Besonders bei Internet-Auktionen werden seit Jahren immer wieder manipulierte und sogar falsche Geldscheine angeboten. Ende des vergangenen Jahres setzten wir uns deshalb mit ebay in Verbindung und konnten die Sperrung von Angeboten eines Anbieters mit dem Pseudonym "worldwidewebbing" sowie eine möglich Kooperation mit ebay zur Bekämpfung solcher Angebote auf den Weg bringen. Im Nachgang erhielten wir zahlreiche Meldungen ähnlicher betrügerischer Angebote von Sammlern.
Ein Leser aus dem Großraum München schickte mir einen "Langen Hunderter" von 1910 mit vermeintlich echtem persischen "Überdruck", für den er rund 275 Euro gezahlt hatte. Der Schein stammte vom gleichen Anbieter und hat auch die im Katalog angegebene Serie D für die persischen Überdrucke zu 25 Toman aus dem Ersten Weltkrieg.
Im Katalog "Die deutschen Banknoten ab 1871" wird auf die Gefahr von Manipulationen hingewiesen. Die bislang häufig durch einfachen Überdruck mittels PC-Drucker hergestellten Manipulationen konnte man leicht an den kleinen Farbspritzern neben den arabischen Zeichen erkennen. Dieser "Überdruck" jedoch zeigt keine Farbspritzer! Ist er also echt?
Nein! Der Überdruck ist gar kein Überdruck!
Betrachtet man sich die einzelnen Zeichen, so fällt auf, dass man an den Rändern häufig einen dickeren Farbauftrag findet, als in der Mitte. Wodurch kommt das? Ganz einfach: Hier wurde nicht überdruckt, sondern die Zeichen wurden mit einer Kalligrafie-Feder und roter Tusche bzw. Tinte aufgetragen. Dass dies außerdem freihändig geschah, belegt der Deckungsvergleich mit dem einzig bekannten Original-Überdruck aus dem Münzkabinett Berlin der Stiftung preußischer Kulturbesitz.
Auf der Manipulation wurde exakt darüber das Original ausgerichtet und mit nur 50% Deckung überlagert. Nur an den dunkelroten Stellen sind Original und Manipulation deckungsgleich. An den hellroten Stellen weichen beide voneinander ab! Diese Abweichungen sind zum Teil erheblich.
Kommen wir nun zur Rückseite, bei der der "Überdruck" – wie nicht anders zu erwarten – ebenfalls freihändig aufgetragen wurde. Wenn dem so ist, sollten sich sogar Abweichungen zwischen den arabischen Zeichen von Vorder- und Rückseite finden, die es bei einem gedruckten Original nicht geben würde.
Und tatsächlich: Betrachtet man sich allein den rechten Bereich der arabischen Zeichen, dann fallen deutliche Abweichungen zur obigen Detailabbildung von der Vorderseite auf. Es besteht also kein Zweifel mehr daran, dass es sich hier um eine neue Art von Manipulation der seltenen Überdrucke handelt, die 1916 in von deutschen und osmanischen Verbänden besetzten persischen Gebieten genutzt wurden.
Hier haben wir zum Vergleich noch das Muster mit dem Original-Überdruck!
Und die Moral von der Geschichte
Mit diesem Beitrag wollen wir nicht nur Geldscheinsammler vor derartigen Manipulationen warnen, was an sich schon wichtig ist. Schön wäre es, wenn wir damit auch Sammler sensibilisieren könnten, selbst auf derartige Details zu achten. Natürlich ist es verlockend, wenn man ja vielleicht doch ein solch rares Stück für seine Sammlung bekommen könnte, das echt ist. Dieser Verlockung kann ein Sammler kaum widerstehen, was Betrüger ausnutzen. Wenn Sie also ein solches Stück gekauft haben, dann sollten Sie es "auf Herz und Nieren" prüfen und im Fall der Fälle den Kauf rückgängig machen. Um sich abzusichern, geben immer mehr Anbieter eine Bedenklichkeits-Klausel an. So wird zum Beispiel oft angeführt, dass keine Garantie für die Echtheit übernommen wird. Das kann Methode sein, oder einfach auch den Tatsachen entsprechen, weil der Anbieter selbst kein Sammler oder Experte ist. Jedenfalls erschwert das mögliche Reklamationen und schützt den Anbieter davor, mit betrügerischen Angeboten in Verbindung gebracht zu werden. Hier sollte man den gesunden Menschenverstand einschalten und die Regel beachten: Je seltener das Original und je einfacher die Rarität durch Manipulation realisierbar, um so geringer ist die Chance, dass es sich tatsächlich um ein Original handelt. Wenn dann noch praktisch "keine Garantie für die Echtheit" übernommen wird, dann sollte man wohl besser die Finger davon lassen.
Hans-Ludwig Grabowski
Abb. Battenberg Gietl Verlag, www.battenberg-gietl.de
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