Auf einer Halbinsel am Schertingsee hatte 1280 der Deutsche Orden eine sog. "Prußenburg" aus Holz errichtet, die später durch einen Steinbau ersetzt wurde. Das hier gegründete Mohrungen erhielt seinen Namen wahrscheinlich nach dem Ort Morungen bei Sangerhausen, von wo aus sich Siedler hier im ostpreußischen Oberland niedergelassen haben, die durch den Lokator Peter von Sumpf aus Thüringen an den Schertingsee geholt wurden.
Im Südharz gab es eine Burg, wo der zu seiner Zeit bekannte Minnesänger Heinrich von Morungen gelebt hatte.
Abb. 1: Alte Reklamemarke mit dem Stadtwappen von Mohrungen / Provinz Ostpreußen / Regierungsbezirk Königsberg.
1327 erhielt Mohrungen durch den Komtur von Elbing, Hermann von Oettingen, das Stadtrecht verliehen, war ab 1525 Sitz eines Hauptamtes und ab 1752 Kreisstadt.
Bereits 1595 hatte die berühmte Familie zu Dohna mit dem sog. "Schlösschen" in Mohrungen eine eigene Residenz erbauen lassen.
Im Januar 1807 kam es bei Mohrungen zu einem Gefecht zwischen Russen unter Führung des deutschstämmigen Generals Levin August von Bennigsen und den Truppen des französischen Marschalls Bernadotte, der sich nach seiner Niederlage im Dohna-Schlösschen versteckt haben soll. Bekannt wurde Mohrungen aber vor allem als Geburtsort des berühmten deutschen Dichters, Theologen und Philosophen Johann Gottfried Herder (1744–1803), dessen Geburtshaus noch heute erhalten ist.
Abb. 2: Mohrungen, Teilansicht der Stadt mit den Türmen der Evangelischen Kirche St. Peter und Paul links und des Rathauses rechts.
Abb. 3: Mohrungen, Marktplatz mit Rathaus.
Abb. 4: Mohrungen, Marktplatz mit einer von zwei vor dem Rathaus stehenden erbeuteten Geschützen aus dem Abwehrkampf gegen die 1914 in Ostpreußen eingefallenen Russen und links mit der Zweigstelle der Bank der Ostpreussischen Landschaft.
Abb. 5: Mohrungen, Das sog. "Schlösschen" derer zu Dohna.
Mit dem Bau von Straßen und Eisenbahnlinien war Mohrungen zu einem wirtschaftlichen Zentrum im Oberland geworden. Es existierten u. a. eine Maschinenfabrik, eine Fassfabrik, eine Eisenbahn-Reparaturwerkstätte, eine Haus- und Küchengeräte-Fabrik, ein Sägewerk, eine Färberei, ein Verlag, eine Brauerei und eine Likörfabrik.
Ende des Ersten Weltkriegs hatte die Stadt rund 5.000 Einwohner.
Abb. 6: Der ostpreußische Landkreis Mohrungen im preußischen Regierungsbezirk Königsberg i. Pr. im Jahr 1910.
Abb. 7: Die sog. "Kreishäuser" waren Sitz der Kreisverwaltung des Landkreises Mohrungen. Hier hatte auch die Kreiskommunalkasse ihren Sitz, die 1918 und 1923 Notgeld ausgab.
Abb. 8: Gebäude der Kreissparkasse in Mohrungen, wo die 1918 ausgegebenen Gutscheine des Kreises eingelöst werden konnten.
Notgeld der Kreiskommunalkasse in Mohrungen
Wie viele andere deutsche Städte und Kommunalverbände, gab die Kreiskommunalkasse Mohrungen am Ende des Ersten Weltkriegs eigenes Notgeld aus. Zum Kreis Mohrungen gehörten 1905 drei Städte (Mohrungen, Liebstadt und Saalfeld), 110 Landgemeinden sowie 103 Gutsbezirke mit insgesamt 1.265 qkm und über 52.000 Einwohnern.
Am 9. November 1918 hatte man in Berlin die Republik ausgerufen, das Notgeld für den Kreis Mohrungen war auf den 10. November datiert und am 11. November folgte der folgenreiche Waffenstillstand von Compiègne.
Abb. 9: Mohrungen, Kreiskommunalkasse, Gutschein zu 50 Pfennig vom 10. November 1918, Vorderseite, Druck einseitig, mit Prägestempel, Sammlung Grabowski.
