Obwohl die UdSSR als überragender Sieger zusammen mit den Alliierten USA und Großbritannien aus dem fürchterlichsten aller bisherigen Kriege hervorgegangen ist,
war für das Land und seine Bewohner die nun folgende Zeit alles andere als rosig.
Die Nachkriegswirtschaft war gekennzeichnet von fortlaufend verstärkter Militarisierung und durch die schrecklichen Verwüstungen des Krieges hervorgerufener Armut und Verzweiflung. Ein ineffizientes Rationierungssystem, sowie die Anwendung von Zwangsmaßnahmen zur Mobilisierung von Arbeitskräften wurden außerdem den berechtigten Hoffnungen der einfachen Menschen noch immer nicht gerecht.
Die Folgen des Krieges waren besonders auch im Staatshaushalt spürbar und hauptsächlich durch einen stark vermehrten Papiergeld-Umlauf getragen worden.
Das Ergebnis war dementsprechend eine Inflation der Landeswährung.
Die Währungsreform
Betroffen von der Außerkurssetzung waren folgende Geldzeichen der UdSSR :
Staatliche Währungsnoten von 1923 (ab Pick Nr.: 181)
Staatstresornoten von 1928–1934 (ab Pick Nr.: 206)
Und von 1938 (Pick Nr.: 213–215 = 1, 3 und 5 RUBEL)
Bemerkenswert ist bei allen drei Banknoten der Ausgabe 1938 das deutlich militärische Erscheinungsbild!
Banknoten Pick Nr.: 213, 214, 215
Staatstresor-Noten der Ausgabe 1938 zu 1, 3 und 5 Rubel
Um die umlaufende Geldmenge zu reduzieren, ließ die Staatsführung der UdSSR eine neue Banknotenserie drucken und entwertete gleichzeitig die alten Scheine.
Der Finanzkommissar der Kriegszeit, Arsenij Swerew, behauptete, dass er eine solche Maßnahme bereits während des Kriegs vorgeschlagen hatte, aber 1943 wurde beschlossen, eine solche Währungsreform erst nach dem Krieg durchzuführen.
Jetzt wurden die Stabilisierung der Finanzen und die Abschaffung des Rationierungssystems zu einer Frage von großer politischer Bedeutung!
Am 14. Dezember 1947 um 18 Uhr wurde im Radio und am nächsten Tag in der Presse die Durchführung einer Währungsreform und die Abschaffung der Lebensmittelkarten bekannt gegeben.
Die neuen Geldscheine der UdSSR
Banknote Pick Nr.: 218, 3 RUBEL 1947 (Typ I)
Staatstresor-Noten in zwei Typen des Staatswappens : im Jahr 1947 ausgegebene mit 8 + 7 Bandschleifen im Staatswappen rechts & links, da noch 15 Unionsrepubliken bestanden.
Banknote Pick Nr.: 217, 1 RUBEL 1947 (Typ II)
Die in der gleichen Art gestalteten, mit Jahreszahl 1947, aber erst 1957 ausgegebenen Scheine, zeigen nun nur noch 14 solcher Bandschleifen, die die bestehenden Unionsrepubliken repräsentieren. Die Karelo-Finnische SSR bestand seit dem 16.7.1956 nicht mehr.
Weitere Nominale dieser Gestaltungsart gab es zu 3, 5 und 10 RUBEL (Pick Nr.: 218–221)
Auffällig ist bei den drei Noten des Jahres 1947, dass sie eine frappierende Ähnlichkeit mit einer Serie zaristischer Geldscheine aufweisen, die in den Jahren 1903 bis 1917 mit 3, 5 & 10 Rubel im Umlauf waren. ( siehe Pick Nr.: 9–11)
Über Nacht, vom 14. auf den 15. Dezember 1947, wurden die Ersparnisse vieler Bürger entwertet. Für 10 alte Rubel Bargeld bekamen sie nur noch 1 Rubel ausgehändigt.
Bei Bankguthaben war ein kompliziertes System vorgesehen.
Es sollte ein Schlag gegen die "Spekulativen Elemente" sein, die große Geldvorräte angehäuft hätten. Gerade dieser Kreis hätte doch jede Möglichkeit gehabt, trotz dieser schweren Zeit, sein überschüssiges Bargeld in wertbeständige Güter anzulegen.
Stalin versprach der Bevölkerung , dass dies das "letzte Opfer des sowjetischen Volkes" sein werde.
Große Reformen sind immer mit einigen Schwierigkeiten verbunden und so bildete auch die sowjetische Währungsreform keine Ausnahme.
Die neuen Banknoten wurden bereits 1946 gedruckt und dann Ende 1947 ausgegeben.
Gleich zu Anfang erwies sich angeblich ein Großteil der neuen Scheine als fehlerhaft gedruckt und musste erneuert werden. Worin diese Mängel bestanden, ist aber bis heute nicht bekannt geworden.
Banknote Pick Nr.: 232, 100 RUBEL 1947
Die Nominale der Serie waren 10, 25, 50 & 100 RUBEL (Pick Nr.: 226–232.
Diese Staatsbanknoten 1947 gibt es ebenfalls in zwei Typen, mit 14 und 15 Schleifenbändern wie bei den Tresornoten von 1947.
In der Phase des Geldumtauschs kam es im ganzen Lande zu einem mitunter rauschhaftem Konsumverhalten. Die verunsicherten Bürger versuchten, noch möglichst hohe Summen ihres alten Geldes in Industriewaren und haltbare Lebensmittel umzusetzen (Hamsterkäufe).
Im Jahr 1947 betrug das Gehalt eines einfachen Arbeiters oder Büroangestellten etwa 7.000 Rubel im Jahr, ein in der Landwirtschaft Tätiger hatte in dieser Zeit weniger als ein Viertel dieser Summe zur Verfügung!
Am 15. Dezember 1947 trat die Währungsreform in Kraft und Anfang Januar 1948 war sie abgeschlossen.
Alle Noten mit der Jahreszahl 1947, ob staatliche Tresornoten (Schatzscheine) oder Staatsbanknoten hatten bis 1961 Gültigkeit. In diesem Jahr fand am 1. Januar eine erneute kleine Währungsreform, 10 alte RUBEL = 1 neuer Rubel, statt.
Übrigens erhielt im Jahre 1951 zum Beispiel ein Minister ein monatliches Gehalt von 20.000 RUBEL und sein Stellvertreter ca. 10.000 Rubel. Dagegen ein in der Landwirtschaft tätiger einfacher Bauer weniger als 200 RUBEL im Monat.
Meine Darstellungen stützen sich unter anderem auf folgende Quellen :
Kollektiv : "Große Sowjetenzyklopädie", Moskau/Berlin 1957
Popow : "Die Politökonomie der UdSSR", Moskau 1949
Kollektiv : "Geschichte der UdSSR", Moskau 1968
Krause/Mishler : "World Paper Money", Iola 2008
Matthias Böhme
Abb. 213–215 und 217 Matthias Böhme
Abb. 218 und 232 Banknoten Hilmer
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