Einmal abgesehen von der allerersten Serie der von der National Industrial Bank of China (中國實業銀行) ausgegebenen Banknoten sieht man auf allen Scheinen dieses Bankhauses ein galoppierendes Pferd (WPM, CHN-525–534). Dieses Pferd – manchmal sieht es so aus, als würde es fliegen – trägt etwas auf seinem Rücken. Ich habe mich gefragt, was es damit auf sich hat, warum dieses Pferd auf den Banknoten dieser Bank zu finden ist.
Abb.1: National Industrial Bank, 1 Yuan 1931.
Zunächst ist zu sagen, dass sehr viele Banken ihre Noten mit einem bestimmten auffälligen Symbol versahen, damit diese bei der Vielzahl der damals in China umlaufenden Scheine, ausgegeben von den verschiedenen zeitgleich operierenden Banken, sogleich erkannt und zweifelsfrei einem bestimmten Bankhaus zugeordnet werden konnten.
So wählte die “Ningpo Commercial Bank“ (四明銀行) zu diesem Zweck die charakteristisch geformten Sìmíng-Berge, die „China and South Sea Bank“ (中南銀行) eine berühmte, in Peking stehende Sonnenuhr, die „Landbank of China“ (中國墾業銀行) ein bestimmtes, berühmtes Haus in Guangzhou, die „Commercial Bank of China“ (中國通商銀行) einen stehenden Konfuzius, usw.
Das Pferd auf den Banknoten der National Industrial Bank ist kein gewöhnliches Pferd, sondern ein ganz besonderes. Es heißt im Chinesischen 神馬馳海, übersetzt „göttliches Pferd, über das Meer galoppierend“. Also ein Pferd, das über Wasser galoppieren kann. Auf dem Rücken trägt es ein Paket mit Büchern, daher wird es als kenntnisreich und weise angesehen. Das Pferd wird stets so dargestellt, dass es von rechts kommt.
Kein Wunder, dass die Bank dieses mit übernatürlichen Kräften ausgestattete Pferd als Symbol wählte, es sollte den Menschen zeigen: unsere Bank ist wie dieses Pferd, erfolgreich, keiner kann uns einholen, wir schaffen Unglaubliches.
Auch auf einer Note der Bank of Communications (交通銀行) ist dieses Pferd abgebildet, es handelt sich aber um einen nicht mehr ausgegebenen Schein, der ursprünglich von der National Industrial Bank hergestellt worden war, dann aber – als nach der landesweiten Einführung des so genannten „Fǎ bì“-Geldes nur noch die vier Nationalbanken Noten emittieren durften – von der Bank of Communications übernommen und entsprechend überdruckt wurde. Bei dem Schein handelt es sich um den 1-Yuan-Schein von 1935.
Abb. 2: Bank of Communications, 1 Yuan 1935.
Bei der Symbolträchtigkeit dieses Pferdes ist es kein Wunder, dass dieses Motiv als Glücks- und Erfolgssymbol von verschiedenen lokalen Firmen übernommen wurde. So etwa der 2-Chuan-Schein der Firma Wànhéfēng (萬和豐) in Daye (大冶), Provinz Hubei.
Abb.3: Firma Wànhéfēng, 2 Chuan o.D.
Oder der 2-Jiao/20 Cent-Schein der Firma Pānshùntiān (潘順天號) im Kreis Xiapu (霞浦), Provinz Fujian mit Datum MG 17 = 1928. Die Rückseite zeigt den Firmennamen auf English: „PAN SHUN TIEN HAO“, eine aufgestempelte Individualnummer sowie die Angabe „National Currency“.
Abb. 4: Firma Pānshùntiān, 2 Jiao 1928.
Erwin Beyer
Abbildungen: Yangming Auctions, Shanghai, Erlaubnis durch Cai Xiaojun
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