Fortsetzungsreihe, Teil 39
Die Herstellungstechniken falscher Banknoten, Teil 11
Systemnoten
Schema zur Herstellung von Systemnoten.
Abbildung mit freundlicher Genehmigung des Bundeskriminalamtes Wiesbaden
Die sogenannten Systemnoten sind ebenfalls eine Spielart der Geldfälschung, wenngleich heute nur noch höchst selten vorkommend. Bei diesem Verfahren werden Teile echter Geldscheine in Verbindung mit Handzeichnungen oder Fotokopien zusammengeklebt, um mehrere Stücke, die echte Teilstücke enthalten, zu bekommen (sog. Mischnoten, sie werden früher wie heute unter der Kennung „Y“ klassifiziert). Eine mühsame, aber dennoch recht häufig praktizierte Methode war auch, aus mehreren echten Banknoten Teilstreifen herauszuschneiden und diese nach einem bestimmten System (daher der Name) zu einer nun gering verkleinerten neuen Note mit Klebestreifen zusammenzufügen. So erhält man aus z.B. 10 echten Scheinen einen zusätzlichen. Neben viel Arbeit und vielen benötigten echten Noten fallen solche (Ver-)Fälschungen normalerweise auf, das Entdeckungsrisiko oder die Ablehnung solcher Noten im Zahlungsverkehr ist recht hoch. Dennoch tauchten noch 1998 in Deutschland 198 Stück davon auf. Im April des Jahres 1976 hatte die belgische Kriminalpolizei ebenfalls einen Fall von Systemnoten aufzuklären. Mehr als 80 Stück 500-Francs-Scheine wurden in Brüssel und Umgebung im Zahlungsverkehr gefunden, die aus zerschnittenen echten Noten zusammengeklebt worden waren und statt 15 nur 14 cm Breite aufwiesen.
Aus 14 Stück hatte der unbekannte Betrüger 15 „neue“ Fünfhunderter gebastelt.
Verfälschungen
Eine ebenfalls früher noch mehr als heute gängige Methode sind Verfälschungen von Noten niedriger Nennwerte in höherwertige. Im Januar 1930 warnte „Erkennungszeichen“, das Organ der Internationalen kriminalpolizeilichen Organisation in Wien, vor einer Verfälschung von Banknoten, wie sie bei solchen Währungen immer wieder vorkam, bei denen die Noten aller Wertstufen eine einheitliche Größe, vielleicht sogar alle die gleiche Farbe sowie noch dazu ein ähnliches Aussehen haben. Paradebeispiel auch hier wieder: der Dollar. Im konkreten Fall war der kleinste Nennwert der Federal Reserve Noten der Serie 1914 des amerikanischen Dollars, der Fünfdollarschein, in einen Hunderter verfälscht worden. Teile der Beschriftung waren bei manchen Varianten entweder chemisch entfernt und dann handzeichnerisch ergänzt oder aber mit hauchdünnen Papierstücken, zum Beispiel mit den Wertzahlen „100“ in den vier Ecken der Vorderseite, überklebt worden. Die zu 100-Dollar-Scheinen unterschiedliche Rückseitenzeichnung des Fünfers hatte der Verfälscher durch Bleichen entfernt und dann durch eine Handzeichnung der allegorischen Abbildung des Hunderters allerdings mehr schlecht als recht ersetzt. Die Täter solcher Verfälschungen rechnen durch die Ähnlichkeit im Design aller Dollarnoten mit der Unaufmerksamkeit desjenigen, der einen solchen Schein annimmt, womit sie in vielen Fällen recht behielten. Dass eine 100-Dollar-Note das Bild Franklins und nicht Lincolns trägt, merken viele Leute erst dann, wenn es zu spät ist. Solche Verfälschungen waren in den 1920er und 1930er Jahren häufig, die vorliegenden Stücke waren im Dezember 1929 von zwei Polen in Amsterdam in Zahlung gegeben worden. Verfälschungen von Dollarnoten niedriger Werte in höherwertige Nominale kommen bis in unsere Tage vor, wenngleich sie im Gegensatz zu früher sehr viel seltener geworden sind. Selbst von DM- und Euro-Noten sind in den vergangenen Jahren einige wenige Stücke bekannt geworden. Sie wurden jedoch, wie die Verfälschungen von Banknoten anderer Währungen auch, so gut wie nie im Emissionsland selbst verausgabt. So waren beispielsweise relativ viele verfälschte Dollarnoten in den Staaten der ehemaligen UdSSR im Umlauf, da sich die Menschen dort aufgrund mangelnder Kenntnis über ausländische Valuta leichter hatten täuschen lassen.
