Fortsetzungsreihe, Teil 9
Die USA hatten damals zwar sofort auf das erstmalige Auftauchen der Superfälschungen reagiert, allerdings nur recht halbherzig. Es wurden keine neuen Noten mit entscheidend verbesserten Sicherheitsmerkmalen ausgegeben. Die neue 1990er Serie wies nun als zusätzliche Sicherungen lediglich einen mit dem Notenwert und dem Landesnamen beschrifteten Sicherheitsfaden sowie Mikroschrift rings um das Porträt auf. Doch vergeblich:
Auch von dieser verbesserten Version waren nach wenigen Monaten Superbills auf dem Markt, mit Mikroschrift und einem vom echten nicht zu unterscheidenden Polyesterfaden, der, wiederum wie beim echten Papier, schon bei der Produktion in den Papierbrei eingebettet worden war. Nun endlich beschloss der amerikanische Kongress, vollkommen neue Dollarnoten mit verbesserten und erweiterten Sicherheitsmerkmalen auszugeben, um das Vertrauen in die wichtigste Weltwährung aufrecht erhalten zu können. Als erster Wert der sicherungstechnisch erheblich verbesserten neuen Serie kam Anfang des Jahres 1996 der 100-Dollar-Schein in den Verkehr. Er enthielt nun neben beschriftetem Sicherheitsfaden und Mikroschrift weitere Sicherheitsmerkmale wie Kopfwasserzeichen (allerdings in mäßiger Qualität), OVI-Farben (Optically variable Ink, auch Color-Shifting Ink genannt, eine je nach Betrachtungswinkel wechselnde Farbe der Vorderseitenwertzahl rechts unten), ein erheblich vergrößertes Porträt und vorder- und rückseitig je eine Druckzone mit feinsten Linien, welche beim Kopieren ein Störmuster, ein so genanntes Moiré, erzeugen. Auch die seither schon verwendeten blauen und roten in das Papier eingebetteten Seidenfasern waren bei der neuen Serie wieder vorhanden. Berichten zufolge hatte ein zu 10 Jahren Gefängnis verurteilter, ehemaliger amerikanischer Geldfälscher maßgeblich an den neuen Entwürfen mitgearbeitet und sie mitgestaltet. Ihm wurde nach Verbüßung von zwei Jahren seiner Strafe das Angebot unterbreitet, seine vielfältigen Erfahrungen als Fälscher in die Entwicklung neuer Sicherungstechniken zum Schutz des Dollars einzubringen. Ob es stimmt, oder ob es sich auch hier wieder um ein Gerücht handelt, war nicht nachzuprüfen. In der Preisgabe solcher Details sind Secret Service und Treasury Department traditionell sehr zurückhaltend.
Nur noch mit einer Lupe erkennbar: Der unterschiedliche Sockel der Laterne; oben die Fälschung, unten das Original.
Bis 1998 waren insgesamt sechs Versionen des Superdollars der alten Serie mit dem kleinen Porträtoval bekannt geworden, drei der Serie 1988, zwei der Serie 1990 und bisher eine Version der Serie 1993, die erstmals 1996 registriert worden war und mit der zweiten Variante der 1990er Serie weitestgehend identisch ist. Innerhalb einiger Versionen kann nochmals nach Varianten unterschieden werden. Die Superbills des alten Designs wurden vom Secret Service unter der Klassifizierung C-14342 festgehalten und werden von den Experten seitdem auch als „C-14342-Family“ bezeichnet.
Die Bundesbank hatte sie unter der Klasse 533 erfasst. Die einzelnen Versionen der neuen Superfälschungen, die es in den Werten zu 50 und 100 Dollar der „Big Head“-Serie gibt, hat der Secret Service unter C-22160 (50 Dollar) und C-21555, C-22485, C-22500, C-22865 und C-23183 (100 Dollar) registriert. Die 100-Dollar-Note existiert damit als „Big Head“-Fälschung in den Serien 1996, 1999, 2001, 2003 und 2003 A.
Für alle Versionen – alt oder neu – gilt, dass sie nur durch minimalste Abweichungen auf Vorder- und Rückseite von echtem amerikanischem Geld zu unterscheiden sind, für den Laien und selbst für die meisten Bankkassierer nicht ohne technische Hilfsmittel erkennbar. Auf jeden Fall ist zur Feststellung der Fehler fast immer eine Lupe bzw. ein Fadenzähler erforderlich, denn die überwiegende Mehrzahl der Abweichungen ist mit bloßem Auge nicht zu erkennen. So ist die Gefahr groß, dass die Superfälschungen insbesondere von Banken außerhalb der USA, die mit dem Dollar nicht ganz so vertraut sind wie mit der heimischen Währung, wieder in den Zahlungsverkehr gegeben werden. Die Fälschung ist umso gefährlicher, als Druckverfahren und Papier absolut mit den echten identisch zu sein scheinen und nur durch aufwendige Untersuchungen entlarvt werden können.
Fortsetzung folgt …
Karlheinz Walz: Fälscher & Falschgeld, 280 Seiten, Hardcover, ISBN: 978-3-86646-084-3.
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