Ein kluger Mensch hat einmal den recht einfachen, aber umso wahrhaftigeren Satz „Ein Sandkorn macht noch keinen Strand, ist aber ein guter Anfang“ von sich gegeben. Wie sehr dies zutrifft, kann man am Auktionshaus Emporium Hamburg sehen, wenn man auf deren erstes „Banknoten-Spezial“ zurückblickt: Eine doch eher mit dem Attribut „Hauruck-Aktion“ versehene Veranstaltung. Und dennoch: „Nicht der Beginn wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten“ (Katharina von Siena - Heilige, 1347 – 1380). Banknoten-Spezial Nummer Zwei – endlich auch mit Live Bidding via Internet – lief dann schon wesentlich runder und konnte Banknotensammler aus aller Herren Länder mit Ihren Wunschobjekten versorgen.
Doch nun kann das Hanseatische Münzhandels- und Auktionshaus auf seine größte Papiergeld-Auktion (Auktion 82: 25.10.2018 ab 09:00 Uhr) blicken – in quantitativer als auch qualitativer Hinsicht.
Und man lehnt sich sicherlich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man behauptet,
dass dies die hochwertigste Versteigerung von Banknoten eines deutschen Auktionshauses seit langem ist. Möglich gemacht wurde dies durch eine starke Kooperation mit den seit vielen Jahrzehnten im Papiergeld-Universum agierenden Firmen Worbes (Berlin) und Michael Lang (Köln).
Normalerweise kommt an dieser Stelle immer eine kleine Vorstellung von herausragenden Stücken, doch dieses Mal präsentiert sich eine solche Fülle an Hochkarätern, dass man gar nicht mehr weiß, wo man anfangen soll. Da das Sammelgebiet „Saarland“ für deutsche wie für internationale Banknotenfreunde hochgradig von Interesse ist, wollen wir an dieser Stelle den Fokus auf dieses Gebiet legen.
Im Jahr 1920 entstand das Saarland als politische Einheit (damals noch als „Saargebiet“ in kleineren Grenzen, die Nordgrenze lag weiter südlich) infolge des Versailler Vertrags. Es wurde aus dem Deutschen Reich ausgegliedert und bestand 15 Jahre als Völkerbundsmandat-Gebiet, bis es 1935 nach der im Vertrag vorgesehenen Saarabstimmung aufgrund von rund 90-prozentiger Zustimmung wieder ins Deutsche Reich, damals unter nationalsozialistischer Führung, zurückgegliedert wurde.
Nach der Besetzung des „Saargebiets“ und dessen Abtrennung vom Reich am 26. Februar 1920 übernahm eine staatliche, französische Minenverwaltung die Ausbeutung der deutschen Saargruben, die für Frankreich eine bedeutende wirtschaftliche Rolle spielten.
Am 21. Januar 1921 wurde offiziell die französische Währung eingeführt. Wahrscheinlich schon ein Jahr vorher gab die neue französische Minenverwaltung Notgeld aus, das durch Hinterlegung des Ausgabebetrags beim französischen Schatzamt gedeckt war und auch als „Saarfranken“ bezeichnet wird.
Im Umlauf waren lediglich Werte zu 50 Centimes und 1 Franc, deren Gestaltung von den Scheinen der Handelskammer Paris übernommen wurde. Gedruckt wurden die Scheine bei der Druckerei Paul Dupont in Paris.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Saarland Teil der französischen Besatzungszone. Frankreich gliederte es daraus aus und entzog es der Zuständigkeit des Alliierten Kontrollrats. Eine eigene Saar-Regierung und die Annahme einer saarländischen Verfassung am 8. November 1947 sollten ein formell selbständiges (autonomes) Staatsgebilde schaffen. Nach einer weiteren Volksabstimmung im Jahr 1955 trat das Saarland jedoch 1957 politisch der Bundesrepublik bei („kleine Wiedervereinigung“). Der wirtschaftliche Anschluss durch Übernahme der D-Mark (im Volksmund „Tag X“) erfolgte am 6. Juli 1959.
Unter den entsprechenden Losen (4916-4921) befinden sich zwei ultra-rare Positionen: Hinter Los 4916 verbirgt sich eine einzigartige Musterserie (Druckproben) von 5, 10, 50 und 100 Francs (1920). Dabei sind Vorder- und Rückseite getrennt. Während die 50- Centimes- und 1-Franc-Noten ausgegeben wurden, gelangten die höheren Werte durch die Rückgabe des Saargebiets an das Deutsche Reich nicht mehr zur Ausgabe. Erst seit 1989 sind von dieser Serie Abbildungen bekannt (Versteigerung CGB Paris).
Von den Werten 5, 10, 50 und 100 Francs existieren jeweils nur zwei Probedrucke, selbst die Banque de France verfügt über keine Exemplare in ihrem Archiv.
Bei dieser Musterserie handelt es sich um deutsche und französische Raritäten allerersten Ranges, ein einzigartiger Beleg zur Währungsgeschichte. Schließlich sind von dieser Musterserie nur zwei Exemplare bekannt. Dementsprechend gestaltet sich der Schätzpreis mit € 45.000,-
Etwas weniger kostspielig (Schätzpreis € 25.000,-), dafür immer noch ultra-rar – so präsentiert sich Los 4917. Hierbei handelt es um zwei einseitige Scheine – Druckproben – eines 1000-Francs-Scheins von 1920. Es sind nicht weniger als Unikate, die erst seit kurzem bekannt sind.
Da diese Ausnahme-Scheine in bester Erhaltung (I) angeboten werden, wissen interessierte Käufer sicherlich schon vor Ausruf, dass sie auf eine echte Sensation bieten.
Wer biet-technisch dabei sein möchte, sollte sich aber sputen, denn Vorgebote sind nur noch bis kommenden Montag, den 22.10.2018, 13:00 Uhr möglich.
Sämtliche Informationen (wie z.B. auch zu der Münz- und Asiatika-Auktion) findet man unter www.emporium-numismatics.com.
Abb. Hanseatisches Auktionshaus Emporium, Hamburg
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