Abb. 10: Mohrungen, Kreiskommunalkasse, Gutschein zu 5 Mark vom 10. November 1918, Vorderseite, Druck einseitig, mit Prägestempel, Sammlung Grabowski.
Abb. 11: Mohrungen, Kreiskommunalkasse, Gutschein zu 10 Mark vom 10. November 1918, Vorderseite, Druck einseitig, mit Prägestempel, Sammlung Karpinski.
Abb. 12: Mohrungen, Kreiskommunalkasse, Gutschein zu 20 Mark vom 10. November 1918, Vorderseite, Druck einseitig, ohne Prägestempel, Sammlung Grabowski.
Ausgegeben wurden einheitlich gestaltete, einseitig bedruckte Gutscheine in Nennwerten zu 50 Pfennig sowie 5, 10 und 20 Mark. Damit wollte man sowohl dem Kleingeldmangel, wie auch dem Mangel an Zahlungsmitteln in Mark-Beträgen – damals Großnotgeld genannt – begegnen. Die Scheine wurden auf Papier mit Fabrik-Wasserzeichen "NORMAL 3b MARGGRAFF WOLFSWINKEL" gedruckt, oft sind aber kein oder nur Teile des Wasserzeichens sichtbar, weil es sich um kein Flächen-Wasserzeichen handelt, sondern der Schriftzug nur in größeren Abständen im Papier verteilt ist. Als wichtigstes Sicherheitsmerkmal fungieren Präge- oder Trockenstempel. Es wurden zwei verschiedene benutzt: "KREISAUSSCHUSS DES KREISES * MOHRUNGEN *" mit 22,5 mm sowie "KGL. PREUSSISCHES LANDRATSAMT * MOHRUNGEN *" (Adler mit Krone und Zepter) mit 34,5 mm Durchmesser. Der Druck erfolgte bei der Firma Reinhold Kühn in Elbing.
Scheine ohne Prägestempel und/oder Kontrollnummer sind wahrscheinlich Reststücke, die an Sammler abgegeben worden sind. Die Gutscheine kommen heute noch recht häufig vor.
Notgeld des Magistrats der Stadt Mohrungen
Abb. 13: Arthur Weyde (1889–1936) war 1916 im Alter von erst 27 Jahren Bürgermeister von Mohrungen geworden. Seine Handunterschrift findet sich auf städtischen Notgeldscheinen.
Als Bürgermeister machte er sich sehr verdient um die Stadt, ließ u. a. das Herderhaus restaurieren und gründete eine Landwirtschaftsschule.
Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten wurde er 1933 wegen "politischer Unzuverlässigkeit" aus dem Amt entfernt. Seine Frau war Halbjüdin und er selbst Mitglied einer Loge.
Arthur Weyde starb 1936 bei einem tödlichen Unfall.
Ab Herbst 1922 musste auch die Stadt Mohrungen mit voranschreitender Inflation eigenes Notgeld emittieren. Wie in dieser Zeit üblich, waren die Scheine nun deutlich einfacher gestaltet. Es wurden Werte zu 200 und 500 Mark mit Datum vom 29. September 1922 ausgegeben. Da die Einlösung durch die Stadtsparkasse Mohrungen erfolgen sollte, wurden die Scheine als Schecks bezeichnet.
Abb. 14: Mohrungen, Magistrat der Stadt, Scheck zu 200 Mark vom 29. September 1922, Vorderseite, Druck einseitig, mit Prägestempel, Sammlung Karpinski.
Abb. 15: Mohrungen, Magistrat der Stadt, Scheck zu 500 Mark vom 29. September 1922, Vorderseite, Druck einseitig, mit Prägestempel, Sammlung Karpinski.
Da der Druck einseitig auf Papier ohne Wasserzeichen erfolgte, waren die einzigen Sicherheitsmerkmale Prägestempel mit dem Motiv des Stadtwappens und der Umschrift "Siegel der Stadt Mohrungen" im Durchmesser von 32 mm sowie zwei Handunterschriften.
Auch hier kommen wieder Reststücke ohne Kontrollnummer und/oder Siegel vor. Diese Scheine sind aber deutlich seltener als die Ausgaben von 1918.
