Ein paar Jahre nach Gründung der Vereinigten Staaten von Amerika durch die Vertreter von 13 vormals englischen Kolonien wollte ein Gebiet an der Westgrenze vom Gründerstaat North Carolina der 14. Bundesstaat der USA werden: der State of Franklin im heutigen Tennessee. Fünf Countys bildeten am 23. August 1784 die Freie Republik Frankland, auch bekannt als Franklinia.
Abb. 1: Lage von Franklinia an der Westgrenze von North Carolina und späterer Teil von Tennessee (hier noch Tennassee, nach der früheren indianischen Ansiedlung Tanasi).
Das Gebiet der Cherokee, westlich des Appalachen-Gebirges, wurde entgegen der Abmachungen zwischen den Ureinwohnern und den USA von weißen Siedlern bevölkert und danach als South West Territory organisiert. Der Ort Jonesboro/Jonesborough wurde Hauptstadt, die man 1786 nach Greeneville verlegte.
Abb. 2: Capitol State of Franklin in Greeneville, erster Tagungsort der Regierung, Zeichnung eines Nachbaus (Bernhardt Wall 1937).
1784 verzichtete der Kongress von North Carolina auf Gebiete außerhalb der Westgrenze – aus finanzieller Not. Diese waren von der US-Regierung zur Verwaltung übergeben worden. Später machte North Carolina allerdings diesen Handel wieder rückgängig. Die Bevölkerung der Countys im heutigen Nordosten von Tennessee waren schon längere Zeit nicht mehr mit der Herrschaft North Carolinas über ihr Gebiet zufrieden und erklärten im August 1784 ihr „Frankland“ in Jonesborough mit 28:15 Stimmen als unabhängig. Sie wählten John Sevier, Kongressabgeordneter von North Carolina, im März 1785 zum Gouverneur.
Abb. 3: John Sevier (1745–1815) einziger Gouverneur von Franklinia; Oberstleutnant im Unabhängigkeitskrieg und Oberst der Miliz von North Carolina (Gemälde von Charles W. Peale 1792, Tennessee State Museum).
Am 16. Mai 1785 stellten die nunmehr acht Countys den offiziellen Antrag, als neuer Staat in die amerikanische Union aufgenommen zu werden.
Abb. 4: Verfassung des State of Frankland von 1785, Deckblatt A mit dem Punkt 1 ≈ „die gesamte politische Macht geht nur vom Volk aus“.
Alexander Martin, der damalige Gouverneur von North Carolina, war über die Separatisten empört und drohte mit Gewalt. Der Konföderationskongress, das damalige Bundesgremium in Philadelphia, weigerte sich, den neuen Staat anzuerkennen. Die nötige erforderliche Zweidrittelmehrheit wurde nicht erreicht. Nur sieben der dreizehn Bundesstaaten stimmten für den neuen State of Franklin. So nannten die Bewohner ihr Gebiet fortan „Republik Franklin“.
Dennoch gab man sich eine Verfassung, die u. a. vorsah, keine Anwälte, Mediziner oder Prediger für die Regierung zuzulassen. Die Einwohner von Franklin machten Geschäfte mit Indianern, die Regierung ließ neue Landkreise (= Countys) entstehen, richteten Gerichte und ein Grundbuchamt ein, bildeten eine Miliz, verkündeten Steuergesetze ... aber ließ kein eigenes Geld drucken oder prägen. Man verwendete die Geldscheine aus North Carolina und den anderen Gründerstaaten der USA.
In der Kolonialzeit galt 1 Pound = 20 Shillings = 240 Pence – nicht vergleichbar mit dem Pound Sterling. Nach Gründung der USA druckten alle Staaten eigenes Papiergeld – die sog. Continental Dollars. Diese hatten aber sehr unterschiedliche Verrechnungskurse zum Schilling:
5 Schilling (Georgia), 6 Schilling (Connecticut, Massachusetts, New Hampshire, Rhode Island, Virginia), 7½ Schilling (Delaware, Maryland, New Jersey, Pennsylvania), 8 Schilling (New York, North Carolina) und sogar 32½ Schilling (South Carolina). Aber um 1780 hatten die Scheine nur noch den Wert eines Bruchteils ihres Nennwerts.
Schon 1781 waren die Kontinentalmünzen wertlos geworden; so kursierten hauptsächlich Dollar-Scheine aus North Carolina und die üblichen Münzen, wie der spanische Dollar, der bis zum Coinage Act von 1857 gesetzliches Zahlungsmittel in den Vereinigten Staaten war. Seit 1737 galt 1 Dollar = 20 Reales de Vellón.
Abb. 5: 20 Dollars 10. Mai 1775 Philadelphia, Pennsylvania.
Abb. 6: 10 Shillings 17. Mai 1783 Hillsborough, North Carolina.
Abb. 7: 40 Shillings 29. Dezember 1785 Hillsborough (= 2 Pounds/5 Crowns/5 Dollars), Vs., North Carolina.
