Die Stadt Kahla in Thüringen dürfte vielen Notgeldsammlern ein Begriff sein. 1921/22 wurde eine für eine Stadt mit damals etwa 7000 Einwohnern sehr hohe Anzahl an Serienscheinen ausgegeben. Die Scheine waren bereits damals überwiegend für Sammler bestimmt und erfreuen sich auch heute noch großer Beliebtheit. Von der Gemeinde Kahla wurden 1921 insgesamt zehn Serien ausgegeben. Es war zu dieser Zeit nicht ungewöhnlich, dass auch private Emittenten diese Verdienstmöglichkeit erkannten, so beispielsweise die „Leuchtenburg-Wirtschaft“. Die Serien II und III der „Leuchtenburg-Wirtschaft“ stellen die „Thüringer Burgenserie“ dar. Die Serien wurden mit Gültigkeit vom
15. Juni bis 31. Dezember 1921 in jeweils sechs Motiven zu 50 und 75 Pfennig ausgegeben. Abgebildet darauf sind einige der bekannten, malerischen und geschichtsträchtigen Burgen aus dem historischen Thüringer Land.
Die drei Gleichen – Wachsenburg
Leuchtenburg-Wirtschaft, Serie III (“Thüringer Burgen“),
Gruppe C: "Die drei Gleichen (Wachsenburg)", 75 Pfennig.
Die Wachsenburg gehört zu den „Drei Gleichen“. So wird das Berg- und Burgensemble aus Veste Wachsenburg, Mühlburg und der Burg Gleichen zwischen Gotha und Arnstadt genannt. Der Name stammt nicht etwa von „gleichem“ Aussehen (die Burgen sind sehr unterschiedlich) oder gemeinsamen Erbauern oder Besitzern. Er geht auf eine Sage zurück, nach der die drei Burgen am 31. Mai 1231 von einem Kugelblitz getroffen wurden und zum gleichen Zeitpunkt gebrannt haben sollen. Der „Dreinschlag“ wird heute als Feuerwerksspektakel auf den drei Burgen gefeiert.
Die Wachsenburg ist die am besten erhaltene Burg der Drei Gleichen. Sie befindet sich auf dem 420 Meter hohen Wassenberg (althochdeutsch für „steiler Berg“), weshalb sie auch bis in das 16. Jahrhundert hinein Wassenburg genannt wurde. Erste Bauten befanden sich dort bereits seit 930. 1140 wurde die Wachsenburg zum ersten Mal urkundlich erwähnt. In den folgenden Jahrzehnten war sie mehrfach Schauplatz von Konflikten zwischen rivalisierenden Kräften innerhalb des Reichs. So nahm im Jahr 1204 Philipp von Schwaben die Burg ein. Danach wechselten die Besitzer zwischen den Grafen von Käfernburg, Orlamünde und ab 1306 Schwarzburg-Blankenburg. Im 14. Jahrhundert erlebte sie ihre Blütezeit. Im Anschluss daran wurde die Burg mehrmals verpfändet und gelangte so in die Hände des Raubritters Apel Vitzthum dem Älteren zu Roßla, der als „Teufel und Brandmeister von Thüringen“ bekannt wurde. Erst nach mehrwöchiger Belagerung der Burg durch die Stadt Erfurt im Jahre 1451 wurde Apel Vitzthum wieder vertrieben. In der Folgezeit verfiel die Burg allmählich und wurde militärisch bedeutungslos. Es gab Umbauten für verschiedene Zwecke, nach dem Dreißigjährigen Krieg diente sie als Festung und bis 1856 als Gefängnis für Militärangehörige. Die zahlreichen Umbauten haben die mittelalterliche Substanz stark zurückgedrängt.
Nach den Deutsch-Französischen Kriegen 1870/71 gründete sich das sogenannte „Wachsenburg-Komitee“, das auf der Veste die bedeutenden Wachsenburg-Sammlungen heimat- und völkerkundlichen Inhalts zusammentrug. Die bildnerische Innengestaltung der Burg übernahm seit Anfang des 20. Jahrhunderts der aus Apfelstädt stammende Kunstmaler Eduard Fiedler. Er hinterließ nach seinem Tod 1931 noch umfangreiche Entwürfe zur Ausmalung des Großen Rittersaals mit Motiven aus Burg- und Regionalgeschichte.