Abb. 14: Mohrungen, Südseite des Marktes, rechts Rathaus, mittig (rechts von der Kirche) das Gebäude der Stadtsparkasse mit dunkler Hausfassade.
Abb. 15: Ausflug der Mitarbeiter der Stadtsparkasse Mohrungen.
Ein Jahr später schlitterte das Land in die sog. "Hochinflation", die nicht zuletzt durch die enormen Reparationsforderungen der Alliierten und die Rheinlandbesetzung durch französische und belgische Truppen befeuert worden war. Jegliches Vertrauen in die deutsche Währung ging verloren und es kamen immer mehr Nullen auf den deutschen Reichsbanknoten hinzu. Weil die Reichsbank trotz Unterstützung durch zahlreiche private Druckereien den stetig steigenden Bedarf an Zahlungsmitteln bei gleichzeitigem Währungsverfall nicht mehr decken konnte, mussten Länder, Provinzen, Bezirke, Kreise, Städte, Gemeinden und sogar Firmen eigenes Notgeld ausgeben, um den Zahlungsverkehr aufrecht erhalten zu können.
Der Magistrat der Stadt Mohrungen gab im August und September 1923 erneut Schecks auf die Stadtsparkasse aus, nun aber auf Beträge zu 100.000, 500.000 sowie 1, 2, 5 und 20 Millionen Mark. Die Gestaltung wurde – sicher wegen der vermeintlich hohen Nominale – aufwendiger ausgeführt. Der Druck erfolgte aber wieder einseitig auf Papier ohne Wasserzeichen. Hergestellt wurden die Scheine beim Verlag mit Druckerei C. L. Rautenberg in Mohrungen. Auch hier blieb es bei den Prägestempeln und Handunterschriften als einzige Sicherheitsmerkmale.
Abb. 16: Mohrungen, Magistrat der Stadt, Scheck zu 500.000 Mark vom 14. August 1923, Vorderseite mit Stadtwappen im Unterdruck, Druck einseitig, mit Prägestempel, Sammlung Karpinski.
Abb. 17: Mohrungen, Magistrat der Stadt, Scheck zu 1 Million Mark vom 14. August 1923, Vorderseite mit Schlachtszene und Stadtwappen im Unterdruck, Druck einseitig, mit Prägestempel und Handunterschriften, Sammlung Karpinski.
Abb. 18: Mohrungen, Magistrat der Stadt, Scheck zu 5 Million Mark vom 22. August 1923, Vorderseite mit historischer Szene im Unterdruck, Druck einseitig, mit Prägestempel und Handunterschriften, Sammlung Karpinski.
Abb. 19: Mohrungen, Magistrat der Stadt, Scheck zu 2 Million Mark vom 25. August 1923, Vorderseite mit historischer Szene im Unterdruck, Druck einseitig, mit Prägestempel und Handunterschriften, Sammlung Karpinski.
Das besondere Sicherheitsmerkmal
Im Oktober 1923 steuerte die Inflation auf ihren Höhepunkt zu. Nun mussten Werte in Milliarden-Beträgen ausgegeben werden. Dem Magistrat der Stadt Mohrungen war sicher nicht wohl bei dem Gedanken, dass seine nun wieder sehr schlicht gestalteten Scheine, was natürlich der Eile geboten war, womöglich hätten leicht gefälscht werden können. Schließlich musste die Stadt für die Einlösung haften. Flächen-Wasserzeichenpapier und aufwendigere Motive konnten sich zu dieser Zeit nur wirklich große und reiche Städte leisten, wenn das Papier überhaupt verfügbar und die Zeit ausreichend war.
Die Stadtväter von Mohrungen setzten auf ein Sicherheitsmerkmal, das definitiv einzigartig und kaum zu fälschen war: Fingerabdrücke! Die machten schließlich schon seit Beginn des Jahrhunderts von sich reden, weil eine immer moderner werdende Kriminalistik mit ihrer Hilfe zahlreiche Verbrechen aufklären konnte, deren Täter zuvor nie entdeckt worden wären.
