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AutorenbildUwe Bronnert

Eine Billion Mark: Echt – Falsch!

Am 2. November 1923 machte das Reichsbankdirektorium bekannt, dass in den nächsten Tagen eine Reichsbanknote über eine Billion Mark mit dem Datum vom 1. November 1923

in den Verkehr gegeben würde.


Abb. 1: Bekanntmachung


Neben der Reichsdruckerei beteiligten sich fünf weitere Druckereien an der Herstellung dieser Banknote. Die Scheine wurden einseitig auf weißem Papier gedruckt und haben das Format 141 x 65 mm. Der rechtsseitige Schaurand ist braunviolett eingefärbt. In ihm sind orangerote und grüne Fasern eingearbeitet. Gegen eine Lichtquelle gehalten, wird das Wasserzeichen „Eichenlaub mit Kreuzdorn“ sichtbar.

DEU-155 [1]

Druckerei

Druckfarbe [2]

rote Kennnummer

roter Serienbuchstabe

a)

Reichsdruckerei

violett

8-stellig

A, B, C, D, E, F, G, H, J


Firmendruckereien



Firmenzeichen

b)

wahrscheinlich C. F. Müller, Kalsruhe

braun-violett

6-stellig

AF (rot)


J. S. Preuss, Berlin



P (rot)


A. Seydel & Cie. A.-G, Berlin



R (rot)


ungeklärt



X (rot)

c)

C. G. Naumann GmbH, Leipzig

fast schwarz


N (braun)

 

Abb. 2: Deutsche Reichsbank, 1 Billion Mark, 1. November 1923,

Druck: Reichsdruckerei, Vorderseite.


Abb. 3: Deutsche Reichsbank, 1 Billion Mark, 1. November 1923,

Druck: A. Seydel & Cie. A.-G., Berlin, Vorderseite.


Abb. 4: Wasserzeichen „Eichenlaub mit Kreuzdorn“.

 

Im Sommer 1922 ging die Reichsdruckerei notgedrungen dazu über, Banknoten von endloser Papierbahn auf Rotationsmaschinen zu drucken. Für aufwendige Sicherheitsmerkmale fehlte die Zeit. Die sehr einfach gestaltete Hilfsnote zu einer Billion Mark lud förmlich dazu ein, gefälscht zu werden. Sie gehört sicherlich zu den meist gefälschten deutschen Banknoten.

 

In der Regel sind Fälschungen leicht an der (fehlenden/fehlerhaften) Nummerierung, den verwendeten falschen Drucktypen, dem oft flauen Druck und insbesondere dem fehlenden oder falschen Wasserzeichen im Papier zu erkennen. Was aber, wenn das Papier der vermeintlichen Fälschungen das korrekte Wasserzeichen aufweist und auch die Nummerierung der Note dem Original entspricht?

 

Bei dem zu betrachtenden Falsifikat trifft dies alles zu. Der oder die Fälscher verwendeten für ihre Fälschungen in der Tat echtes Banknotenpapier. Dazu entfärbte sie die ebenfalls nur einseitig bedruckten grünen 100-Millionen-Mark-Banknoten mit Ausgabedatum vom

22. August 1923, die Anfang November 1923 faktisch wertlos waren. Mit 150 x 85 mm war dieser Schein jedoch zu groß. Daher wurde aus ihr ein Schein mit der passenden Größe geschnitten, wobei die Kontrollnummer, die dem Entfärbungsprozess standhielt, weiterverwendet wurde.

 

Abb. 5: Deutsche Reichsbank, 100 Millionen Mark, 22. August 1923, Druck: Reichsdruckerei, Vorderseite.


Abb. 6: Falsifikat der Note zu 1 Billion Mark vom 1. November 1923.


Abb.7: Die Papierfläche, die für die Fälschung benötigt wurde.

 

Bei genauer Betrachtung der Fälschungen fallen einige Abweichungen gegenüber dem Original auf:

  • Die Druckfarbe ist schwarz statt violett.

  • Die kleinen Buchstaben des Strafsatzes, die faksimilierten Unterschriften sowie die beiden Siegel wurden unsauber gedruckt und wirken leicht verschwommen.

  • Überhaupt wirkt der Druck flau, dies gilt auch für Serienbuchstabe und achtstellige Kontrollnummer, die vom Schein zu 100 Millionen Mark übernommen wurden. Durch die chemische Behandlung litt jedoch ihre Farbe.

  • Beim Original endet die Kontrollnummer (oberhalb) mit der Wertzeile, beim Falsifikat steht die letzte Ziffer oberhalb am Beginn des „k“ von Mark.

  • Auf dem rechtsseitigen Schaurand fehlt die braunviolette Einfärbung. Dafür sind schwach noch Teile der ursprünglichen Note – 100 – sichtbar; und auch am linken Rand ist verschwommen noch der alte Strafsatz zu erahnen.


Abb. 8: Rechter Schaurand mit ursprünglichem Druck.

 

Abschließend werden noch einige weiter Beispiele von historischen Fälschungen gezeigt:

 

Abb. 9: Fälschung 2. Vorderseite. Leicht erkennbar am fehlenden Wasserzeichen.


Abb. 10.1: Fälschung 3. Vorderseite. Leicht erkennbar am rückseitigen Aufdruck des „Wasserzeichens“.


Abb. 10.2: Fälschung 3. Rückseite mit aufgedrucktem Wasserzeichen.


 Abb. 11: Fälschung 4. Vorderseite. Auch hier fehlt das Wasserzeichen, ferner weicht das Äußere stark vom Original ab.

 

Die Reichsbanknote zu 1 Billion Mark vom 1. November 1923 verlor am 6. Juli 1925 ihre Eigenschaft als gesetzliches Zahlungsmittels.

 

Uwe Bronnert

 

Anmerkungen

[1] Hans-Ludwig Grabowski, Die deutschen Banknoten ab 1871, Das Papiergeld der deutschen Notenbank, Staatspapiergeld, Kolonial- und Besatzungsausgaben, deutsche Nebengebiete und geldscheinähnliche Wertpapiere und Gutscheine, 23. überarbeitete und erweiterte Auflage 2023/24, Regenstauf 2023, S. 20 f. und 122.

[2] Dr. Arnold Keller, Das Papiergeld des Deutschen Reiches von 1874 bis 1945, 5. Auflage, Berlin-Wittenau 1956, S. 81, Kat.-Nr. 207.

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