Fortsetzungsreihe, Teil 37
Die Herstellungstechniken falscher Banknoten, Teil 9
Farbkopien und Ink-Jet-Fälschungen
Während in früheren Zeiten handkolorierte Schwarz/Weiß-Fotokopien oder –Fotografien vorherrschten, sogenannte reprographische Fälschungen, wurden den Fälschern ab den späten 1980er Jahren mit der beginnenden Verbreitung von Farbfotokopiergeräten völlig neue Möglichkeiten eröffnet. Seitdem sind Farbkopiefälschungen ein Thema. Zum Teil wurden die Farbkopien mit Offsetdruck kombiniert, also quasi „veredelt“. So kam 1997 die Fälschung einer 100-DM-Note aus Polen. Die Bildteile des Untergrundes waren kopiert, der Hauptdruck sowie die Imitation des Wasserzeichens waren im Offsetdruckverfahren hergestellt worden. Beim Kopieren genügen das Aussuchen eines halbwegs dem Original entsprechenden Papiers sowie das maximal ein bis zwei Stunden dauernde Einjustieren des Kopiergerätes, um passable Falsifikate zu schaffen. Die Passgenauigkeit von Vorder- und Rückseite sowie eventueller Sicherheitsmerkmale wie des Durchsichtsregisters wird durch den Einsatz eines entsprechenden Passepartouts erreicht. Hauptsächlich sehr viele der sogenannten Eindrucksfälschungen wurden und werden so hergestellt, Falsifikate also, die bei flüchtigem Hinsehen keinen Argwohn erwecken und problemlos abzusetzen sind.
Beispiel für die Verfälschung einer 5-Dollar-Note (Federal-Reserve-Bank von Philadelphia, Serie 1914) in eine 100-Dollar-Note. Oben: in eine 100-Dollar-Note verfälschte 5-Dollar-Note.
Mitte: originale 5-Dollar-Note mit dem Porträt von Abraham Lincoln. Unten: originale 100-Dollar-Note mit dem Porträt von Benjamin Franklin.
Wenngleich die Farbkopiergeräte der neueren Generation mit Sicherungen gegen das Kopieren von Wertdrucken ausgestattet sind, sind immer noch genügend ältere Geräte auf dem Markt. Außerdem stellt für einen Profi die Überlistung der genannten Sicherungen kein allzu großes Problem dar. Als Sicherungen gegen das Farbkopieren von Geldscheinen verwendet man heute neben Mikroschrift und speziellen, durch Kopierer mit ihren vier Grundfarben Rot, Blau, Gelb und Schwarz nur schwer nachzustellenden Farben beispielsweise mit hohem Magenta-Anteil, auch engliegende Linienmuster.
Beim Kopierversuch ergeben diese ein Störmuster, ein sogenanntes Moiré. Als weiteren Kopierschutz kamen bei den ab 1990 ausgegebenen neuen Bundesbanknoten das sogenannte Latent Image (verstecktes Bild), das aus im Winkel von 90° gegeneinander versetzt gedruckten Strichzeichnungen bestand und das Kinegram® zum Einsatz. Diese silbrige Spezialfolie sowie der an einigen Stellen an der Oberfläche liegende, aluminiumbedampfte und mit dem Notenwert beschriftete Sicherheitsfaden konnten durch einen Farbkopierer nicht reproduziert werden, sie erscheinen lediglich Schwarz.
Von der Funktionsweise eines Kopierers her unterscheidet man bei der Bilderfassung die digitale und die analoge Arbeitsweise, wobei heutige Geräte ausschließlich digital arbeiten. Die Vorlage wird hier von einem mit Farbfiltern ausgestatteten Scanner abgetastet und in digitale Signale umgesetzt. Die Farben und Bildmotive des zu kopierenden Originals werden in einem Rechner gespeichert, die entstandenen Daten werden dann an die Wiedergabeeinheit, also den Drucker, übermittelt. Bei der analogen Erfassung werden die von der Vorlage reflektierten Lichtstrahlen über Spiegel und Linsen, mechanische Vorrichtungen also, auf den Fotoleiter (Bildtrommel usw.) gelenkt und verursachen dort eine Änderung des Ladungszustandes. Bei der Wiedergabe gibt es unterschiedliche Systeme, im Wesentlichen sind dies das elektrofotografische Verfahren, der elektrostatische Laserdruck, der Ink-Jet-Druck und der Thermo-Transferdruck. Es sind die gleichen Verfahren, die auch bei PC-Druckern verwendet werden, so dass meist nicht erkennbar ist, ob die Fälschung nun aus einem Farbkopierer oder aus einem PC-Drucker stammt. Daher unterschied die Deutsche Bundesbank damals bei der Vergabe der Fälschungsklassen auch nicht nach Farbkopie- oder PC-Fälschung, sondern sie wurden beide unter „FK“ registriert. Die Wiedergabe bei der analogen Elektrofotografie erfolgte in der Weise, dass die Trommel, die die durch das optische System übertragenen Bilder trägt, durch Elektrostatik (Änderung des Ladungszustandes, s.o.) Farbpigmente aufnimmt und an das zu bedruckende Papier abgibt. Das elektrostatische Verfahren beruht auf der veränderbaren elektrischen Leitfähigkeit bestimmter Elemente, häufig verwendete man bei modernen Kopiergeräten Selen.
