Fortsetzungsreihe, Teil 5
Zugegeben: für den Normalbürger, der sich für die Materie Falschgeld und das Thema Geld nicht oder nur insofern interessiert, als ihm letzteres zur Bestreitung der Ausgaben des täglichen Lebens dient, ist es manchmal nicht einfach, einen falschen von einem echten Geldschein zu unterscheiden.
Bei Münzen kommt hinzu, dass sie im Zahlungsverkehr so gut wie nie geprüft werden, da im Publikum die Meinung vorherrscht, es gäbe keine Münzfälschungen, denn deren Herstellung lohne sich ja ohnehin nicht für den Fälscher. Doch es befanden und befinden sich Falschmünzen von so außerordentlich guter Qualität im Verkehr, die von
einem Laien kaum noch als Fälschung zu erkennen sind. Das größte Problem in Deutschland aber ist, dass sich aufgrund des jahrzehntelangen sehr niedrigen
Niveaus von im Umlauf befindlichen falschen Banknoten ein sehr sorgloser Umgang mit Bargeld eingebürgert hat. Angenommene Geldscheine werden so gut wie nie auf Echtheit geprüft, da man mit Falsifikaten einfach nicht rechnet. Bei Kassiererinnen
und Kassierern in den verschiedenen Branchen des Einzelhandels kommt neben einem gewissen Desinteresse die Zeitnot hinzu. „Die Prüfung auf Falschgeld kostet Zeit – Zeit, die wir an der Kasse nicht haben“, ist das am häufigsten gehörte Argument von Verkäufern und Kassiererinnen, wenn es um die Prüfung angenommener Geldscheine geht. Wer als Supermarktkassiererin am Freitag Abend kurz vor Ladenschluss Banknoten prüft und damit Zeit „vergeudet“, zieht sich unweigerlich den Unmut der in der endlosen Schlange an der Kasse wartenden Kunden zu, die das Wochenende herbeisehnen und möglichst rasch nach Hause wollen. Zumal sich der Kunde, dessen Schein geprüft wird, einem aus seiner Sicht ungerechtfertigten Verdacht und den hämischen Blicken der hinter ihm Wartenden ausgesetzt sieht. Also lässt man es lieber. Unlängst hat eine Kassiererin in einem Baumarkt dem Autor auf eine entsprechende
Frage, warum sie lediglich die UV-Eigenschaften, ansonsten aber keine weiteren Sicherheitsmerkmale prüfe, eben mit diesem Argument „Zeitmangel“ geantwortet.
Ergänzend hat sie sogar gestanden, „sie mache diese UV-Prüfung nur alibihalber, weil
es von der Geschäftsleitung so angeordnet worden sei, ansonsten wäre ihr das Thema Falschgeld völlig egal, es käme ja sowieso kaum welches vor.“ Auf die Frage, welche Merkmale sie denn sonst noch prüfen könne, wusste sie denn auch keine Antwort.
Wer genau hinschaut, erkennt, dass die drei feinen Linien in der Mitte der spiegelbildlichen Darstellung der Brückenabbildung der Rückseite des 10-Euro-Scheines aus der Währungsbezeichnung in Mikroschrift bestehen.
Die kleinen verstreut angeordneten Kreise sind ein Kopierschutz, der sogenannte OMRON-Code. Die Plattenbezeichnung führt den Buchstaben „J“ als Erkennungszeichen der Druckerei der Banca d’ Italia.
Die mangelhafte Aufklärung und Schulung des Kassenpersonals in den meisten Bereichen des Einzelhandels kommt also erschwerend hinzu. Die Deutsche Bundesbank hat dies erkannt und will nun verstärkt Schulungen für Handel und Gewerbe anbieten, aber insbesondere auch in die Berufsschulen gehen, um die künftigen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer frühzeitig mit der Materie vertraut zu machen. Permanente Präventionsarbeit, das heißt, die ständige Aufklärung der Bevölkerung und insbesondere der Personen, die beruflich ständig mit
Bargeld umgehen, über das Aussehen echten Geldes und die Sicherheitsmerkmale sowie über die Erkennungsmöglichkeiten von Falschgeld ist so wichtig wie nie zuvor. Allerdings wird dies nur in dem Maße Früchte tragen, wie sich die am baren Zahlungsverkehr Beteiligten gleichzeitig bemühen werden, Geldscheine unter Nutzung der vorhandenen Echtheitserkennungsmerkmale auch tatsächlich zu prüfen und nicht kritiklos alles anzunehmen, was auch nur halbwegs nach Banknote aussieht. Wichtig
in diesem Zusammenhang ist stets, nicht nur ein einzelnes Merkmal zu prüfen, das unter Umständen vom Fälscher durchaus täuschungsfähig reproduziert werden kann, sondern immer mehrere Sicherheitsmerkmale. Zusätzlich muss beim Vergleich einer verdächtigen mit einer unzweifelhaft echten Note nach den Unterschieden zwischen beiden gesucht werden, nicht nach vorhandenen Übereinstimmungen.
