Fortsetzungsreihe, Teil 25
Druckverfahren und Sicherheitsmerkmale der Euro-Noten, Teil 2
Der Stichtiefdruck findet heute, nicht zuletzt wegen seiner Kostspieligkeit, ausschließlich im Wertdruck Verwendung. Die Europäische Zentralbank spricht bei der Herstellung der Euro-Banknoten zwar nach wie vor vom Stichtiefdruck. Allerdings täuscht dies darüber hinweg, dass hier kein Stecher mehr, wie in früheren Zeiten, die Hauptmotive von Hand in eine Stahlplatte sticht. Dieses Stahloriginal wird mit einer Schicht aus Asphaltlack oder einem ähnlichen Material versehen, die Motive dann maschinell auf die Oberfläche dieser Beschichtung übertragen und in diese eingeritzt. Mit einer speziellen Säure, meist Eisen-II-Chlorid, wird die Zeichnung dann tiefergelegt, das heißt an den Stellen, an denen sie sich befindet, in die Stahlplatte eingeätzt. Erforderlichenfalls werden Teile des späteren Druckbildes auf diesem Stahloriginal von Hand nachgestochen, um eine größere Tiefe und damit mehr Prägnanz, sprich: einen präziseren, fühlbareren Druck zu erreichen. Für diese Verfahrensweise, die dem fertigen Druckbild im Gegensatz zu einem Stich von Hand meist deutlich anzusehen ist, wäre eigentlich die Bezeichnung „Ätztiefdruck“ treffender. Bei den Euronoten wurde er angewendet, um Zeit zu sparen und, wegen der Herstellung der Stahloriginale in verschiedenen Druckereien, einen möglichst identischen Charakter aller Hauptmotive zu gewährleisten, der bei Stichen von der Hand verschiedener Stecher nicht hätte erreicht werden können. Stichtiefdruck kommt nur für Bildteile der Vorderseite zur Anwendung. Es sind dies die Hauptmotive, die große Wertzahl rechts oben sowie die Wertbezeichnung links unten, der EZB-Schriftzug mit dem ©-Vermerk und der Jahreszahl sowie der sogenannte ISARD-Codebalken. Bei den beiden großen Stückelungen 200 und 500 Euro kommen noch die Merkmale für Sehbehinderte hinzu. Die drei letztgenannten Druckbildteile werden im verstärkten und damit noch besser fühlbaren Stichtiefdruck hergestellt, wogegen die Wertzahlen und das Hauptmotiv in der „einfachen“ Version ausgeführt, aber dennoch deutlich fühlbar sind.
100-Schilling-Handzeichnung: Diese Fälschung wurde Anfang 1951 in Wien beschlagnahmt.
Der erwähnte ISARD-Code (Intaglio Scanning And Recognition Device, frei übersetzt: Tiefdruck Abtastungs- und Erkennungs-Element) wurde bereits in den späten 1960er Jahren von dem holländischen TNO Institute of Applied Physics in Delft im Auftrag der Niederländischen Notenbank entwickelt. Spezielle Scanner erkennen anhand des durch den ISARD-Code reflektierten Lichts das Vorhandensein des Stichtiefdruck-Reliefs und damit die Echtheit der Banknote. Die Niederländische Zentralbank hatte diesen ISARD-Code seit 1970, die Belgische Nationalbank seit 1975 auf den von ihnen ausgegebenen Banknoten verwendet. Diese beiden nationalen Zentralbanken waren auch die Initiatoren des Codes auf den Euro-Noten und nutzen ihn heute in ihren jeweiligen Zentralbankbereichen. Die aktuell im Einsatz befindlichen ISARDplus-Geräte sind in der Lage, feinste parallel verlaufende Tiefdrucklinien auch bei zerknittertem oder verschmutztem Papier zu erkennen. Der ISARD-Code ist zudem ein gutes Mittel zur taktilen Echtheitsprüfung. Der Tiefdruck der dicht nebeneinander liegenden feinen, vertikalen Striche ist deutlich fühlbar, insbesondere wenn man mit dem Fingernagel darüber hinwegfährt. Wenngleich bereits findige Fälscher dieses Relief durch Blindprägung auf der Rückseite zu imitieren versucht haben.
Fortsetzung folgt …
Karlheinz Walz: Fälscher & Falschgeld,
280 Seiten, Hardcover, ISBN: 978-3-86646-084-3.
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