Fortsetzungsreihe, Teil 10
Verfolgt man den Werdegang des Superdollars mit seinen Varianten, ist man unwillkürlich an ein Katz- und Maus-Spiel erinnert. Denn die Plattenfehler, die die einzelnen Versionen aufweisen, sind keine zufälligen Fehler oder aus Unachtsamkeit entstanden, sie wurden bewusst gemacht! Und immer dann, wenn in der Vergangenheit anhand von Unterscheidungsmerkmalen vor den Superbills gewarnt worden war, tauchte kurze Zeit später eine Folgeversion auf, die die Fehler der vorhergehenden nicht mehr, dafür aber andere aufwies. Oder aber, die Fehler der Vorderseite blieben weitgehend erhalten, während man in die Rückseitendarstellung neue eingebaut hatte. So sind beispielsweise bei der Version zwei die Fehler der ersten Version teilweise korrigiert worden, ebenso bei der Variante drei die Fehler der vorhergehenden. Dafür weist diese Version drei nun aber neue Fehler auf, die bei Version eins nicht vorhanden sind, usw. usw.
Die ersten Ausgaben des „Super-Dollar“ wurden mit dem Indikativ C-14342 klassifiziert (Bundesbank-Klasse: 533).
Der Grund für dieses seltsame Gebaren, das wie ein Suchrätselspiel anmutet, kann nur darin zu sehen sein, dass die Fälscher sicher gehen wollen, ihre „Erzeugnisse“ jederzeit von echten Dollar-Noten unterscheiden zu können. Das seit langem umgehende Gerücht, offizielle amerikanische Stellen selbst würden insgeheim die Superdollars drucken, um eine Sache zur Hand zu haben, die sie gegnerischen Staaten jederzeit „in die Schuhe schieben“ können, um sie zu diskreditieren, erhielt so neue Nahrung.
In letzter Zeit verdichteten sich die Hinweise, dass dem tatsächlich so sein könnte.
Die CIA geriet mehr und mehr unter Verdacht. In Langley allerdings befände sich die Produktionsstätte nicht, die Nähe zum CIA-Headquarter wäre im Falle einer Aufdeckung zu offensichtlich. Angeblich existiert aber nördlich der Hauptstadt Washington D.C. eine Geheimdruckerei des amerikanischen Auslands-Nachrichtendienstes, in der auch eine Intaglio-Druckmaschine installiert sein soll, wie sie zum Druck von Dollarnoten erforderlich ist. In welcher Stadt sich diese Druckerei befinden soll, sei aber nur einigen wenigen hochrangigen Falschgeldfahndern und Vertretern der Hochsicherheits-Druckindustrie bekannt, die zu strengster Geheimhaltung verdonnert wurden.
Neben dem bereits oben genannten Grund gibt es aber einen weiteren, gewichtigeren: Die CIA hätte durch die Verwendung der Fälschungen zusätzliche Geldmittel zur Verfügung, die der Kontrolle des Kongresses entzogen wären und mit denen geheime Operationen in Krisengebieten finanziert werden könnten. So steht zum Beispiel auch zu vermuten, dass die zeit- und vor allem kostenaufwendige Suche nach Osama bin Laden, für die die CIA federführend zuständig war und die insgesamt alleine für die Bezahlung von Agenten und angeworbenen Söldnern bis zum Tod des Terrorschefs einen zweistelligen Millionenbetrag verschlungen hat, zumindest zum Teil mit Superdollars bezahlt worden ist… Auffällig ist im Übrigen auch, dass die falschen Banknoten im Ausland zwar nur schwer, innerhalb der USA aber durch die dort im Einsatz befindlichen Geldbearbeitungsmaschinen der Banken fast immer erkannt werden! Dies ist technisch bedingt: Der Sicherheitsfaden der neuesten Dollarscheine enthält eine Farbe, die nur unter UV-Licht sichtbar ist. Diese Farbe weicht bei den Superfälschungen absichtlich in Nuancen ab, sodass die in den Staaten verwendeten Geräte zur Banknotenzählung und -prüfung anhand dieses Farbunterschieds des Fadens echt von falsch auf jeden Fall unterscheiden können. Der Grund könnte sein, dass man das eigene Land möglichst von diesen Fälschungen „sauberhalten“ möchte. Diese Farbe wie auch die OVI-Farbe für die Wertzahl, die je nach Blickwinkel und Lichteinfall die Tönung von Grün nach Schwarz wechselt und im Siebdruck aufgebracht wird, wird nach einer Rezeptur und unter Lizenz der Schweizer Firma Sicpa von einem Spezialunternehmen im Auftrag des Treasury Departments direkt in den USA hergestellt. Durch in den Farben enthaltene geheime Markierungen könnte man deren Herkunft, heruntergebrochen bis auf jede einzelne Produktionscharge, zwar feststellen, also auch, ob es sich um eine Lieferung von Sicpa selbst, dem amerikanischen Lizenznehmer oder eventuell sogar um einen – illegalen – Dritten handelt. Doch zum Ergebnis dieses Farbtests schweigen bislang alle Beteiligten eisern.