Die Prüfung von Euro-Banknoten nach dem bewährten System
Fühlen
Sehen
Kippen
ist sehr einfach und erlernbar. Jeder ist damit ohne weitere Hilfsmittel in der Lage, falsch von echt zu unterscheiden. Zusätzlich besteht bei Bedarf die Möglichkeit, unter Zuhilfenahme von Lupe und UV-Lampe die Mikroschrift und die fluoreszierenden
Eigenschaften zu prüfen.
Fühlen
Zunächst achte man auf die Papierbeschaffenheit. Echtes Banknotenpapier besteht aus reiner, kurzfaseriger Baumwolle. Es ist fest im Griff und hat einen ganz eigenen, unverkennbaren Klang. Erfahrene Bankkassierer erkennen Falschgeld bereits, wenn sie
einen Schein in die Hand nehmen. Das Papier weist zum Schutz vor schneller Abnutzung eine Oberflächenleimung auf. Die eine Seite des Scheins ist dabei relativ glatt, die andere etwas rauer. Dies ist herstellungsbedingt: Im ersteren Fall handelt es sich um
die sogenannte Filzseite, meist die Vorderseite des Geldscheins, im zweiten Fall um die Siebseite. Deutlich fühlen kann man auf der Notenvorderseite den Stichtiefdruck. Die einzelnen Bildteile, die in diesem Druckverfahren ausgeführt sind, weisen durch den
hohen Farbauftrag ein deutlich fühlbares Relief auf. Besonders gut erkennen kann man das am Hauptmotiv (Tor oder Fenster), am EZB-Schriftzug und an dem sogenannten ISARD-Code. Bei den Wertstufen zu 200 und 500 Euro sind auch die Erkennungszeichen
für Sehbehinderte in diesem Verfahren gedruckt. Der Stichtiefdruck wird in einem späteren Kapitel noch näher erläutert.
Diese Nachahmung der 50-DM-Banknote der Ausgabe BBk IA wurde Ende 1989 erstmals angehalten. Die Bundesbank vergab die Klasse C10 für diese recht gute Eindrucksfälschung. Das Druckbild lässt aber die plastische, kontrastreiche Wirkung der echten Banknote vermissen, Folge des fehlenden Stichtiefdrucks. Diese Falsifikate wurden im Offsetdruck hergestellt.
Im Gegensatz zur Fälschung ist der Druck der echten 50-DM-Note prägnant und klar, nicht flächig und vergröbert wirkend.
Sehen
Die Wasserzeichen der Euro-Noten haben zwar im Vergleich mit denjenigen der ehemaligen DM-Scheine qualitativ deutlich gelitten. Denn ein relativ steriles, neutrales Architekturmotiv lässt sich eben nicht so gekonnt und detailreich in ein Halbton-Wasserzeichen umsetzen wie eine Porträtabbildung. Dennoch ist und bleibt das Wasserzeichen ein erstrangiges Sicherungsmittel für Wertdrucke. Die Übergänge von Hell nach Dunkel sind stets fließend und weich, nie abrupt. Die Helligkeitsumkehr eines echten Wasserzeichens ist ein weiteres Echtheitsmerkmal, das besonders gut an dem sogenannten Wertwasserzeichen, es wird auch Drahtwasserzeichen genannt, zu erkennen ist. Aufgedruckte Wasserzeichen bei Fälschungen sind dagegen bereits in der Aufsicht deutlich zu erkennen, in der Durchsicht aber vielfach zu blass und unscharf. Meist weicht auch die Zeichnung des Motivs von derjenigen des echten Wasserzeichens ab. Der in das Papier während dessen Herstellung eingebettete Sicherheitsfaden ist metallbeschichtet und lässt sich mit einem spitzen Gegenstand, etwa mit einer Nadel, freilegen. Durch entsprechende Aussparungen der Beschichtung befinden sich Wert- und Währungsbezeichnung auf dem Faden, alternierend seitenrichtig und seitenverkehrt. Bei Fälschungen ist der Faden durch Kniffen des Papiers oder durch Aufdruck, meist auf der Rückseite, nur vorgetäuscht. In der Durchsicht ist er daher nur sehr schlecht zu erkennen. Vielfach fehlt auch die Wertbeschriftung, oder sie ist nur mangelhaft reproduziert und schlecht lesbar.
