Vor einiger Zeit erwarb ich bei einem bekannten Banknotenhändler eine Banknote zu 50 Deutsche Mark der Deutschen Notenbank Ausgabe 1948[1] in gebrauchter Erhaltung, die einen interessanten Fehler aufweist: Bei genauem Hinsehen liest sich das Ausgabedatum 1948 als "1943". Der Schein hat die Kontrollnummer T9954341, stammt also aus dem Schlusskreis der Kontrollnummer des letzten Serienbuchstabens T der ersten Auflage[2] dieser Note. Auf eine Manipulation oder Fälschung deutet bei dem Schein nichts hin.
Abbildung – 50 Deutsche Mark der Deutschen Notenbank 1948.
1. Ausgabe mit Fehler „1943“ statt 1948.
Abbildung: Ausschnitt – hier ist der Fehler deutlich zu erkennen.
Natürlich wurde diese Banknote nicht bereits 1943 gedruckt, sondern im Zuge der Vorbereitung der Währungsreform in der Sowjetischen Besatzungszone vom Juni 1948 im Frühjahr 1948. Die Erstauflage der Ausgabe 1948 der Deutschen Notenbank – ab 1951 erfolgte im VEB Deutsche Wertpapierdruckerei in Leipzig die Herstellung einer druck- und sicherheitstechnisch leicht verbesserte zweite Auflage, die an den Plattennummern auf der Vorder- und Rückseite der Scheine sowie an einem geänderten Typ der Kontrollnummern zu erkennen ist – wurde durch zwei Druckereien hergestellt: Die Werte von 50 Deutsche Pfennig bis 20 DM in der UdSSR (vermutlich durch die staatliche Wertpapierdruckerei Goznak), die Werte zu 50, 100 und 1000 DM durch die seit 1945 unter sowjetischer Verwaltung stehende und im Frühjahr 1948 verstaatlichte Wertpapierdruckerei Giesecke & Devrient mit Sitz in Leipzig[3]. Gut erkennbar ist das an der Schrifttype der Serie und Kontrollnummer: Während die Schrifttype der in der UdSSR gedruckten Wertstufen denen der zeitgenössischen sowjetischen Banknoten entspricht, stimmt die Schrifttype der von Giesecke & Devrient gedruckten Noten mit denen von der Druckerei auch bei anderen Druckaufträgen verwendeten Numeratoren (etwa bei den 1936 für den Banco de España hergestellten Scheinen[4]) überein.
Handelt es sich bei der 50-DM-Banknote „1943“ um einen Einzelfall, oder liegt ein serieller Fehler vor, der eine Katalogisierung rechtfertigen würde? Und vor allem – wie konnte es zu diesem Fehler kommen?
Wie sich aus Produktionsübersichten des VEB Deutsche Wertpapierdruckerei von Anfang 1950 ergibt, die im Sächsischen Staatsarchiv in Leipzig erhalten sind, konnte die Druckerei zu diesem Zeitpunkt nur zwei Drucktechniken ausführen: Buchdruck und Offsetdruck[5].
Bei den von Giesecke & Devrient für die Deutsche Notenbank gedruckten Scheinen der ersten Auflage 1948 kamen beide Techniken zum Einsatz: Auf einen in Offset gedruckten Untergrund wurden in einem zweiten Druckgang mit einer Hauptplatte im Buchdruck Guillochenrahmen, Text und Wertangaben aufgebracht. Bei kassenfrischen Scheinen ist die Prägung des Buchdrucks der Hauptplatte in das Papier sichtbar, wenn man den Schein gegen das Licht hält, sowie fühlbar im Papier gerade im Bereich der Wertangaben und der Ziffernguilloche auf der Vorderseite. Der fehlerhafte Text „1943“ ist in Buchdruck ausgeführt.
Beim Buchdruck handelt es sich um ein sogenanntes direktes Druckverfahren: Die Bildstellen der Druckform stehen erhaben (= auf der Druckplatte hoch), sie werden eingefärbt und übertragen die Druckfarbe direkt auf das Papier. Beim Offsetdruck dagegen handelt es sich um ein sogenanntes indirektes Druckverfahren. Hier wird das Druckbild nicht direkt auf das Papier aufgebracht, sondern zunächst auf einen Übertragzylinder, den Gummituchzylinder, und von dort weiter auf das Papier. Da sich beim Offsetdruck die druckenden und nichtdruckenden Elemente der Druckplatte auf einer Ebene befinden, ist es notwendig druckende und nichtdruckende Stellen abzugrenzen. Dies erfolgt über verschiedene Oberflächeneigenschaften der bebilderten Druckform. Die Druckplatte wird mit einer Emulsion aus Farbe und dem sogenannten Feuchtmittel eingefärbt. Während des Druckprozesses benetzt zunächst das im Emulgat enthaltene und auch das gesondert aufgetragene Feuchtmittel die nichtdruckenden Partien auf der Druckform.
Die Farbbestandteile des Emulgats benetzen dabei allerdings lediglich die druckenden Bereiche, auf denen sich kein Feuchtmittel befindet[6]. Die Unterscheidung der beiden Druckverfahren ist wichtig, wenn nach der Ursache von Druckfehlern gesucht werden soll.