Die Bank of North America wurde am 26. Mai 1781 als erste zugelassene Bank in den Vereinigten Staaten gegründet, dann am 7. Januar 1782 in Philadelphia eröffnet und war für viele Jahre die Zentralbank des jungen Staates. Das Münzgesetz von 1792 legte fest, den künftigen US-Dollar mit 24 Gramm Feinsilber zu prägen. Die wertlos gewordenen Continental Dollars tauschte man im Verhältnis 1000:1 in US-Dollar um.
Abb. 8: 3 Pence Spec. 6. August 1789 – es galten 3 Pence = drei neunzigstel Dollar; es wurden auch Scheine zu 1 Penny = ein neunzigstel Dollar mit demselben Datum bei Benjamin F. Bache in Philadelphia gedruckt.
Der State of Franklin hatte mit seinen gerade einmal reichlich 5.000 Bewohnern keine politische Zukunft; wirtschaftliche Gründe zwangen zur Aufgabe. Man schloss sich dem Gebiet des entstehenden Staates Tennessee an; zwischen 1785 und 1788 wurde versucht, Tennessee als Bundesstaat der USA zu etablieren – das gelang erst am 1. Juni 1796, als Tennessee als Teil vom South West Territory nach Vermont und Kentucky als 16. Bundesstaat zu den USA kam.
Die frühesten Geldscheine auf dem Territorium des gescheiterten Staates Franklin waren die Noten der Bank of East Tennessee und anderer regionalen Banken aus den 1830er- bis 1850er-Jahren. Von einigen Nationalbanken in diesem Gebiet sind z. T. sehr seltene Scheine bekannt: East Tennessee National Bank, First National Bank of Greeneville, First National Bank of Jonesboro, First National Bank of Jefferson City/TN. Auch von den kleinformatigen National Bank-Noten der Ausgaben von 1929 sind einige Ausgaben dieser Banken nachweisbar.
Abb. 9: 5 Dollars 1. November 1834 Murfreesboro, Exchange Bank of Tennessee.
Abb. 10: 5 Dollars 1. Januar 1838 Jonesboro, Bank of East Tennessee, Knoxville.
Abb. 11: 5 Dollars 1. Mai 1854, Dandridge Bank.
Abb. 12: 1 Dollar 1. Januar 1855 Jonesboro, Bank of East Tennessee, Knoxville.
Abb. 13: 3 Dollars 1. Januar 1855 Jonesboro, Bank of East Tennessee, im Juli 1872 in Knoxville gegründet.
Abb. 14: 20 Dollars 1. Januar 1855 Chattanooga, Bank of East Tennessee, Knoxville.
Abb. 15: 20 Dollars 24. August 1892, East Tennessee National Bank of Knoxville.
Abb. 16: 20 Dollars 24. November 1909, First National Bank of Greeneville, im November 1889 gegründet.
Abb. 17: 10 Dollars 1929, ausgegeben 1933, Park National Bank of Knoxville, Aufgabe der Geschäftstätigkeit im November 1983.
Außer der missglückten Aufnahme des State of Frankland (später State of Franklin) in die USA, versuchten andere Gebiete in der Folgezeit mit z. T. skurrilen Vorstellungen ebenfalls als eigenständige, unabhängige Gebiete oder Staaten in die USA aufgenommen zu werden. Über weitere wurde immer diskutiert. Seit 1776 gab es vielfältige Abspaltungs-Bemühungen aus unterschiedlichen Gründen. Von den ernsthaftesten Bemühungen für eine Eigenstaatlichkeit sind folgende Gebiete zu nennen: Deseret, Superior, Nickajack, Lincoln, Sequoyah, Jefferson, Texlahoma und Absaroka. Einzelne Städte, wie New York City, Chicago und Boston, wollten ebenfalls souverän sein. Über zwei Dutzend andere Möchtegernstaaten wie z. B. ein „Mount Rushmore State“ oder in sechs neue Staaten zu teilendes California sind bekannt und werden im Internet beschrieben.
Abb. 18: Landkarte der USA mit geplanten Bundesstaaten, unvollständig, © 2010, Michael J. Trinklein.
Viele davon ernannten eigene Gouverneure, entwarfen Flaggen und fertigten sogar Auto-Nummernschilder ... eigenes Geld hatten sie alle nicht.
Michael H. Schöne
Quellen:
http://eh.net/encyclopedia/money-in-the-american-colonies
https://de.wikipedia.org
https://en.wikipedia.org
https://jonesborough.com
https://caseantiques.com/obsolete-currency
https://tnsoshistory.com
https://www.amazon.de/-/en/Michael-J-Trinklein
https://www.coinsandstamps.com/united_states_currency
https://www.ncdcr.gov
Walter Durham: https://tennesseeencyclopedia.net, 2017
Evan Andrews: https://www.history.com, 2012
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