1991 wurde das Land Thüringen Eigentümer der Veste. Es erfolgten umfangreiche Restaurierungsarbeiten. Seit 2001 befindet sich die Burg mit Hotel und Restaurant in Privatbesitz.
Abgedruckt ist auf dem Schein die erste Strophe des Volksliedes „Wo prangender Hochwald“ (andernorts auch „Gruß an Thüringen“ genannt) von Arthur Rehbein (1902),
aus „Des Rennsteigwanderers Liederbuch“ (1907).
Des Weiteren befindet sich auf dem Schein ein Verweis auf die „Sage vom zwiebeweibten Grafen von Gleichen“. Dieser Sage nach wurde der Landgraf Ludwig von Thüringen auf einem Kreuzzug vom Sultan gefangen genommen und verliebte sich in dessen Tochter.
Die Tochter des Sultans befreite ihn daraufhin. Zurück in Europa ging Ludwig – mit dem Segen des Papstes – eine zweite Ehe ein. Seine Thüringer Gemahlin akzeptierte die Doppelehe und beide sollen mit dem Landgrafen sogar das Bett geteilt haben.
Die Wartburg
Leuchtenburg-Wirtschaft, Serie III (“Thüringer Burgen“), Gruppe A: "Die Wartburg", 75 Pfennig.
Die Wartburg ist die sicherlich bekannteste Burg, die auf der „Burgenserie“ abgebildet ist. Auf dem Schein befinden sich mehrere Hinweise auf die Geschichte der Burg. Verwiesen wird auf die Heilige Elisabeth von Thüringen, die von 1211 bis 1227 auf der Wartburg lebte und wirkte und in Deutschland zeitweise auch als „Nationalheilige“ galt. Die Landespatronin von Thüringen und Hessen war für ihre Armenfürsorge bekannt, starb bereits mit 24 Jahren und wurde 1235 in das Heiligenverzeichnis aufgenommen.
Elisabeth ist ebenfalls bedeutende Figur in der „Tannhäuser-Sage“, auf die der Serienschein ebenfalls verweist. Gemeint ist damit wohl Richard Wagners Oper „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg“, die die Volksballade „Tannhauser“ (die eigentlich wenig mit Thüringen und der Wartburg zu tun hat) mit der Sage vom Sängerkrieg auf der Wartburg verknüpft und vermischt.
Der dritte Verweis auf dem Wartburg-Serienschein gilt „Dr. Martin Luther“, der als „Junker Jörg“ auf der Burg versteckt wurde. Er war zuvor, nach dem Reichstag zu Worms, mit der Reichsacht belegt worden. Als „Vogelfreier“ wurde er von seinem Schutzherrn Friedrich dem Weisen zum Schein gefangen genommen und zur Wartburg gebracht. Dort fertigte er in nur elf Wochen eine Rohfassung seiner Übersetzung des Neuen Testaments ins Deutsche an.
Auch in den Jahrhunderten nach Luthers Aufenthalt war die Wartburg immer wieder Schauplatz von für die deutsche Geschichte bedeutsamen Ereignissen. So hielt sich beispielsweise Johann Wolfgang von Goethe zum Ende des 18. Jahrhunderts häufig dort auf und zeichnete die Burg mehrmals. Am 18. Oktober 1817 fand das erste Wartburgfest statt, auf dem hunderte Studenten einen deutschen Nationalstaat mit eigener Verfassung forderten.
Im Revolutionsjahr 1848 fand das zweite Wartburgfest statt. Aufgrund der enormen geschichtlichen Bedeutung wurde die Wartburg 1999 in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen.
Das auf dem Schein abgebildete Gedicht ist die zweite Strophe des Volkslieds
„Wo prangender Hochwald“ von Arthur Rehbein (1902), aus „Des Rennsteigwanderers Liederbuch“ (1907).
Die Sorbenburg/Hoher Schwarm
Leuchtenburg-Wirtschaft, Serie III (“Thüringer Burgen“),
Gruppe E: "Die Sorbenburg (Hoher Schwarm)", 75 Pfennig.
