Seit 1517 war Ägypten eine Provinz des Osmanischen Reichs. Anfang des 19. Jahrhunderts erlangte der albanische Offizier Muhammad Ali Pascha die Herrschaft unter der osmanischen Oberhoheit. Er ist der Begründer der ägyptischen Adelsdynastie, die von 1805 bis 1953 das Land führte. 1867 wurde Wali Ismail Pascha von Sultan Abdul Aziz zum Khediven (Vizekönig) erhoben. Mit Bau des Sueskanals (eröffnet 1869) wurde das Land derart abhängig von ausländischen Anleihen, dass Großbritannien und Frankreich mithilfe der Staatsschuldenverwaltung die eigentliche Staatsmacht ausübten. Zur Sicherung des Seewegs nach Indien besetzte Großbritannien 1882 das strategisch wichtige Land und machte es am 14. Dezember 1914 formell zum britischen Protektorat, das am 28. Februar 1922 aufgehoben wurde, als Sultan Ahmed Fuad I. König und Ägypten wurde. Die volle staatliche Selbstständigkeit erlangte Ägypten 1936 unter Faruk I., der bis 1952 das Land regierte. Nach einem Militärputsch wurde am
23. Juli 1952 die Republik ausgerufen.
Die Währung Ägyptens war bis 1916 mit der des Osmanischen Reichs identisch: 1 Qirsh (Piastre) wurde in 40 Para eingeteilt und die ägyptischen Münzen unterscheiden sich nur geringfügig von denen des „Mutterlands“. Die Briten führten als neue Währung das Pound ein, das in 100 Piastres und ein Piastre in 10 Milliemes unterteilt wurden.
In Ägypten zirkulierte bis zur Gründung der National Bank of Egypt (NBE) ebenfalls das osmanische Staatspapiergeld. Durch Dekret des Khediven vom 25. Juni 1898 erhielt Raphael Suares die Konzession zur Gründung einer Notenbank. Das Bankstatut sah ein Grundkapital von einer Million Britischen Pound vor, eingeteilt in 100.000 Aktien.
Der Bankier Sir Ernest Joseph Cassel übernahm 50.000 Aktien, die Brüder Raphael, Joseph und Felix Isaac Suares zusammen 25.000 Aktien und Constantin M. Salvago zusammen mit Moise Cattaui die restlichen 25.000 Aktien.
Die Bank unterhielt diverse Filialen in Ägypten sowie eine Filiale in London; seit 1901 auch eine Niederlassung in Khartum (Sudan). 1961 wurde der Name der Bank in Central Bank of Egypt geändert. Bleibt anzumerken, dass die NBE 1906 die Bank of Abessinia in Addis Abeba gründete, die ebenfalls das Recht zur Notenausgabe erhielt.
Die Bank gab Banknoten zu 25 (5th of August 1917) und 50 Piastres (1st of January 1899), 1 Pound (5th of January 1899), 5 (10th of January 1899), 10 (13th of January 1899), 50 (21th of March 1904) und 100 Pounds (15th of January 1899) in verschiedenen Emissionen aus. In Klammern jeweils das früheste Ausgabedatum.
Die Banknoten mussten am Hauptsitz in Kairo durch einen Goldbestand von nicht weniger als 50 Prozent des Emissionswertes gedeckt sein. Der Noteninhaber konnte die Einlösung in Gold verlangen.
Der britische Einfluss auf die NBE ist deutlich zu erkennen. Bis 1951 waren die Bank-Gouverneure Briten. Das Design der Noten ist typisch für die Londoner Wertpapierdruckerei Bradbury Wilkinson & Co.
Im Folgenden soll die dritte Ausgabe der 5-Pounds-Note etwas genauer betrachtet werden. Der Schein hat die Größe 167 mm x 88 mm. Auf der Vorderseite wird in der Mitte das alte Gebäude der Nationalbank abgebildet. Die Rückseite zeigt in der Mitte in einem Schmuckrahmen eine ländliche Landschaft mit Palmen und einer Grabstätte.
Alle Scheine sind zweisprachig: Englisch und Arabisch.
Von dieser Ausgabe gibt es sechs unterschiedliche Emissionen, die sich durch die Unterschriften der Bank-Gouverneure unterscheiden. Jeder Serien-Prefix kommt mit einem eigenen Druckdatum vor.
In den 1950er Jahren gelangte eine perfekte Fälschung der dritten Ausgabe in großen Mengen in Umlauf. Dabei kommen Scheine mit allen Unterschriften der Gouverneure der ursprünglichen Emission vor. Allerdings machte der Fälscher einen kleinen Fehler in der Zeichnung der Vorderseite der Banknote. Der stehende Polizist ist auf der Fälschung mit nur einem Teil seines rechten Armes abgebildet, während im Originalpapier der Arm des Polizisten vollständig ist.
Links: Ausschnitt aus der falschen Note, Polizist mit fehlendem Armteil.
Rechts: Ausschnitt aus der echten Note, Polizist mit vollständigem Arm.
Literatur:
Magdy Hanafy, The Egyptian Banknote, Encyclopedia & Catalogue of Egyptian Money, Cairo 2004.
Text und Abb. Uwe Bronnert
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