Wer letztlich auf die Idee kam, die städtischen Notgeldscheine Mohrungens vom Oktober 1923 mit Fingerabdrücken gegen Fälschungen zu sicher, ist nicht bekannt. Die Idee könnte sowohl aus dem Rathaus, als auch aus der Druckerei gestammt haben. Verblüffend ist aber, dass die Stadt dadurch mit einfachsten Mitteln einen kaum zu knackenden Fälschungsschutz erzeugte und man muss sich fragen, warum nicht auch viel mehr andere Notgeld ausgebende Kommunen in Deutschland auf die gleiche Idee gekommen sind. Bekannt sind nur noch wenige andere Ausgabestellen (Aurich, Haßlinghausen, Hildburghausen/Thür., Münster in Westfalen und Olpe). Das sichert den Mohrunger Notgeldscheinen der Hochinflation eine Sonderstellung, weshalb ich hier auch gern etwas ausführlicher darüber berichte.
Abb. 20: Mohrungen, Magistrat der Stadt, Geldersatzschein über 5 Milliarden Mark vom 25. Oktober 1923 mit Fingerabdruck in Druckfarbe, Druck einseitig, Sammlung Karpinski.
Abb. 21: Mohrungen, Magistrat der Stadt, Geldersatzschein über 50 Milliarden Mark vom 25. Oktober 1923 mit Fingerabdruck in Druckfarbe, Druck einseitig, Sammlung Karpinski.
Abb. 22: Mohrungen, Magistrat der Stadt, Geldersatzschein über 100 Milliarden Mark vom 27. Oktober 1923 mit Fingerabdruck in Druckfarbe, Druck einseitig, Sammlung Karpinski.
Ausgegeben wurden Nominale zu 5, 20 und 50 Milliarden Mark mit Datum vom 25. Oktober sowie 100 Milliarden Mark vom 27. Oktober 1923 auf einseitig bedrucktem Papier ohne Wasserzeichen.
Interessant ist, dass die gedruckten Namen für den Magistrat der Stadt bei jedem Wert abweichen. Bei 5 Milliarden finden wir "Günttert" und "Lembke". Die Handunterschrift Günttert sehen wir auch auf Abb. 14/16/17 rechts und die von Lembke auf Abb. 18/19 rechts. Bei dem 20-Milliarden-Schein haben wir die Namen "Seiffart" und "Grunau" für den Magistrat (vgl. Abb. 15 rechts), beim 50-Milliarden-Schein die Namen des Bürgermeisters Weyde (Abb. 14–19 links) und "Grunau" und schließlich bei Schein über 100 Milliarden Mark die Namen "Weyde" und "Szillat". Das ist neben den Fingerabdrücken schon ungewöhnlich genug. Hinzu kommt, dass die Fingerabdrücke unterschiedlich aussehen, und zwar nicht nur unterschiedlich auf den vier verschiedenen Nennwerten, sondern auch unterschiedlich bei Scheinen des gleichen Werts.
Wurden die Fingerabdrücke mit gedruckt? Handelt es sich um immer unterschiedliche Fingerabdrücke von Angestellten der Druckerei?
Tatsächlich wurden die Fingerabdrücke nicht mit gedruckt, sondern erst nach dem Druck als Echtheitsmerkmal aufgebracht. Dazu nutzte man das, was die Polizei auch nutzte, um Fingerabdrücke von Verdächtigen zu nehmen: Eine Art Stempelkissen. Das ging schneller als eine Handunterschrift, die man im Zweifelsfall sogar hätte fälschen können. Die Namen der Vertreter des Magistrats der Stadt sind deshalb hier auch lediglich gedruckt, ohne aufwendige Faksimile zu benutzen.
Die Fingerabdrücke sehen unterschiedlich aus, und tatsächlich stammen sie auch von verschiedenen Personen. Doch auch dahinter verbirgt sich wieder ein System. Jeder Nennwert zeigt unterschiedliche Namens-Kombinationen und jedes Nominal trägt immer einen Fingerabdruck der selben Person. Auch wenn diese Abdrücke bei gleichen Werten auf den ersten Blick ebenfalls unterschiedlich aussehen können, es handelt sich immer um Abdrücke einer Person. Es versteht sich von selbst, dass das Resultat allein von der Art des Aufbringens abhängt. So können waagerechte und senkrechte sowie breitere und schmalere Abdrücke vorkommen. Im Zweifelsfall hätte aber eine polizeiliche Überprüfung schnell jede Fälschung entlarven können, da je Nominal immer nur eine Person die Fingerabdrücke anbrachte, insgesamt also nur vier Personen mit ihrem Fingerabdruck die Echtheit eines Scheins bestätigten. Klaus-Jürgen Karpinski hat in seinem Katalog über das Papiergeld Ostpreußens hierzu Vergleichsabbildungen aufgenommen.
