Fortsetzungsreihe, Teil 38
Die Herstellungstechniken falscher Banknoten, Teil 10
Das Papier der Fälschungen
Soviel in einem groben Überblick zu den einst und heute gängigen Druck- und Herstellungsverfahren aus der Fälscherszene. Das Papier der ehemaligen DM-Noten wie auch dasjenige für die aktuellen Euro-Scheine ist kurzfaserig und besteht aus reiner Baumwolle. Nach dem Trocknungsprozess erhält es noch eine Oberflächenleimung und erhält so seine spezielle Haptik und seine ganz eigenen Klangeigenschaften, die es von herkömmlichen Papieren unterscheidet. Das für Falsifikate verwendete Papier entstammt in fast allen Fällen dem freien Handel, wobei sich die Fälscher natürlich dasjenige aussuchen, das dem Originalpapier der zu kopierenden Banknote ihrer Meinung nach am nächsten kommt. In der Regel sind es herkömmliche, langfaserige Zellulosepapiere, die oftmals mit Aufhellern versehen oder die mittels Chlorbleiche gebleicht worden sind. Sie leuchten unter der UV-Lampe hell, meist hellblau, auf. Die überwiegende Mehrzahl der Papiere wird heute aber hergestellt, indem man aus Umweltschutzgründen auf die Bleiche verzichtet, sodass die auf ihnen gedruckten Fälschungen wie die echten Banknoten dunkel reagieren und unter UV-Licht eine mehr oder minder große Ähnlichkeit mit echtem Notenpapier aufweisen. An echtes Notenpapier kommen illegale Nachahmer so gut wie nie, es sei denn durch Bleichen von Noten niedrigen Nennwertes, um dann darauf höherwertige Noten zu drucken. Dieses Verfahren wurde und wird bei Fälschungen des amerikanischen Dollars ab und zu angewendet, eine jener unerwünschten Nebenwirkungen der Tatsache, dass alle Dollarnoten vom 1er bis zum 10.000er die gleiche Größe besitzen. Es sind jedoch zu vernachlässigende Einzelfälle, da aufgrund des relativ großen Aufwands nur Einzelgänger mit kleinen Auflagen von diesem Verfahren Gebrauch machen und die damit nicht ins Gewicht fallen. Bei den Ausgaben vor 1996 kam erschwerend noch hinzu, dass das Papier durch kein stückelungsspezifisches Wasserzeichen geschützt ist. Eher die Ausnahme ist die Herstellung eines mit dem Original beinahe identischen Papiers, wie es bei den Pfundnoten-Fälschungen der Nationalsozialisten oder den sog. „Superdollars“ der Fall war bzw. ist. Diese Methode ist aber für den Durchschnittsfälscher und selbst für die Nachahmer aus dem Bereich der Organisierten Kriminalität viel zu aufwendig und in Ermangelung geeigneter Maschinen und des technischen Know-hows nicht praktikabel.
Verfälschung einer 100-Reichsmark-Banknote in eine 1000-Reichsmark-Banknote.
Abbildung mit freundlicher Genehmigung des Verlags Österreich der Print Media Austria AG, Wien
Echte 1000-Reichsmark-Banknote.
Dennoch haben es Ganoven ab und an geschafft, an echtes Notenpapier zu kommen. Ein Fälscher mit Namen James Griffith hatte 1864 umgerechnet rund 10.000 Taler investiert, um das Papier der Noten der Bank von England in eigener Produktion nachzuahmen. Zahllose Noten hatte er eingestampft und analysiert. Als dies nichts fruchtete, gelang es ihm, einen Angestellten des Papierherstellers Portals zu bestechen, der ihm echten Papierbrei übergab und ihm auch Details der Herstellung verriet. Doch die Polizei erwischte die beiden, noch bevor sie eine größere Menge produzieren konnten. Cleverer angestellt hatten es dagegen 2008 die bis dato unbekannten Mitglieder einer organisierten Bande in einem südeuropäischen Land (welches Land es war, verschweigen wir aus Gründen der Diskretion). Ihnen war es – wie auch immer – gelungen, eine ganze Lkw-Ladung mit Papier für 20-Euro-Noten zu stehlen. Seit wenigen Monaten tauchen nun die ersten auf diesem Papier im Offsetverfahren gedruckten falschen Scheine in erstklassiger Qualität auf.
Fortsetzung folgt …
Karlheinz Walz: Fälscher & Falschgeld,
280 Seiten, Hardcover, ISBN: 978-3-86646-084-3.
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