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AutorenbildHans-Georg Glasemann

Freistaat Preußen: Goldmarknotgeld von 1923

Aktualisiert: 31. Aug. 2023

Als in der Hyperinflation des Jahres 1923 die deutsche Markwährung zusammenbrach, mussten auch Länder nach kreativen Lösungen zur Schaffung von wertbeständigem Notgeld suchen. Eine aus der Not geborene Finanzinnovation waren zu dieser Zeit „wertbeständige Anleihen“, die beispielsweise vom Freistaat Sachsen oder Bayern als Notgeld ausgegeben wurden. Der Freistaat Preußen wählte einen anderen Weg. Er brachte im November 1923 wertbeständiges Goldmarknotgeld, ordnungsgemäß abgesichert durch die Goldschatzanweisungen des Deutschen Reichs, in den Umlauf.


Die erst sehr spät herausgebrachte Emission des Freistaats Preußen war die an Umfang größte des Landes; ihre Scheine liefen in allen preußischen Provinzen um. Zunächst wurden mit Datum 31. Oktober 1923 zwei Scheine über 1,05 und 2,10 Goldmark gedruckt, die nach ihrem Text durch Hinterlegung wertbeständiger Anleihen des Deutschen Reichs (Reichsgoldanleihe) gedeckt waren. Sie gelangten allerdings nie zur Ausgabe; bedruckte Bögen wurden zerschnitten und für andere Zwecke, z. B. als Paketpapier, weiterverwendet. Die Ausgabe scheiterte wahrscheinlich deshalb, weil die vorgesehenen Deckungsstücke der Reichsgoldanleihe für die beabsichtigte Größe der Emission nicht zu erhalten waren.


Als Paketpapier verwendete Druckbögen des auf den 31. Oktober 1923 datierten Goldmarknotgelds des Freistaats Preußen.


Mit Datum 3. November 1923 wurden neue Werte in der Stückelung 0,42, 1,05, 2,10 und 4,20 Goldmark mit Valutaklausel (1/10, ¼, ½ und 1 Dollar) gedruckt, deren Deckung nunmehr in Goldschatzanweisungen bestand. Nach der "Vossischen Zeitung" vom 28. November 1923 wurden die Scheine erstmalig am 27. November in den Verkehr gegeben. Die Auflage betrug zunächst 25 Mio. Goldmark und wurde später um 10 Mio. Goldmark erhöht (Gesamtvolumen: 35.000.000 Goldmark).


Freistaat Preußen, Notgeldschein über 0,42 Goldmark = 1/10 Dollar nordamerikanischer Währung, ausgegeben in Berlin am 3. November 1923.


Schon in den ersten Tagen seines Auftauchens im Verkehr stieß das preußische Notgeld auf Annahmeverweigerungen, die die meisten Berliner Großbanken mit dem Hinweis auf die generelle Ablehnung wertbeständigen Notgelds durch die Reichsbank begründeten.

Die Reichsfinanzkassen, Postkassen und Eisenbahnkassen nahmen es dagegen auf ausdrückliche Anweisung der zuständigen Reichsminister in Zahlung.


Freistaat Preußen, Notgeldschein über 1,05 Goldmark = ¼ Dollar nordamerikanischer Währung, ausgegeben in Berlin am 3. November 1923.


Der Preußische Finanzminister entschloss sich dann, „um die Zirkulation des preußischen wertbeständigen Notgeldes zu sichern, ... die Generalstaatskasse zur Konversionskasse zu machen und dadurch den Banken die Sicherheit zu geben, überschüssige Kassenbeträge an preußischem Notgeld, die sie nicht wieder haben in Umlauf bringen können, jeder Zeit bei der Generalstaatskasse einzulösen“. Er wies die Preußische Generalstaatskasse ferner an, „jedem Ansuchenden auf Wunsch jeden Betrag preußischen Notgeldes sofort in Rentenmark umzutauschen." In der Folgezeit lief das Notgeld dann anstandslos um.


Freistaat Preußen, Notgeldschein über 2,10 Goldmark = ½ Dollar nordamerikanischer Währung, ausgegeben in Berlin am 3. November 1923.


Freistaat Preußen, Notgeldschein über 4.20 Goldmark = 1 Dollar nordamerikanischer Währung, ausgegeben in Berlin am 3. November 1923.


Mitte Januar 1924 meldete die Presse, dass Fälschungen der Werte 2,10 und 4,20 Goldmark aufgetaucht seien. Das veranlasste den Preußischen Finanzminister mit Wirkung ab 18. Januar 1924 die Stücke zu 4,20 Goldmark und wenig später auch die zu 2,10 Goldmark vorzeitig zur Einlösung aufzurufen. Alle anderen Werte wurden in der Zeit vom 20. Februar bis zum 19. März 1924 eingelöst. In den entsprechenden Aufrufen wurde auch ein Wert zu 5 Goldmark erwähnt, der mit Datum 3. Januar 1924 nachgedruckt worden war, aber nie in den Verkehr gelangt ist. Von diesem Wert ist nur ein Stück im Berliner Münzkabinett bekannt.


Hans-Georg Glasemann


Bildquelle: Privat/ Literaturhinweis: Wilhelmy, Rudolf; Geschichte des deutschen wertbeständigen Notgeldes von 1923/1924, Dissertation, Berlin, 1962.


Literaturempfehlungen:


Manfred Müller:

Deutsches Notgeld, Band 12: Das wertbeständige Notgeld der deutschen Inflation 1923/1924


Titel: Gietl Verlag

ISBN: 978-3-86646-519-0

Auflage: 1. Auflage 2011

Format: 14,8 x 21 cm

Abbildungen: zahlreiche Schwarz-Weiß-Abbildungen

Cover-Typ: Broschur

Seitenanzahl: 608

Preis: 39,90 Euro






Hans-Ludwig Grabowski:

Deutsches Notgeld, Band 10: Das Papiergeld der deutschen Länder 1871 – 1948


Titel: Gietl Verlag

ISBN: 978-3-86646-500-8

Auflage: 2. Auflage 2006

Format: 14,8 x 21 cm

Abbildungen: zahlreiche Schwarz-Weiß-Abbildungen

Cover-Typ: Broschur

Seitenanzahl: 640

Preis: 39,80 Euro




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