Jiangsu vertrieben waren, wurde die Huìnóng-Bank nicht mehr benötigt. Sie wurde geschlossen, die Noten wurden zurückgenommen, in Fabi gewechselt und nach Ende der Umtauschfrist vernichtet.


Erwin Beyer

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