Eine lichtempfindliche Trommel wird mittels eines Laserstrahls mit dem aus unterschiedlich elektrisch geladenen Flächen bestehenden Bild belichtet. Durch den ebenfalls elektrisch geladenen Toner wird das Bild auf der Trommel sichtbar und kann nun auf das Papier übertragen werden. Die Farbigkeit entsteht durch die Überlagerung der Farben Rot, Blau, Gelb und Schwarz. Das so entstandene Bild wird durch Druck und Hitze fixiert. Der Laserstrahl überträgt das Originalbild in Streifen auf die Trommel, Fälschungen sind dann an den nur in eine bestimmte Richtung laufenden Linien erkennbar, wenngleich die Farbkopierer der neuesten Generation einen extrem dünnen Laserstrahl und feinsten Toner verwenden, so dass selbst unter dem Fadenzähler die Linien kaum noch zu sehen sind. Diese Maschinen liefern qualitativ sehr hochwertige Erzeugnisse, die aber meist unnatürlich stark glänzen.
Beim insbesondere auch bei PC-Druckern verbreiteten Ink-Jet-Verfahren werden durch einen mit einer Vielzahl von Düsen ausgestatteten Druckkopf feinste Farbtröpfchen auf das Papier gesprüht. Der Querschnitt einer dieser Düsen entspricht in etwa dem eines menschlichen Haares. Der Farbeindruck entsteht hier ebenfalls durch die Überlagerung der Farben Rot, Blau und Gelb, wobei die Farbmenge die Frequenz und die Größe der Tropfen exakt gesteuert werden. Ink-Jet-Kopien sind an den charakteristischen Strukturen der auf dem Papier stehenden Pünktchen sowie an den matten Farben erkennbar. Diese sehr einfach mittels Scanner und Farbdrucker am heimischen PC hergestellten Falsifikate waren bis gegen Ende der 1990er Jahre ein großes Problem. Viele Jugendliche erlagen dem Reiz der einfach zu bewerkstelligenden Aufbesserung des Taschengeldes, ohne dabei recht zu wissen, dass sie hier nicht nur ein Kavaliersdelikt oder eine einfache Ordnungswidrigkeit begingen, sondern eine handfeste, mit zunächst mindestens zwei Jahren Freiheitsstrafe zu ahndende Straftat! Viele 10- und 20-DM-Fälschungen kamen seinerzeit vor, die meist ohne Imitation des Sicherheitsfadens oder des Wasserzeichens hergestellt und an jeder Ladenkasse kritiklos angenommen worden waren.
Fälscher aus der bandenmäßig organisierten Kriminalität stellten diese Desktop-Fälschungen sehr viel professioneller her. Sie scannten den Originalschein ein und bearbeiteten ihn dann am Bildschirm solange (Stichwort: PhotoShop), bis sie mit der Qualität zufrieden waren.
PC, Flachbettscanner und Farbdrucker sind heute Standardausrüstung nicht nur in vielen Haushalten. Die Qualität, die die von Jahr zu Jahr preiswerteren und technisch ausgefeilteren Geräte liefern, lässt kaum noch Wünsche offen. Selbst ein nur halbwegs versierter PC-Nutzer kann so mittels entsprechender Programme in kürzester Zeit brauchbare Fälschungen herstellen. Diese Fälschungsmethode war vor etwa 10, 15 Jahren drauf und dran, den Farbkopien endgültig den Rang abzulaufen, zumindest im Bereich der Einzel- und Gelegenheitstäter. Vielfach waren es, siehe oben, experimentierfreudige Jugendliche, die es ganz einfach gereizt hatte, mit ihrer PC-Ausrüstung bis an die Grenze des technisch Machbaren zu gehen. Dass sie dabei auch an die Grenze der Legalität gingen und oft darüber hinaus, war auch einer Gruppe Jugendlicher aus dem oberbayerischen Dachau nicht bewusst. Sie hatten 1998 zwei Monate lang mit am PC selbstgebastelten 20-Mark-Scheinen eingekauft, ohne aufzufallen. Ein 14-jähriger Schüler hatte mittels Scanner und Farbdrucker 50 Stück davon hergestellt, alle in relativ bescheidener Qualität, ohne Wasserzeichen-Imitation und ohne Sicherheitsfaden. Erst ein Tankwart wurde misstrauisch, verweigerte die Annahme, als einer der Jugendlichen sein Mofa volltanken wollte und verständigte stattdessen die Polizei. Schon seinerzeit bat man die Industrie, auch bei Farbdruckern ein beim Ausdruck automatisch integriertes Merkmal zu realisieren, anhand dessen der Typ des Druckers zweifelsfrei erkannt und bis zum jeweiligen Käufer zurückverfolgt werden konnte. Für die Wiedergabeverfahren der auf dem Markt befindlichen PC-Farbdrucker gilt das bei den Farbkopiefälschungen Gesagte.
Im Gegensatz zu den Ink-Jet-Fälschungen glänzen in Thermo-Transfertechnik hergestellte Fälschungen, wie auch die Toner-Fälschungen, stark und weisen ein meist fühlbares Relief auf. Erhitzte Elektroden schmelzen einen gefärbten, wachsähnlichen Stoff, der sich auf einer Trägerfolie befindet und drücken ihn direkt auf das Papier. Solche Falsifikate kann man manchmal an ihrem ganz eigenartigen Geruch erkennen. In einem ähnlichen Verfahren wurde übrigens das Kinegram® auf die mit den Untergrundmustern bedruckten Bogen der ehemaligen DM-Noten aufgebracht, wie auch heute die Folienstreifen bzw. –elemente der Euro-Noten in einem ganz ähnlichen Heißprägeverfahren aufgebracht werden.
Fortsetzung folgt …
Karlheinz Walz: Fälscher & Falschgeld,
280 Seiten, Hardcover, ISBN: 978-3-86646-084-3.
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