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AutorenbildErwin Beyer

Ein Notgeldschein aus der chinesischen Provinz Húnán

Aktualisiert: 26. März 2021


Vor kurzem sandte mir ein Sammler aus Österreich den Scan eines alten chinesischen Scheins zu und bat um Informationen. Da die Note ein sehr interessantes Design zeigt, möchte ich sie hier vorstellen.

Die Note wurde ausgegeben von einer Privatfirma namens Yǒugōng Táng (友恭堂). Als Datum lesen wir 光緒三十四年吉月吉日 = Jahr 34 der Regierungsepoche Guāngxù, das ist 1908. Die vier letzten Zeichen bedeuten „Monat so und so, Tag so und so“, es wird also kein genaues Datum angegeben.

Auf dem Schein findet sich keine Ortsangabe, doch hat dieselbe Firma –ebenfalls im Jahr 1908 – noch einen Schein über 100 Wen (im Deutschen oft auch als 100 Cash wiedergegeben.) ausgegeben, und auf diesem steht als Ortsangabe „益陽四里“, also Yìyáng Sìlǐ. Yìyáng ist eine Stadt in der Provinz Húnán, Sìlǐ ist der Name eines Stadtviertels von Yìyáng.

Die Wertbezeichnung lautet 1 Chuan,

im Englischen „1 String“ genannt.









Die Cashmünzen aus Kupfer hatten bekanntlich im Zentrum ein viereckiges Loch, eine Schnur mit 1000 solcher Münzen war „1 Chuàn“ bzw. „1 String“. Das chinesische Zeichen für „Chuàn“ ist 串. Man sieht die Schnur und zwei daran aufgereihte Cashmünzen.

In der Wertzeile, das ist die vertikale Zeile in der Mitte der Note, findet sich ein so genanntes „Komplexzeichen“, es ist aus zwei Zeichen zusammengesetzt. Das eine Zeichen lautet 九, wobei der rechte Bogen in die Länge gezogen ist. Über diesem Bogen sieht man kleine Striche, zwei waagerechte und einen senkrechten. Das bedeutet „7“,

in der damals üblichen Kurzschreibweise von Geschäftsleuten. Das „Komplexzeichen“ meint also „97“. Das heißt, wenn man die 1 Chuàn-Note in Kupfermünzen umtauscht, erhält man nicht 1000 Münzen, sondern nur 970.

Wie die meisten chinesischen Scheine der damaligen Zeit zeigt auch der vorliegende

ein vertikales Format. Auf der Vorderseite oben sieht man eine Straßenwalze. Der Text (Datumzeile, Wertzeile, Individualnummer) ist eingerahmt von neun Tieren, die Löwen darstellen sollen, auch wenn sie nicht so aussehen. Der Löwe, der in China nie wild vorkam, war in der Qingzeit ein Symbol für Macht, Kraft und Schutz und neben Phönix-Vogel und Drache ein beliebtes Motiv auf Geldscheinen.

Links unten sehen wir noch sechs Schriftzeichen, nämlich 慶義石印局石印 = „lithographisch gedruckt von der Lithographie-Druckerei Qìngyì“.


Erwin Beyer

Abb. Rudolf Richter

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