Vom guten Zustand der Wachsenburg und der Wartburg ist hier nichts zu sehen: Der „Hohe Schwarm“ ist lediglich als Ruine erhalten. Die Burg liegt am Ostrand der Altstadt von Saalfeld oberhalb der Saale. Sie wurde um 1300 durch die Grafen von Schwarzburg auf einer bereits bestehenden Wehranlage errichtet. Dieser frühmittelalterliche Vorgängerbau geht wohl bis in die Zeit Karls des Großen zurück, wie auch auf dem Schein angemerkt ist. Ihre militärische Bedeutung verlor der „Hohe Schwarm“ bereits im 15. Jahrhundert und schon im
16. Jahrhundert war sie zur Ruine geworden. Zu Beginn wurde sie noch „Sorbenburg“ genannt, später tauchte die Bezeichnung „Hoher Schwarm“ auf.
Abgedruckt ist die dritte Strophe des Volkslieds „Wo prangender Hochwald“ von Arthur Rehbein (1902).
Die Burg Ranis
Leuchtenburg-Wirtschaft, Serie II (“Thüringer Burgen“),
Gruppe E: „Burg Ranis u. Schloß Brandenstein“ , 50 Pfennig.
Diese Burganlage reicht ebenfalls bis ins 12. Jahrhundert zurück, wurde jedoch hunderte Jahre später im Stile der Sächsischen Renaissance aus- und umgebaut. Genau wie der „Hohe Schwarm“ war die Burg Ranis lange im Besitz der Grafen von Schwarzburg, ehe sie an die Wettiner verkauft wurde. Heute gehört sie zur Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten.
Auch auf der Burg Ranis befindet sich ein Heimatmuseum. Jährlich finden dort die Thüringer Literatur- und Autorentage mit namhaften Gästen statt.
Das benachbarte Schloss Brandenstein war Stammsitz der Herren von Brandenstein. Es ist nun in Besitz der Münz- und Kunsthandelsfamilie Kahl. Fabian Kahl dürfte einigen Lesern aus der ZDF-Sendung „Bares für Rares“ bekannt sein.
Das auf dem Schein abgedruckte Gedicht ist ein etwas abgeänderter Ausschnitt aus dem Gedicht „Thüringen“ von Ludwig Bechstein. Es ist zu finden im ersten Band seines Werkes „Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes“ von 1835.
Die Rudelsburg
Leuchtenburg-Wirtschaft, Serie III (“Thüringer Burgen“),
Gruppe B: „Die Rudelsburg“, 75 Pfennig.
Die nördlich von Burg Saaleck gelegene Rudelsburg ist zu erkennen an ihrem romanischen Bergfried mit charakteristischer, romanischer Spitze. Sie besteht aus einer kleinen Kernburg am westlichen Ende einer großen, etwas höher gelegenen Vorburg (die heute kaum mehr vorhanden ist). Ebenfalls aus romanischer Zeit stammt ein Zwinger, der dem Ostteil vorgelagert ist. Die Burg wurde immer wieder erweitert und aus- und umgebaut. Archäologische Funde deuteten darauf hin, dass auf dem Gelände der Rudelsburg bereits eine frühbronzezeitliche Siedlung bestand. Erst im Frühmittelalter wurde der Bergrücken erneut genutzt. Die Burg in ihrer heutigen Gestalt wurde in der Mitte des 12. Jahrhunderts errichtet. 1348 wurde die Rudelsburg von den Naumburger Bürgern im Rahmen einer Fehde mit dem Edlen Curtefrund belagert. Manchen Quellen zufolge soll dabei eine der ersten Feuerwaffen verwendet worden sein. Im Sächsischen Bruderkrieg zwischen Friedrich und Wilhelm von Sachsen wurde die Rudelsburg 1450 erneut belagert und ein zweites Mal zerstört. Bei der Leipziger Teilung fiel die Burg der albertinischen Linie zu. Gegen Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde die Rudelsburg von schwedischen Truppen niedergebrannt. Nach dieser dritten Zerstörung wurde die Burg 1641 von den Bewohnern verlassen.