Notgeld des Kreisausschusses von 1923
Auch für den Kreis Mohrungen musste auf dem Höhepunkt der Inflation wieder Notgeld ausgegeben werden. Hier behalf man sich einer Möglichkeit, die auch andere Ausgabestellen zu dieser Zeit nutzten. Man hat Notgeld, das durch die Inflation bereits wertlos geworden war, mit zusätzlichen Überdrucken zu einem höheren Nennwert versehen und wieder in Umlauf gegeben. Einige Städte ließen sogar Serienscheine überdrucken, die nie für den Umlauf, sondern lediglich für den Verkauf an Sammler bestimmt waren, und so als Notgeld kursieren.
Der Kreis Mohrungen konnte lediglich auf die Notgeldscheine der Kreiskommunalkasse vom November 1918 zurückgreifen, von denen noch reichlich Bestände vorhanden waren.
Aus 5 Mark wurden so durch diagonale Überdrucke und zusätzlichen Faksimile-Unterschrifts-Stempel in Rot 5 Milliarden Mark, aus 10 Mark 10 Milliarden in Rot, aus 20 Mark 20 Milliarden in Rot und aus 5 Mark durch grünen Überdruck 50 Milliarden Mark. Ein neues Datum erhielten die Scheine nicht.
Abb. 23: Mohrungen, Kreisausschuß Mohrungen, Gutschein zu 5 Milliarden Mark ohne neues Datum (1923), Überdruck und Faksimile-Unterschrift rot, Sammlung Karpinski.
Abb. 24: Mohrungen, Kreisausschuß Mohrungen, Gutschein zu 10 Milliarden Mark ohne neues Datum (1923), Überdruck und Faksimile-Unterschrift rot, Sammlung Karpinski.
Abb. 25: Mohrungen, Kreisausschuß Mohrungen, Gutschein zu 20 Milliarden Mark ohne neues Datum (1923), Überdruck und Faksimile-Unterschrift rot, Sammlung Karpinski.
Abb. 26: Mohrungen, Kreisausschuß Mohrungen, Gutschein zu 50 Milliarden Mark ohne neues Datum (1923), Überdruck und Faksimile-Unterschrift grün, Sammlung Karpinski.
Serienscheine hat die Stadt Mohrungen nicht ausgegeben. Von den damals sog. "Neppscheinen" gab es ohnehin nur wenige Ausgabestellen in Ostpreußen, und die meisten der wirklich abgegebenen Scheine erinnern an die Zerstörungen durch die sog. "Russeneinfälle" zu Beginn des Ersten Weltkriegs oder an die Volksabstimmungen zur staatlichen Zugehörigkeit in den sog. Abstimmungsgebieten (Regierungsbezirk Allenstein) nach dem Krieg. Auch Notmünzen wurden in Mohrungen nicht ausgegeben.
Die Notgeldgeschichte Mohrungens war 1923 vorbei. Nur 22 Jahre später mussten die Deutschen östlich von Oder und Neiße sowie aus dem Sudetenland ihre Heimat verlassen. Zwei Millionen Menschen verloren dabei ihr Leben. Damit endeten auch Jahrhunderte deutscher Geschichte und Kultur Ostpreußens und Mohrungens.
Heute gehört die Stadt, die einst Mohrungen war, zu Polen und wird von den neuen Bewohnern Morąg genannt.
Hans-Ludwig Grabowski
Der Erinnerung an die Heimatstadt meines Vaters gewidmet!
Literatur:
Karpinski, Klaus-Jürgen: Ostpreussisches Papiergeld vom 19. Jahrhundert bis 1923, Gietl Verlag, Regenstauf 2009
Kreisgemeinschaft Mohrungen: Zwischen Narien und Geserich – Bilder aus dem Kreis Mohrungen, Kommissionsverlag G. Rautenberg, Leer (Ostfriesland) 1982
Deutsches Reichs-Adressbuch für Industrie, Gewerbe, Handel und Landwirtschaft – Sonderband II – Provinzen Pommern, Posen, Ostpreussen, Westpreussen, Schlesien, Verlag Rudolf Mosse, Berlin 1919
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