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AutorenbildKarlheinz Walz

Fälscher & Falschgeld: Der Superdollar – Teil 1

Aktualisiert: 26. März 2021

Fortsetzungsreihe, Teil 7


Streng geheim und mysteriös

Nach wie vor mysteriös und höchstwahrscheinlich politisch motiviert sind die seit mehr als 20 Jahren in allen Teilen der Welt auftauchenden falschen amerikanischen 100-Dollar-Noten der Serien 1988, 1990 und 1993 wie auch der ab 1996 ausgegebenen Serie in neuem Design mit großem Porträtoval, die so genannte „Big-Head“-Serie.

Von den Serien 1990 und 1993 war als Fälschung auch die 50-Dollar-Note betroffen und vom US Secret Service unter dem Indikativ C-20000 registriert worden. Es handelt sich hierbei schon nicht mehr um Fälschungen im herkömmlichen Sinne, sondern um einen unautorisierten Nachdruck, eben fast genau wie die Nachahmungen der englischen Pfundnoten im Zweiten Weltkrieg. Damit scheiden herkömmliche Fälscher als Urheber aus, es muss ein Staat oder eine staatliche Notendruckerei an der Herstellung beteiligt sein. Die Falsifikate bereiten den Banken und Behörden aller Länder bis heute erhebliches Kopfzerbrechen. Sie sind von gravierten Platten im originalen Stichtiefdruck auf Original-Druckmaschinen hergestellt. Die verwendeten Druckfarben können nur durch spezielle Analysen von den echten Druckfarben unterschieden werden. Selbst an die Magnetisierung der Farben wurde gedacht, so dass bei diesen Falschnoten, zumindest bei den älteren Serien, die entsprechenden Prüfgeräte versagen. Die Nummern stimmen in Schriftcharakter, Farbe und Anordnung mit denen echter Dollars überein, das Schatzamtssiegel ist von der echten Ausführung nicht zu unterscheiden, Nummerierung und Siegel sind korrekt im Buchdruck aufgebracht.


Die echte 100-Dollar-Note der sogenannten „Big Head“-Serie. An den gekennzeichneten Stellen befinden sich u.a. die minimalen Abweichungen, an denen Superdollar-Fälschungen dieser Ausgabe zu erkennen sind.


Vergrößerung der oberen linken Wertzahl der echten Note. Bei den Fälschungen wurden bestimmte Partien der Zahl 1 absichtlich verändert.


Die Unterschiede auf der echten Banknote (links) im Vergleich zur falschen (rechts):

Die linke Randlinie der Zahl 1 ist verdickt, der Sockel verzeichnet. Dies führt dazu, dass die Abschrägung im linken Teil der Schattenpartie des Fußes etwas steiler ausfällt als beim Original. Zudem sind beim Superdollar die schwarzen Felder zwischen den Netzwerklinien zum Teil anders geformt und ungenauer. Bei der Fälschung (rechts) ist im Buchstaben „N“ rechts oben eine größere weiße Trennfläche zwischen den beiden Balken zu sehen. Es gibt den Super-Hunderter mit dem Indikativ C-23183 allerdings auch in einer Variante ohne dieses Erkennungsmerkmal.


Bisher sind auch keine mehrfach vorkommenden Nummern festgestellt worden, sodass der Verdacht nahe liegt, dass den Fälschern eine entsprechende Nummeriermaschine zur Verfügung steht, entweder ein Original oder ein exakter Nachbau. Das Papier dieser Dollars wurde ebenfalls eigens hergestellt und, wie bei echtem Dollarpapier der Firma Crane, während des Produktionsprozesses mit den haarfeinen blauen und roten Seidenfasern versehen, so dass es nur nach komplizierten chemischen Prüfungen seine minimalen Abweichungen zum echten Notenpapier preisgibt. Das langfaserige Papier echter Dollarnoten besteht aus einer Mischung von 75 % Baumwolle und 25 % Leinen und wird auf so genannten Fourdrinier-Papiermaschinen hergestellt.



Wie die eingehenden Untersuchungen ergeben haben, stammt zumindest die Baumwolle, die für das Papier der Superfälschungen verwendet wurde, aus den Südstaaten der USA – wie diejenige der echten Dollars. Allerdings ist diese Baumwolle auch auf dem freien Markt erhältlich. Als Ende 1989 diese so genannten „Superdollars“ zuerst bei einer Bank der philippinischen Hauptstadt Manila, dann in der Schweiz und in Hongkong auftauchten, war der amerikanische Secret Service „highly alert“, also aufs Äußerste besorgt. Bereits im März 1990 wurden die ersten der Super-Hunderter in Deutschland, nämlich in Hamburg angehalten. In den folgenden Jahren wurden sie auf allen Kontinenten entdeckt. Im Januar 1991 tauchten die ersten Exemplare in Österreich auf, Ende 1991 in England, und die „Financial Times“ schrieb am 25. Januar 1992: „...dass aufgrund der ausgezeichneten Qualität die Polizei es für möglich hält, dass die Falsifikate in einer regierungseigenen Druckerei irgendwo in einem Dritte-Welt-Land hergestellt worden sind.“ Auch als der Irak 1991 einen Teil der bei der Besetzung Kuwaits erbeuteten Dollarmillionen in Umlauf brachte, stellte der US-Geheimdienst mit Entsetzen fest, dass rund 40 % der von den Irakern zum Erwerb von Waffen verausgabten Dollars Superdollar-Fälschungen waren. Ob diese bereits unerkannt in Kuwait lagerten oder ob sie von den Irakern unter den erbeuteten Dollarbestand gemischt worden waren, war nicht zu ermitteln. Heute steht allerdings fest, dass der irakische Despot Saddam Hussein nichts mit den Fälschungen zu tun hatte.


Fortsetzung folgt …





Karlheinz Walz: Fälscher & Falschgeld, 280 Seiten, Hardcover, ISBN: 978-3-86646-084-3.


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