Bei den Ausgaben der Serie 1948 der Deutschen Notenbank gibt es relativ viele Scheine mit Mängeln in der Druckausführung. Das betrifft sowohl die Scheine aus sowjetischer Produktion als auch die in Leipzig gedruckten Wertstufen. Bekannt ist die bei Grabowski unter SBZ-17 F1) katalogisierte Variante der Banknote zu 100 DM 1948, bei der sich die Wertangabe im Zierrahmen rechts auf der Vorderseite statt als „100“ als „180“ liest. Es gibt jedoch weitere Fehler bei den in Leipzig hergestellten Scheinen: Ebenfalls bei der Wertstufe zu 100 DM der Ausgabe 1948 kommen Scheine vor, bei denen auf der Rückseite der Buchstabe „A“ im Straftext teilweise unsauber ausgeführt ist, so dass das Dreieck im Buchstaben „A“ nicht ausgefüllt, sondern weiß erscheint, weil der blaue Druckfarbenauftrag an dieser Stelle fehlt. Sogar eine größere weiße Fehlstelle unterhalb des „M“ in der oberen Zeile des Textes ist bei diesen Scheinen belegt. Anhand der Abfolge der Kontrollnummern lässt sich nachvollziehen, wie viele dieser fehlerhaften Drucke hergestellt wurden[7].
Abbildung: 100 Deutsche Mark der Deutschen Notenbank 1948 mit unsauberer Druckausführung im Strafsatz auf der Rückseite. Anhand der Kontrollnummern ist zu erkennen, über wie viele Scheine sich dieser Fehler fortgesetzt haben.
Abbildung: Ausschnitt der Rückseiten mit fehlerhaftem Strafsatz.
Im Buchdruck deuten die vorstehenden Druckfehler auf eine Verschmutzung der Druckplatte hin, die an dieser Stelle beim Druckvorgang keine (fetthaltige) Farbe aufnehmen konnte, so dass das Papier an dieser Stelle unbedruckt blieb.
Ebenso ist bei der Banknote zu 100 DM Ausgabe 1948 ein unsauberer Farbauftrag im Bereich der Ziffer „8“ des Ausgabejahres 1948 bekannt geworden, so dass diese nicht vollständig ausgedruckt wurde.
Abbildung: 100 Deutsche Mark der Deutschen Notenbank Ausgabe 1948 mit unsauberem Farbauftrag bei der Ziffer 8 der Jahreszahl 1948, der Schein hat die Nummerieng D0591094.
Der vorliegende Fehler bei der Banknote zu 50 DM ist aber ein anderer – hier fehlt ein Teil des Drucks, die Druckplatte hat an Teilen der Ziffer „8“ keine Farbe auf das Papier aufgebracht, so dass der Druck eine „3“ zeigt. Dafür kann es beim Buchdruck mehrere Ursachen geben: Neben einer Verschmutzung, die eine Einfärbung eines Teils der Ziffer „8“ verhinderte, so dass stattdessen eine „3“ gedruckt wurde, könnte auch im Bereich der Ziffer ein Teil der Druckplatte ausgebrochen sein. Zudem wäre es möglich sein, dass bereits die Mutterplatte an dieser Stelle einen Fehler aufwies, der beim Erstellen der Druckplatten unbemerkt übernommen wurde. Dann läge ein Plattenfehler vor. Für einen Plattenfehler könnte sprechen, dass die Kontrollnummer des hier vorliegenden Scheins am Ende des Nummernkreises der letzten Serie T der ersten Auflage liegt und die Druckplatten daher bei Druckausführung möglicherweise bereits stark abgenutzt waren. Für die verbesserte Ausführung des Scheines ab 1951 wurden neue Druckplatten angefertigt, was sich an leichten Veränderungen in den Mustern der Guilloche links über der Wertzahl „50“ erkennen lässt.
Es lohnt sich also, in der eigenen Sammlung einmal die Banknoten der Deutschen Notenbank zu 50 DM Ausgabe 1948 insbesondere mit dem Serienbuchstaben T genauer zu betrachten. Tauchen weitere Scheine mit Datum „1943“ auf? Der Autor freut sich über Rückmeldungen, gerne mit Scan.
Dr. Sven Gerhard
Anmerkungen
[1] Grabowski SBZ-16.
[2] Bekannt sind für die Note zu 50 DM 1948 der ersten Ausgabe die Serienbuchstaben A bis E sowie T. Möglicherweise ist die Serie T erst später hergestellt worden; bei den Noten zu 100 DM Ausgabe 1948 gibt es ebenfalls die Serien A-E, aber keinen weiteren Serienbuchstaben.
[3] Dazu Peter Reissig, DDR-Papiergeld KATALOG UND GESCHICHTE mit Bewertungen (5), moneytrend 2/2011 S. 254 ff.
[4] Pick 110 - 115.
[5] Erst Mitte der 1950er-Jahre bestanden in Leipzig wieder die technischen Möglichkeiten für Stahlstich-Tiefdruck.
[6] Instruktiv zu den einzelnen Druckarten: https://mediencommunity.de/.
[7] Abbildungen mit freundlicher Genehmigung von Stephan Ziegler, Magdeburg.
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