Die grafische Entwicklung der Dollar-Noten hatte keinen Einfluss auf die Nachahmungs-häufigkeit, Dollars wurden gerne gefälscht – zu allen Zeiten.
Kippen
Durch das Kippen der Banknote in einem bestimmten Winkel kann auf der Vorderseite der Stückelungen zu 5, 10 und 20 Euro der Hologrammstreifen, bei den Werten ab 50 Euro das Hologramm-Element geprüft werden. Hier bewegen sich Wertzahl und €-Zeichen bzw. Architekturmotiv in ganz bestimmter Weise. Zudem ist das €-Symbol als mikrofeine Perforation erkennbar. Bei Fälschungen bewegt sich nichts, die Abbildungen sind rein statisch bzw. es wurde eine Folie aufgebracht, die völlig andere Abbildungen, etwa die Sterne eines Weihnachts-Geschenkpapiers, enthält. Die Rückseite der kleineren Stückelungen weist in der Mitte der Brückenabbildung einen vertikalen sogenannten Perlglanzstreifen auf, der bei Bewegen des Scheins goldfarben glänzt und als Aussparung Wert und €-Zeichen zeigt. Ab 50 Euro aufwärts befindet sich im unteren Teil des Weißfeldes eine große Wertzahl. Diese weist beim Kippen der Banknote einen Farbumschlag von Purpur nach Braun bzw. Olivgrün auf. Bisher ist es keinem Fälscher gelungen, diese sogenannte Optically Variable Ink perfekt nachzustellen.
Die Echtheitserkennungsmerkmale und ihre Herstellung werden ebenfalls in einem späteren Kapitel näher erläutert. Über die geschilderten Sicherungsmerkmale hinaus kann eine weitergehende, aber zeitaufwendigere Prüfung mittels Lupe oder Fadenzähler (Mini- und Mikroschrift) und UV-Lampe (Fluoreszenzeigenschaften) erfolgen.
Die Euro-Banknoten weisen trotz ihrer Herstellung in den Druckereien mehrerer Länder eine erstaunlich gleichmäßige Qualität und Identität je Wertstufe auf und unterscheiden sich nur in absolut unbedeutenden Nuancen, die für den Barzahlungsverkehr und für die Echtheitserkennung von keinerlei Bedeutung sind. Erkennen kann man die Druckerei an der im Vorderseiten-Druckbild versteckten Plattennummer, die ausgebende nationale Zentralbank an dem Buchstaben der Notennummer.
Der Buchstabe „X“ steht hier für die Deutsche Bundesbank. Der Interessierte kann sowohl die Decodierung der Notennummern als auch die Druckereien der Euro-Teilnehmerländer auf der Homepage der Bundesbank einsehen. Sogenannte Austauschnoten, das heißt, Scheine, die für unbrauchbare Urdrucke in die Serie eingeschoben worden waren und die man zu DM-Zeiten an einer bestimmten Buchstabenkombination der Nummerierung erkennen konnte, gibt es bei den Euro-Banknoten nicht mehr. Wegen irgendwelcher Mängel ausgesonderte Scheine werden in den Druckereien durch herkömmliche, fortlaufend nummerierte Stücke ersetzt.
Fortsetzung folgt …
Karlheinz Walz: Fälscher & Falschgeld, 280 Seiten, Hardcover, ISBN: 978-3-86646-084-3.
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