Fortsetzungsreihe, Teil 32
Die Herstellungstechniken falscher Banknoten, Teil 4
50-Dollar-Note, Serie 1934: Ein Beispiel für eine Offsetdruckfälschung. Der Punktraster ist in der Vergrößerung deutlich zu erkennen.
Offsetdruck
Das heutzutage wohl am meisten verwendete Flachdruckverfahren ist der Offsetdruck, und zwar sowohl bei kommerziellen Druckereibetrieben als auch in der Gilde der Fälscher.
Es ist ein indirektes Druckverfahren, das heißt, von der Platte wird zunächst auf ein Gummituch gedruckt und erst von diesem auf das Papier. Der Offsetdruck wurde 1905 erfunden. Das zu druckende Motiv wird fotografisch seitenrichtig auf eine dünne, speziell beschichtete Aluminiumplatte übertragen. Durch eine Entwicklerlösung wird die nichtdruckende Fläche so präpariert, dass sie mittels spezieller Walzen, das sogenannte Feuchtwerk, während des Druckvorgangs Wasser führt und keine Druckfarbe annimmt.
Die druckenden Teile dagegen lassen sich mit der öl- oder fetthaltigen Druckfarbe einfärben und geben diese an das Gummituch ab, das sie auf das Papier überträgt.
Die Erkennungsmerkmale des Offsetdrucks bei Fälschungen sind gleichmäßig eingefärbte Farbflächen, saubere, nicht ausgefranste oder gequetschte Ränder, Tonwertabstufung durch Aufrasterung (unter der Lupe oder dem Fadenzähler meist deutlich zu erkennen) und unterschiedlich große Rasterpunkte mit gleicher Farbintensität. Offsetdruckmaschinen sind heute weit verbreitet und auch gebraucht meist billig zu erwerben; das gilt für die einfarbig druckende Kleinoffsetmaschine ebenso wie für die moderne Vierfarbenmaschine.
Der Linientiefdruck echter Banknoten lässt sich zwar mit dem Offsetverfahren nicht nachahmen, doch gelingen den Spezialisten der Banden aus der Organisierten Kriminalität mit ihren ausgefeilten Offsetdruck-Methoden ganz ausgezeichnete Fälschungen, wobei es an die Fälscher keine hohen technischen Anforderungen stellt. Früher fertigte man mit Hilfe von Spezialkameras Farbauszüge, heute benutzt man dazu Scanner, in dem man die Bildteile der Banknote in Rasterpunkte umwandelt, wobei die Hell/Dunkel-Abstufungen wie gehabt durch unterschiedlich große Rasterpunkte gebildet werden. Diese Rasterpunkte können dabei so fein ausfallen, dass sie unter der Lupe kaum als solche zu erkennen sind und wie gedeckte Farbflächen wirken. Der fehlende Reliefeffekt des originalen Stichtiefdrucks wird ab und an durch feine Papierprägungen zu imitieren versucht. Bei den Euro-Noten trifft dies bei neueren Fälschungen oftmals auf den als Isard-Code bezeichneten Farbbalken der Vorderseite zu. Auch die Fälscher beobachten sehr genau, welche Sicherheitsmerkmale im Publikum am häufigsten geprüft werden und stellen diese dann in guter Qualität entsprechend nach.
Beim modernen Offsetdruck wird seit einigen Jahren zur Auflösung der Bildelemente mit dem sogenannten Kornraster, auch frequenzmodulierter Raster genannt, gearbeitet, insbesondere dann, wenn feinste Modulation, also die Wiedergabe feinster Halbtöne in Fotoqualität benötigt wird. Dies ist eine elektronische Rasterung mittels Computer und von der Qualität her vergleichbar mit der Halbtonwiedergabe, wie sie bislang nur beim Rastertiefdruck zu erreichen war. Dieses neue Verfahren hat unter den Namen Diamond-Screening oder Velvet-Screen Eingang in die Praxis des Drucks gefunden, selbstredend auch in die der Falschgeldproduzenten. Bildbearbeitungsprogramme, wie Adobe Photoshop, erleichtern den Falschgeldproduzenten die Arbeit zudem. Mit solchen Programmen können Farben angepasst, Fehler in der Bildwiedergabe korrigiert und unterschiedliche Notennummern gezaubert werden. Auch ein nur halbwegs versierter PC-Nutzer kann damit hervorragende Druckvorlagen fertigen.
Eine gute Fälschung der 100-Euro-Note der Klasse EU/P3. Sie kommt seit etwa 2005 aus Bulgarien, wurde im Offsetdruck hergestellt und wird immer noch verbreitet. Das Hologramm-Patch wurde mit Hilfe beugungsoptischer Strukturen täuschend ähnlich, wenn auch nicht dem Original entsprechend, nachgeahmt.
Falsche Folienelemente, denen die beugungsoptischen Strukturen und damit der Hologrammeffekt fehlen, die Darstellungen sind nur statisch.
Falsifikate, die echten Banknoten in der Qualität des Druckbildes und in der Farbwiedergabe am ehesten entsprechen, sind nur im Druckverfahren herzustellen. Wenngleich die Qualität echter Geldscheine nie erreicht werden kann, verwenden die Fälscher den Offsetdruck aus mehreren Gründen: Neben den geringen Anforderungen an das Können und an die Technik sind Offsetdruckmaschinen risikolos und relativ billig zu erwerben. Ein gewichtiger Grund ist neben der guten Qualität, die diese Maschinen liefern, durchaus auch die wirtschaftliche Überlegung: wie bereits erwähnt ist der Offsetdruck ganz einfach billiger und erhöht die Gewinnspanne! Während die „Normalfälscher“, das heißt die kleinen Ganovengruppen, ihre Drucke mehrmals durch die Maschine laufen lassen und dabei penibel auf Passgenauigkeit achten müssen, können sich die Falschgeldhersteller aus der Organisierten Kriminalität die teureren Maschinen leisten, die mehrere Farben in einem Druckgang aufbringen.
Dann und wann haben Fälscher auch versucht, Klischees sozusagen im freien Handel zu erwerben, wenn sie sich in Ermangelung entsprechender Kenntnisse nicht in der Lage gesehen hatten, Druckplatten selbst herzustellen. So bestellten am 15. September 1958 zwei Angehörige einer Werbefirma bei einer Klischeeanstalt in Traunstein Offsetdruck-Platten mit dem Bild der damaligen belgischen 1000-Francs-Note, angeblich um Werbeprospekte herzustellen. Das Verlangen der beiden, Vorder- und Rückseite der Banknote abzubilden, war dem Besitzer der Klischeeanstalt insofern noch plausibel gewesen, als bei belgischen Banknoten die eine Seite in französischer, die andere in holländischer Sprache beschriftet war. Misstrauisch wurde er aber dann, als die beiden Auftraggeber neben dem Wunsch der absolut maßstabgetreuen Reproduktion auch noch verlangten, dass die Abbildungen keine Notennummern tragen dürften. Der Klischee-Fachmann verständigte die Polizei, die die beiden Werbeleute zunächst unauffällig überwachte. Zur Verhaftung wenige Wochen später führte dann die Tatsache, dass sie einen anderen Druckereibesitzer gefunden hatten, der sich nicht nur bereit erklärte, die Druckplatten zu fertigen, sondern, nach entsprechendem Angebot der beiden Fälscher, sogar noch aktiv in die Produktion und das Verteilgeschäft mit eingestiegen war.
Fortsetzung folgt …
Karlheinz Walz: Fälscher & Falschgeld,
280 Seiten, Hardcover, ISBN: 978-3-86646-084-3.
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