Im 19. Jahrhundert wandelte sich die Rudelsburg zum Treffpunkt romantisch gesinnter Wanderer, besonders der Studenten aus Jena, Leipzig und Halle. Der Zustand der Burg war desolat. Dennoch kamen im Zuge der Burgen- und Wanderromantik und der Entdeckung des Saaletals und seiner Burgenlandschaft immer mehr Besucher. An den Hängen der Burg wurde Wein angebaut. Der Weinbergarbeiter Gottlieb Wagner begann, die Wanderer zu bewirten und richtete einige Jahre später eine Schänke ein. Studenten aus Jena besetzten jubelnd die Burg und gaben dem Wirt den Spitznamen Samiel. Wie der Freischütz in Carl Maria von Webers Oper riefen sie „Hilf, Samiel!“ – aber nicht beim Schuss, sondern beim Bier.
Die Rudelsburg wurde aber auch zur Wiege der Burschenschaften.
Auf dem Schein abgedruckt sind die ersten Zeilen des berühmten Lieds „An der Saale hellem Strande“, das 1826 vom Studenten Franz Kugler auf der Rudelsburg verfasst wurde.
Die Burg Saaleck
Leuchtenburg-Wirtschaft, Serie III (“Thüringer Burgen“),
Gruppe F: „Burg Saaleck“, 75 Pfennig.
Unmittelbar südlich der Ortschaft Saaleck, nur wenige hundert Meter entfernt von der Rudelsburg, liegt die Burg Saaleck. Sie ist nur noch als Ruine erhalten. Ihre beiden über 20 Meter hohen, runden Bergfriede bilden das charakteristische Aussehen der Burg.
Die Nähe zur Rudelsburg ist kein Zufall: Vermutlich wurde sie im 12. Jahrhundert von den Markgrafen von Meißen als Gegenstück zur Rudelsburg errichtet. Urkundlich genannt wurde sie erstmals 1140. Sie wechselte im Laufe der Jahrhunderte einige Male die Besitzer, bis sie im 16. Jahrhundert schließlich verfiel und als Steinbruch genutzt wurde. Einer der Türme war 1922 das Versteck der Mörder Walther Rathenaus.
Abgedruckt ist die zweite Strophe von „An der Saale hellem Strande“.
Die Burg Lauenstein
Leuchtenburg-Wirtschaft, Serie II (“Thüringer Burgen“),
Gruppe B: „Burg Lauenstein“, 50 Pfennig.
Die ältesten Teile der „thüringisch-fränkischen Grenzwarte“ gehen bis ins 12. Jahrhundert zurück. Die Burg Lauenstein wechselte bis ins 16. Jahrhundert sehr häufig die Besitzer.
Von 1551 bis 1554 wurde der heutige Hauptflügel im Stil der Renaissance mit seinen vier Ecktürmen errichtet. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts fiel die Burg an das Kurfürstentum Bayern und schließlich in private Hände, woraufhin sie verfiel und zum Teil abgetragen wurde. Auf der Burg waren Schieferbrucharbeiter, Tagelöhner und Handwerker untergebracht, bis sie 1896 ein Privatmann erwarb und die Burg im Stile des Historismus mit der Wartburg als Vorbild instand setzen ließ. Während des Ersten Weltkriegs fanden auf der Burg die sogenannten Lauensteiner Tagungen statt, mit bekannten Intellektuellen wie Max Weber, Ferdinand Tönnies, Berta Lask und Theodor Heuss. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Burganlage von der Wehrmacht genutzt. In den 1960er und 1970er Jahren wurde sie vom Freistaat Bayern umfassend saniert. In einem Teil der Burg ist ein Museum eingerichtet. Alle zwei Jahre können Besucher beim Lauensteiner Burgfest wieder in längst vergangene Zeiten eintauchen.
Die Leuchtenburg
Leuchtenburg-Wirtschaft, Serie III (“Thüringer Burgen“),
Gruppe D: „Die Leuchtenburg “, 75 Pfennig.
