Fortsetzungsreihe, Teil 6
Der Dollar war viele Jahrzehnte lang aufgrund seiner mangelhaften drucktechnischen Sicherung und seiner Eigenschaft als Leitwährung der westlichen Welt das Lieblingskind aller Fälscher und ist es immer noch. Denn trotz mittlerweile völlig neu gestalteter Noten mit erheblich verbesserten Sicherheitsmerkmalen werden die Altausgaben nicht aufgerufen. Dies hat Tradition in den USA, so sind alle Dollarnoten seit den 1861 ausgegebenen sogenannten Demand-Notes rein rechtlich noch gültige Zahlungsmittel, mit Ausnahme der Privatbanknoten sowie der Noten der Südstaaten (1861 – 1864). Wenngleich die alten Emissionen im Zahlungsverkehr natürlich nicht mehr vorkommen und einen erheblich höheren Sammlerwert als ihr Nominalwert besitzen. Als eine mögliche Reaktion auf das Auftauchen der „Superdollar“ genannten Fälschungen hatte das Schatzamt zunächst tatsächlich überlegt, alle Altausgaben außer Kurs zu setzen.
Im Wesentlichen zwei Gründe waren ausschlaggebend dafür, dass man dann aber davon abgesehen hat: erstens der immense Aufwand und die hierdurch anfallenden Kosten, zweitens der unweigerlich eintretende Vertrauensverlust in die wichtigste westliche Währung.
Von den insgesamt umlaufenden 1,03 Billionen Dollar (Stand: Juli 2011) werden Schätzungen der US-amerikanischen Notenbank zufolge zwischen 50 und 65 % im Ausland gehalten, das heißt, nur etwa die Hälfte des gesamten Dollarbargeldes läuft in den USA selbst um. Über genaue Zahlen verfügt die Fed allerdings nicht.
Bei der ehemaligen Deutschen Mark war es ähnlich. Hier schätzte man, dass sich ständig ca. 40 % der seinerzeit in Umlauf befindlichen DM-Noten im Ausland befunden haben, davon der größte Teil in den Ländern des ehemaligen Ostblocks, und dort als Reservewährung genutzt worden waren. In der gesamten Euro-Zone befinden sich derzeit rund 855 Milliarden Euro Bargeld im Umlauf. Von den in Deutschland emittierten rund 367 Milliarden Euro (kumulierte deutsche Nettoemission) befinden sich Schätzungen zufolge rund 65 bis 70 % außerhalb Deutschlands, meist in Ländern außerhalb der Euro-Zone. Genaue Zahlen sind aber auch hier nur schwer zu ermitteln. Der Bargeldumlauf in Deutschland beträgt Stand Juli 2011 rund 360 Mrd. Euro.
Der Dollar ist also sozusagen der „Klassiker“ der Fälschungen: leichter zu fälschen als der Euro, aber schwerer abzusetzen, selbst über Großverteiler. Diese Tatsache trifft zumindest für Deutschland zu. Das schlägt sich auch im Preis für Dollar-Falsifikate nieder. Selbst gute Fälschungen der amerikanischen Währung kosten hierzulande selten mehr als 10 bis 15% des Nennwerts. Der US Secret Service schätzt, dass jährlich weltweit mehrere hundert Millionen falsche US-Dollars gedruckt werden, der überwiegende Teil, nämlich rund 70 %, außerhalb der USA. Davon werden zwar mehr als 90 % sichergestellt, bevor sie in den Umlauf gelangen, dennoch gehen Experten davon aus, dass die Summe aller umlaufenden falschen Dollarscheine mittlerweile den Betrag von 50 Millionen Dollar weit überschreitet. Von der primitiven Farbkopie auf herkömmlichem Schreibpapier über die zahllosen mehr oder minder guten Offsetdruck-Fälschungen bis hin zum perfekten Superdollar, den wir im nächsten Kapitel näher kennenlernen werden.
Fortsetzung folgt …
Karlheinz Walz: Fälscher & Falschgeld, 280 Seiten, Hardcover, ISBN: 978-3-86646-084-3.
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