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AutorenbildKarlheinz Walz

Fälscher & Falschgeld: Die Papiergeldfälschung, Teil 3

Aktualisiert: 26. März 2021

Fortsetzungsreihe, Teil 19


Auch die 1970er Jahre waren bis zur Mitte dieses Jahrzehnts im Hinblick auf Geldfälschungen eher unspektakulär, wenn man von dem plötzlichen Anstieg der Fälschungsquote gegen Ende des Jahres 1970 absieht. Zurückzuführen war dies auf einen einzelnen Fälscher, der 100-DM-Noten produziert und recht fleißig dem Verkehr zugeführt hatte. Der 29-jährige Schriftsetzer Horst B. aus einer kleinen Stadt im Westerwald hatte aufgrund wirtschaftlicher Schwierigkeiten des von ihm geführten kleinen Druckereibetriebs beschlossen, statt Briefbogen und Einladungen für Sportvereine oder Firmen Hunderter zu drucken.


Diese Fälschung, die 1970 das Aufkommen in der Bundesrepublik schlagartig in die Höhe schnellen ließ, war an einem mitdruckenden Klecks unterhalb des Buchstabens „B“ in „Banknote, direkt über der geschwungenen Zierlinie, leicht zu erkennen und wurde daher als „B mit Klecks“ berühmt. Die Abbildung zeigt anhand des Fälschungsklassenvermerks „DF = Druckfälschung“, dass dieses Falschstück sogar erst in den 1990er Jahren entdeckt worden war, als bereits die neue Klassifizierungsart verwendet wurde.


Die beiden Inhaber einer Kölner Repro-Anstalt, bei denen B. in der Kreide stand, ließen sich ebenfalls überzeugen und lieferten die Filme zur Herstellung der Flachdruckplatten. Im September 1970 hatte die Herstellung und Verteilung der Falsifikate begonnen. An der Verbreitung hatten einige weitere Komplizen, Freunde des Fälschers, mitgeholfen. Die Qualität der Falsifikate war ganz ordentlich ausgefallen, die auffälligsten Fehler waren ein mitdruckender kleiner Klecks am oberen Rand der Zierlinie unterhalb des Buchstabens „B“ des Wortes „Banknote“ sowie sich mehrfach wiederholende Notennummern. Zudem wirkten durch den Ausfall von Linien die Bartzeichnung und der Pelzkragen des Münster-Porträts weißfleckig und unsauber. Der auf der Rückseite abgebildete Adler wirkte fälschlich eintönig grau statt graublau. Die angehaltenen Stücke dieser Fälschungsklasse B1 der Ausgabe 2. Januar 1960 trugen die Notennummern P 5461194 E, P 6114594 E, P 9414651 E und P 6914514 E.

Doch an Weihnachten war bereits Schluss.


So gut wie B. nebst Komplizen die Drucke ausgeführt hatten, so dilettantisch waren sie teilweise bei der Organisation der Verteilung vorgegangen. Als B. nach einer Verbreitungstour im elsässischen Straßburg am

22. Dezember 1970 die Gelegenheit zu einem galanten Abenteuer wahrgenommen hatte, bezahlte er die nächtlichen Dienste der mit seiner Gunst bedachten jungen Dame mit 20 falschen Scheinen. Leider trugen 18 der Blüten dieselbe Notennummer, nämlich P 9414651 E, was der Prostituierten aber erst aufgefallen war, als B. sie am nächsten Morgen bereits wieder verlassen hatte. Sie erstattete dennoch Anzeige und konnte der Polizei auch eine recht gute Beschreibung ihres Kunden (in allen Einzelheiten!) liefern, sodass dieser noch an der Grenze erkannt, über das Kfz-Kennzeichen identifiziert und bis zu seiner Wohnung verfolgt werden konnte. Eine daraufhin an Heilig Abend erfolgte Hausdurchsuchung förderte rund 2 Millionen DM in Blüten zutage. B. wurde verhaftet und war sofort geständig, sodass auch seine Komplizen eine schöne Bescherung erlebten und die Weihnachtsfeiertage anders als gedacht verbringen mussten.

Der Blütenregen in Deutschland versiegte damit ebenso schnell, wie er begonnen hatte, dennoch waren von dieser Klasse B1 insgesamt 20.302 Stück im Zahlungsverkehr angehalten worden.


Fortsetzung folgt …




Karlheinz Walz: Fälscher & Falschgeld, 280 Seiten, Hardcover, ISBN: 978-3-86646-084-3.


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