Am 15. April 1221 wurde die Leuchtenburg als Burg der Herren von Lobdeburg das erste Mal urkundlich erwähnt. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde sie erheblich ausgebaut. Im 14. Jahrhundert wurde die Burg erst verpfändet, dann verkauft und fiel schließlich den Wettinern in die Hände. Apel Vitzthum der Ältere zu Roßla war während des Sächsischen Bruderkriegs kurzzeitiger Besitzer der Leuchtenburg. Der Raubritter trieb auch auf der Wachsenburg sein Unwesen. Die Burgen von Vitzthum wurden schließlich von den sächsischen Herzogen und umliegenden Adligen zurückerobert. Anders als einige andere Burgen der „Burgenserie“ war die Leuchtenburg stets in einem guten Zustand, weil sie durchgehend genutzt wurde. Noch heute zählt sie zu den „besterhaltenen“ Burgen Deutschlands. Ab Beginn des 18. Jahrhunderts wurde sie als Zucht-, Armen- und Irrenhaus genutzt. Danach dienten Teile der Leuchtenburg erst als Hotel und bis heute als Gaststätte („Leuchtenburg-Wirtschaft“). Seit über 100 Jahren beherbergt die Burg ein Museum, das sukzessive erweitert wurde. Im Burgmuseum sind zahlreiche Führungen, Seminare und Ausstellungen (wie beispielsweise die Porzellanwelten) zu besuchen.
Die Veste Coburg
Leuchtenburg-Wirtschaft, Serie II (“Thüringer Burgen“),
Gruppe D: „Coburg “, 50 Pfennig.
Von großer Strahlkraft ist auch die sehr gut erhaltene Veste Coburg. Die Burg, die auch „Fränkische Krone“ genannt wird, wurde 1125 erstmals urkundlich erwähnt. Erste Bauten sollen bereits im 10. Jahrhundert unternommen worden sein. Zu Ende des 14. Jahrhunderts fiel die Burg an das Haus Wettin, in dessen Besitz es auch blieb, bis es 1919 von der Coburger Landesstiftung übernommen wurde. Besonders sehenswert sind heute die Kunstsammlungen der Veste Coburg. Zu bestaunen sind eine Gemälde- und Skulpturensammlung (mit Werken von Lukas Cranach dem Älteren und Albrecht Dürer), ein Kupferstichkabinett, eine Glassammlung und ein Münzkabinett mit circa 20.000 Objekten, vor allem sächsischen Münzen vom 14. bis zum 19. Jahrhundert.
Auf dem Serienschein erwähnt ist Martin Luthers Aufenthalt 1530. Er verbrachte dort mehrere Monate, als ihm wegen seines Kirchenbanns und der Reichsacht die Teilnahme am Reichstag zu Augsburg versagt blieb. Zum Andenken an seinen Aufenthalt wurden ihm die sogenannten „Lutherzimmer“ gewidmet, ebenso wie die Lutherkapelle und eine 1913 entworfene Skulptur im Außenbereich der Burg. Von Martin Luther ist auch das Lied
„Ein feste Burg ist unser Gott“, von dem die ersten Zeilen auf dem Schein abgedruckt sind.
Die Elgersburg
Leuchtenburg-Wirtschaft, Serie II (“Thüringer Burgen“),
Gruppe E: „Die Elgersburg“, 50 Pfennig.
Die Elgersburg liegt in der gleichnamigen Ortschaft am Nordrand des Thüringer Waldes. Erbaut wurde sie Ende des 11. Jahrhunderts als Schutz- und Trutzburg und wechselte häufig die Besitzer, ehe sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum Schloss ausgebaut wurde.
Zu DDR-Zeiten war sie Ferieneinrichtung des Gewerkschaftsbundes. Mittlerweile ist das Schloss im Eigentum der Gemeinde Elgersburg und dient als Hotel und Veranstaltungsort.
Goethe war mehrmals Gast in Elgersburg, wie auch auf dem Schein angemerkt ist.
