Die Jahre von 1959 bis 1962 werden in China „die drei bitteren Jahre“ genannt. Drei Jahre lang herrschte in China bitterste Hungersnot, die Anzahl der Hungertoten wird auf mindestens 15 Mio. Menschen geschätzt, manche nennen sogar die Zahl von 45 Mio. Toten (15 Mio. ist die offizielle, von der chinesischen Regierung zugegebene Zahl).
5 Yuan (1960), Papierfabrik Shíqiān, Vorder- und Rückseite.
Die Hauptursache war der misslungene sogenannte „Große Sprung nach vorn“; dazu kamen Naturkatastrophen und das Zerwürfnis zwischen der Volksrepublik und der Sowjetunion. Es mangelte an allem, nicht nur an Lebensmitteln. In den Fabriken wurde eigenes Notgeld gedruckt, mit dem man an bestimmten Kiosken in der Fabrik einige Waren erwerben konnte. Die Geschäfte außerhalb der Fabriken hatten kaum noch etwas zu verkaufen. Von derartigen Fabrikscheinen gibt es aus jenen Jahren Zehntausende verschiedene. Dieses Gebiet ist leider noch völlig unerforscht. Noch kosten derartige Scheine in China nur etwa 1 US-Dollar. Aber das wird sich bald ändern.
Ein Zeugnis für diese schwierige Zeit ist der hier gezeigte Schein. Es ist eine 5-Yuan-Note der Papierfabrik im Kreis Shíqiān (石阡县), Provinz Guìzhōu (贵州省). Der Druck ist recht primitiv, Sicherheitsmerkmale gibt es nicht. Wegen Papiermangels (in einer Papierfabrik!) hat man schon für andere Zwecke verwendetes, auf der einen Seite bedrucktes Papier genommen!
Unter der Ausgabestelle steht 流通券, das heißt „umlaufendes Geld“. An der Unterkante finden wir das Datum 一九六〇年 = Jahr 1960. Über dem Datum finden wir 只准厂内通用 = „nur innerhalb der Fabrik zu benutzen“.
Erwin Beyer
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