Im März dieses Jahres präsentierte uns eine Privatperson Banknotendruckplatten[1] und fragte, ob diese überhaupt etwas wert seien, da sie ja nicht aus einem edlen Metall bestehen, wenig attraktiv aussehen und sich zudem spiegelverkehrt zeigen, was die Lesbarkeit zusätzlich erschwere. Eine dieser Druckplatten soll an dieser Stelle genauer untersucht werden.
Abb. 1: Druckplatte im Originalzustand, ca. 15 x 9,2 cm, Druckbereich 12,1 x 6 cm. 179,18 g. Zink. Gitterartige Kratzer sorgen dafür, dass eine weitere Verwendung unmöglich ist.
Als einfachster Weg, sich auf solch filigranen Strukturen zurechtzufinden, entpuppt sich jeweils, die fotografierte Platte horizontal zu spiegeln und Helligkeit und Kontrast so gut wie möglich zu verbessern.
Abb. 2: Druckplatte gespiegelt und bearbeitet.
Damit fiel die Bestimmung recht leicht. Es handelt sich um eine Vorderseiten-Druckplatte des jungen Staates Tschechoslowakei mit Datum des Gesetzes und demselben Ausgabedatum, 10. April 1919, sowie Unterschrift "Novak". Eine Künstlersignatur ist nicht zu sehen.
Abb. 3: Detailausschnitt vergrößert mit Datum, der Wert- und Währungsangabe und Unterschrift.
Wer sich bei den Banknoten der Tschechoslowakei auskennt, findet schnell einmal eine ähnliche Banknote, welche das gleiche Format aufweist. Sie ist ebenfalls mit Gesetzesdatum 10. April 1919, jedoch Ausgabedatum 28. September 1921, aber derselben Unterschrift und anderen besonderen Merkmalen versehen, dass man geradezu darüber stolpern muss.
Abb. 4: Tschechoslowakei, 5 Kronen vom 28. September 1921. Václavík[2] 18 / SCWPM (Pick) 15.
Die Banknote wurde vom Künstler Jaroslav Benda entworfen und in der Druckerei Česká grafická únia in Prag hergestellt. Laut Pick erfolgte die Ausgabe ab dem 26. Mai 1924 und die Noten blieben gültig bis zum 30. Juni 1933. Die Vorderseite zeigt im Medaillon links den tschechischen Philosophen und Theologen Johann Amos Comenius[3] (1592–1670).
Der Künstler hat als Vorlage vermutlich einen der häufig anzutreffenden Kupferstiche genommen. Es stellt sich die Frage, ob auch für das Druckplattenbild eine Vorlage bekannt ist. Ein Vergleich beantwortet das umgehend.
Abb. 5: Ausschnitt Porträt von Johann Amos Comenius und Ölgemälde[4] als mögliche Vorlage.
Als weitere auffällige Merkmale müssen im Vergleich ganz klar die Verzierungen und die Wertziffern "5" in den vier Ecken hinzugezogen werden. Da stimmen Druckplatte und die 1921 ausgegebene Banknote weitestgehend überein.
Wenden wir uns noch dem Künstler Jaroslav Benda (1882–1970) zu. Nach der künstlerischen Ausbildung an der Schule für Angewandte Kunst (1907–1912) machte er schnell Karriere und wurde 1920 Professor an der Kunstgewerbeschule, wo er 1926–1928 gleichzeitig Rektor war. Er gilt als bedeutender tschechischer Grafiker und Maler, der nicht nur für Banknoten verantwortlich zeichnete, sondern auch Briefmarken und Münzen, wie etwa die berühmten Dukaten (inkl. Mehrfachstücke) von 1929–1939, entwarf. Er lebte immer in Prag.
Abb. 6: Dukat 1923, Münzstätte Kremnitz, geprägt 1923-1938 (1939, 1951). Friedberg 2.
Alle Hinweise und Vergleiche führen schlussendlich zur Ansicht, dass die Druckplatte ein bereits fortgeschrittenes Stadium zu einer Banknote über 5 Korun darstellt, welche dann aber doch nicht für das Endprodukt in Anwendung kam. Der Entwurf zur Druckplatte, als auch die endgültig ausgegebene Banknote, stammen von Benda.
Ruedi Kunzmann, SINCONA AG, Zürich Anmerkungen: [1] Die Druckplatten werden anlässlich der Oktoberauktionen von SINCONA AG in Zürich im Kapitel Banknoten versteigert. [2] Radim Václavík, Bankovky Československa, Českej a Slovenskej republiky 1918-2019, 2. Auflage, 2019
[3] Tschechisch: Jan Amos Komenský
[4] Standort: Museum der Vojvodina-Slowaken (Múzeum vojvodinských Slovákov) in Bački Petrovac, Serbien. Bildquelle: Wikimedia Commons, public domain, weltweit gemeinfrei ohne Restriktionen.
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