Hier schrieb er für Charlotte von Stein das Gedicht „Ach wie bist du mir, wie bin ich dir geblieben!“. An seinem letzten Geburtstag 1831 fuhr er mit seinen Enkeln nach Elgersburg: „Wir fuhren über Martinroda zurück; begrüßten unterwegs die dicke Eiche, die ich nun schon bald sechzig Jahre kenne.“
Die Ehrenburg (Plaue)
Leuchtenburg-Wirtschaft, Serie II (“Thüringer Burgenserie“),
Gruppe C: „Die Ehrenburg Plaue “, 50 Pfennig.
Der Bau der Ehrenburg (auch Ernberg, Ernburg, Ernborg oder Gerburg genannt) oberhalb der Stadt Plaue wurde 1324 von Heinrich dem VII., Graf von Schwarzenburg, in Auftrag gegeben. Er musste dazu erst die Erlaubnis des Thüringer Landgrafen Friedrich von Thüringen einholen. Dieser war Schwiegersohn des Deutschen Kaisers Ludwig IV. von Bayern.
Da Heinrich mit dem Kaiser befreundet war, bat er Ludwig, die Erlaubnis für den Bau der Burg bei seinem Schwiegersohn zu erwirken. Teile dieser Verhandlungen sind noch heute als Urkunden erhalten. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts verfiel die Burg allmählich. Sie wurde erst im späten 19. Jahrhundert wiederaufgebaut und für die Gastronomie nutzbar gemacht.
So wurde sie bis 1988 von Wirtsleuten bewirtschaftet, bis sie nach der Wende wieder an die Alteigentümer übertragen wurde. Ein Immobilienmakler versuchte schließlich, die Burg vollständig für plauesche Bürger zu sperren. Heute ist die Burg wieder teilweise öffentlich zugänglich. Auf dem Burggelände ist auch der älteste Baum Thüringens zu finden.
Die Burglinde wurde bereits 1324 gepflanzt und ist noch immer am Leben.
Die Ehrenburg ist nicht nur auf dem Serienschein der Leuchtenburg-Wirtschaft zu bewundern, sondern auch auf Notgeldscheinen der Stadt Plaue abgebildet.
Die auf dem Schein abgedruckte Lobpreisung des Thüringer Waldes ist dem Gedicht
„Die Heimkehr“ von Joseph Viktor von Scheffel (1826–1886) entnommen, erschienen in dessen Gedicht- bzw. Liederband „Frau Aventiure. Lieder aus Heinrich von Ofterdingens Zeit“ von 1863.
Die Schwarzburg
Leuchtenburg-Wirtschaft, Serie II (“Thüringer Burgen“),
Gruppe A: „Schwarzburg“, 50 Pfennig.
Die Geschichte der Schwarzburg, des Stammsitzes der Grafen von Schwarzburg und späteren Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt, geht bis in das 12. Jahrhundert zurück.
Sie liegt auf einem von der Schwarza umflossenen Schieferfelsen in der gleichnamigen Gemeinde Schwarzburg. Sie war zunächst eine typische Festungsanlage, und wurde ab 1664 aus Angst vor einer Invasion osmanischer Truppen sogar noch festungsartig erweitert.
1710 wurden die Grafen von Schwarzburg in den Reichsfürstenstand berufen.
Als herrschaftlicher Stammsitz wurde die Burg nun zum repräsentativen Barockschloss ausgebaut. 1919 wurde das Schloss Schwarzburg zum Zentrum deutscher Demokratiegeschichte: Friedrich Ebert und die Minister unterzeichneten dort am 11. August 1919 die Weimarer Verfassung. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten gab es Pläne, die Burg zu einem „Reichsgästehaus“ umzubauen. Die meisten Gebäude wurden dafür abgerissen und das Hauptgebäude entkernt. 1942 wurden die Baumaßnahmen auf Befehl Albert Speers eingestellt. Das Schloss wurde in seinem schwer beschädigten Zustand hinterlassen. Erst ab den 1990er Jahren wurden wieder Sanierungsprojekte umgesetzt. Mittlerweile wird das Schloss Schwarzburg wieder für Veranstaltungen genutzt.
Auf dem Schein abgedruckt sind Zeilen eines Gedichts des „Wanderschriftstellers“ August Trinius (1851–1919).
Elias Heindl
Abb. Archiv für Geld- und Zeitgeschichte, Sammlung Grabowski
Comments