In den letzten drei Jahren ist es um den Superdollar still geworden, so still, „als hätte es ihn nie gegeben“, wie sowohl das BKA Wiesbaden als auch die Falschgeldstelle der Bundesbank bemerkten. Beinahe könnte man glauben, die offiziellen Stellen in den USA würden die Sache am liebsten totschweigen, um Gras darüber wachsen zu lassen. Weder Informationen über neue Varianten dieser Fälschung noch über deren mutmaßliche Urheber sind zu erlangen. Anfragen ausländischer Stellen, so auch der deutschen Behörden, in Bezug auf die Superbills werden entweder überhaupt nicht oder nur nichtssagend beantwortet. Über den Stand der Ermittlungen tauschen sich die Amerikaner mit ihren ausländischen Kollegen sowieso nur sehr ungern aus. Washington verlangt zwar stets, an Ermittlungserkenntnissen beteiligt zu werden, gibt aber selbst nur wenige Informationen preis. Diese Erfahrung haben im Übrigen in anderen Angelegenheiten auch schon deutsche Geheimdienste machen müssen, als sie mit Kollegen aus amerikanischen Diensten zum Beispiel in Sachen „Gladio“, der bis 1990 top geheimen Stay-Behind-Organisation der NATO, „zusammengearbeitet“ haben…. So bleibt diese Superfälschung nach wie vor eines der ungelösten Rätsel unserer Zeit. Einzig die Tatsache, dass in den letzten Jahren in der Schweiz relativ viele der Superblüten aufgetaucht waren, ist unlängst bekannt geworden. Aber darüber schweigen sich auch die Schweizer aus, eine entsprechende Anfrage des Autors wurde abschlägig beschieden und mit nichtssagenden Floskeln beantwortet. Und selbst wenn die CIA oder eine andere staatliche Stelle der USA an der Herstellung beteiligt wäre oder diese sogar aktiv betreiben würde, würde man dies von offizieller amerikanischer Seite natürlich nie zugeben. Man hält in Geheimdienstkreisen eben „dicht“. Zweifel an der offiziellen Verlautbarung der US-Regierung, Nordkoreas verstorbener Diktator Kim Jong Il habe mit Superdollars aus seinem geheimen, Office 39 genannten Drucklabor seine Kasse aufgebessert, damit sein marodes Wirtschaftssystem am Leben gehalten und sein Atom-Programm finanziert, sind nicht erlaubt und werden sofort vehement dementiert. So hat sich selbst die amerikanische Presse einen Maulkorb verpasst, Berichte über die Superdollars sind derzeit so gut wie nicht zu lesen.
Fortsetzung folgt …
Karlheinz Walz: Fälscher & Falschgeld, 280 Seiten, Hardcover, ISBN: 978-3-86646-084-3.
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