Etwa 2015 startete die Banque du Liban (BDL), die Zentralbank des Libanon, ein Forschungsprojekt, um die Materialbeschaffenheit einer Banknote im Laufe der Zeit zu untersuchen und deren Haltbarkeit zu messen. Die Haltbarkeit ist der Zeitraum, in dem eine im Umlauf befindliche Banknote noch in einem ausreichend guten Zustand ist, um nach den von der Zentralbank festgelegten Kriterien im Umlauf zu bleiben. Die wichtigsten Faktoren, die sich auf die Haltbarkeit einer Banknote auswirken, sind das Substrat selbst, andere technische Merkmale (z. B. die Lackierung [Varnishing]), die Gewohnheiten der Öffentlichkeit im Umgang mit Banknoten, Klimaschwankungen und alle damit verbundenen Folgen wie Verschmutzung, Feuchtigkeit usw. Die Haltbarkeit variiert je nach Nennwert: Kleinere Stückelungen sind häufiger im Umlauf als größere und werden häufiger bei Transaktionen verwendet.
Banque du Liban: 1000 Livres von 2016, Papier, Serie K99 (Replacement Note, Austauschnote), Vorder- und Rückseite.
Banque du Liban: 1000 Livres von 2016, Papier, Serie K99 (Replacement Note, Austauschnote), Vorder- und Rückseite unter UV-Licht.
Für diese Tests wurde die 1000-Livres-Banknote ausgewählt. In einer Arbeit mit dem Titel "Banknote Substrate Durability: A live circulation comparative study", die von Georges Chaloub und Mazen Hamdan, beide von der Abteilung Bargeldoperationen der BDL, verfasst und vor Beginn der Tests veröffentlicht wurde, sollten elf Gruppen von Testbanknoten (eine Million Banknoten pro Testtyp), die sieben verschiedene Substrate und Variationen der Lackierung und des Stichtiefdrucks (Intaglio-Drucks) repräsentieren, vorbereitet und zusammen mit den bereits zirkulierenden Baumwollbanknoten in Umlauf gebracht werden. Die elf Millionen Testbanknoten hätten das gleiche Design wie die im Umlauf befindlichen Baumwollbanknoten, so dass die breite Öffentlichkeit den Unterschied kaum bemerken würde.
Die 1000-Livres-Banknote aus dem Jahr 2016 (Linzmayer BNB B541, Pick 90) wurde mit den Präfixen K01–K22 und K99 (Ersatzpräfix) ausgegeben und zumeist auf traditionellem Baumwollpapier gedruckt. Die Testbanknoten, von denen fast alle mit dem Präfix K22 beginnen, kamen zwischen 2016 und 2018 in Umlauf. Derzeit ist nicht bekannt, ob alle elf Millionen Testbanknoten sofort ausgegeben wurden oder ob die Einführung über einen Zeitraum von einigen Monaten oder einigen Jahren erfolgte. Die Testbanknoten wurden anschließend auf ihre Haltbarkeit geprüft, als sie nach ihrem Umlauf an die Bank zurückgekehrt sind.
Die folgenden Substrate wurden getestet:
AST™ von Crane Currency. AST (Anti-Soiling Technology) ist eine polymere Chemikalie, die die Baumwollfasermatrix verbessert, indem sie eine Barriere gegen Verschmutzungen und Feuchtigkeit bildet und die Bindung zwischen den Fasern verbessert.
Diamone von Arjowiggins Security. Das Diamone-Substrat besteht zu 8 bis 15 % aus synthetischen Fasern, der Rest ist Baumwolle. Es wurde entwickelt, um die physikalische Haltbarkeit einer Banknote zu erhöhen und damit ihre Lebensdauer gegenüber der Diamone-Anti-Schmutz-Behandlung weiter zu verlängern.
LongLife™ von der Papierfabrik Louisenthal. Das LongLife™-Durable-Papier von Louisenthal nutzt Hochleistungstechnologien, um Schmutz, verschüttete Flüssigkeiten und Schweiß abzuweisen. Flüssigkeiten auf einer LongLife™-Banknote können einfach abgewischt werden.
Platinum von De La Rue. Es sind keine weiteren Informationen verfügbar.
Hochbeständiges, chemisch behandeltes Papier von Goznak. Es sind keine weiteren Informationen verfügbar.
Hybrid™ von der Papierfabrik Louisenthal, ein Polymer-Papier-Polymer-Substrat. Der innere Baumwollkern von Hybrid™ kann mit Wasserzeichen, Sicherheitsfäden und maschinenlesbaren Elementen versehen werden, um das Banknotensubstrat vor Fälschungen zu schützen. Anschließend wird es von einer ultradünnen, aber robusten Polyesterfolie umhüllt. Hybrid™-Banknoten sind langlebig und widerstehen selbst in tropischem Klima und anderen schwierigen Umlaufbedingungen Verschmutzungen, Reißen und Knicken.
SRT von Landqart AG. SRT bezieht sich auf eine schmutzabweisende Technologie. Es sind keine weiteren Informationen verfügbar.
Banque du Liban: 1000 Livres von 2016, Hybrid, Serie K228, Vorder- und Rückseite.
Banque du Liban: 1000 Livres von 2016, Hybrid, Serie K228, Vorder- und Rückseite unter UV-Licht.
Aufgrund ihrer abweichenden Haptik wurde die Hybrid™-Testbanknote (Nr. 6) Anfang 2018 von Sammlern im Libanon entdeckt, was bedeutet, dass sie Ende 2017 oder Anfang 2018 in Umlauf gebracht wurde. Die Hybrid™-Testbanknoten der Papierfabrik Louisenthal beginnen alle mit dem Präfix K228. Die Sammler wussten, dass es sich hier um eine spezielle Banknote handelte, aber die meisten wussten zu diesem Zeitpunkt nichts oder nur wenig über die Details des Forschungsprojekts. Die Bank hat inzwischen bestätigt, dass es sich bei allen Banknoten, die mit K228 beginnen, um diese Hybrid™-Testbanknote handelt. Für die Präfixe der anderen 10 Testbanknoten liegen noch keine Informationen bzw. Bestätigungen vor.
Die Abbildungen zeigen eine normale Baumwollbanknote (Ersatzpräfix K99) und die seltene Polymer-Papier-Polymer-Hybrid-Testbanknote (Präfix K228). Neben dem Substrat und der Haptik ist der einzige weitere auffällige Unterschied die Fluoreszenz der Kontrollnummer unter UV-Licht. Meiner persönlichen Meinung nach ist diese Hybrid-Variante die spannendste und auffälligste Variante.
Donald Ludwig (polymernotes.org)
Hauptquelle: "Banknote Substrate Durability: A live circulation comparative study," Georges Chaloub und Mazen Hamdan (beide aus der Abteilung Bargeldoperationen der BDL), Januar 2015. Vorgestellt bei der "Banknote 2016 – The Definitive Banknote Industry Forum" im Mai 2016, online gestellt im Januar 2016. https://currencyaffairs.org/meet-our-members/
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