Mit den gleichen Problemen mussten sich die Behörden kurz nach dem Krieg bis zur Währungsreform herumschlagen, denn die neben den Reichs- und Rentenmarkscheinen in Umlauf befindlichen und mit einem Zwangskurs aufgrund alliierter Gesetzgebung ausgestatteten Militärmarknoten hatten in den Wertstufen von 20 bis 1000 Mark die gleiche Größe, das gleiche Design und auf Vorder- und Rückseite die gleiche Farbgebung. Lediglich die Wertbezeichnungen waren vorderseitig in unterschiedlichen Farben eingedruckt. Damit war diese Notenausgabe für Verfälschungen geradezu prädestiniert. Das machten sich in dieser Zeit viele Fälscher zunutze, in dem sie Zwanziger in 1000-Mark-Scheine verfälschten. Unmengen solcher verfälschter wie auch totalgefälschter Militärmarknoten waren damals im Umlauf. So warnte im Januar 1948 ein Rundschreiben des Südbadischen Sparkassen- und Giroverbandes in Engen mit folgendem Text vor den verfälschten Geldscheinen:
„Die Landeszentralbank von Baden in Freiburg teilt uns die nachstehende Mitteilung des Berliner Stadtkontors (ein im Juni 1945 aus den Berliner Reichsbanknebenstellen, den Stadtbanken und Sparkassenzweigstellen gegründetes Kreditinstitut, d. Verf.) zur Weitergabe mit. Zur Zeit werden in Groß-Berlin von 20 auf 1000 Mark verfälschte Militärmarknoten der Fälschungsklasse A12 laufend abgesetzt. Da die Vertreiber dieser Stücke beim Vertrieb sehr geschickt zu arbeiten scheinen, ist besondere Vorsicht geboten. Nachstehende Kennzeichen der Verfälschung sind zu beachten. Der Fälscher hat den ursprünglichen roten Aufdruck durch saubere Rasur in geschickter Weise entfernt und die grünen Angaben unter Verwendung einer Druckplatte in stumpfer, dunkelgrüner, teilweise auch etwas hellerer Farbe eingedruckt. Die mittlere große Wertzahl „1000“ nebst Zierstück und die Schriftsätze zu ihren beiden Seiten sind nicht in der Schärfe wie bei echten Noten wiedergegeben. Bei den Eckzahlen „1000“ fällt die darunterliegende unsaubere und ungleichmäßige Schraffur, namentlich an den durch die Rasur aufgerauhten Stellen, auf. Bei Auftreten aller irgendwie verdächtigen Noten empfiehlt es sich, sie einer Zweigstelle der Landeszentralbank von Baden zur Prüfung und weiteren Veranlassung zuzuleiten und auch im übrigen die bekannten Maßnahmen, die zur Aufklärung von Fälschungen führen können, zu treffen.“
Wie der Autor anhand entsprechender, erhalten gebliebener Listen weiß, wurden bei den Kreditinstituten bis zur Währungsreform alle eingezahlten oder gewechselten Militärmarknoten ab 50 Mark aufwärts unter Festhalten der Seriennummer, des Namens und der Unterschrift des Einzahlers registriert. Dies beruhte offensichtlich auf einer alliierten Vorschrift im Zusammenhang mit der Währungsreform, um den Einzahler im Nachhinein noch belasten zu können, wenn sich eine seiner eingereichten Banknoten als Fälschung herausstellen sollte. Zudem mögen hier aber durchaus auch fiskalische Gesichtspunkte eine Rolle gespielt haben…
Keineswegs falsch, wenngleich fehlerhaft, sind die aktuell im Umlauf befindlichen 5- bzw. 50-Euro-Scheine, die im einen Fall den mit dem Notenwert beschrifteten Sicherheitsfaden des Fünfzigers, im anderen Fall den Faden des 100-Euro-Scheines aufweisen. In beiden Fällen haben die Papierhersteller in Frankreich bzw. in Italien geschlampt und während des Produktionsprozesses den jeweiligen Papierbrei mit den falschen Fäden bestückt. Banknotenzählmaschinen, die in der Lage sind, unter anderem anhand der Metallisierung des Fadens die Echtheit einer Note zu prüfen, werfen Stücke, die auf diesem fehlerhaften Papier gedruckt sind, als vermeintlich falsch aus. Sie werden anhand des Codes in den Leerräumen zwischen der Beschriftung des Fadens erkannt. Dies hat in letzter Zeit schon bei manchem Bankkassierer zu heilloser Verwirrung geführt, da die optischen Echtheitserkennungsmerkmale ansonsten allesamt korrekt waren. Erfreut hierüber sind lediglich die Sammler: auf Auktionen erzielen solche Stücke bereits Preise von mehreren Hundert Euro.
Fortsetzung folgt …
Karlheinz Walz: Fälscher & Falschgeld,
280 Seiten, Hardcover, ISBN: 978-3-86646-084-3.
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