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AutorenbildHans-Ludwig Grabowski

Geld, Geldersatz und Prämienscheine im Konzentrationslager Stutthof

Zur Geschichte des Lagers

Am 3. April 1939 erteilte Hitler der Wehrmacht die Weisung, den „Fall Weiß“ („Polenfeldzug“) vorzubereiten. Damit rückte das kleine westpreußische Dorf Stutthof in den Blickpunkt der Geschichte. Zur Lösung der „polnischen Frage“ wollte die deutsche Seite nicht nur die Wiedereingliederung Danzigs in das Deutsche Reich, sondern auch den Anschluss aller vormals deutschen Gebiete, inklusive der ehemaligen preußischen Teilungsgebiete, und deren völlige Germanisierung durch „ethnische Säuberungen“ und Inhaftierung von „politisch unzuverlässigen Polen“ erreichen. Schon im Juli 1939 wurde hierzu ein Lager geplant, für das dann im August die Vorbereitungsarbeiten begannen. So konnte das Lager Stutthof bereits einen Tag nach Kriegsbeginn am 2. September 1939 eröffnet werden. Hier inhaftierte man nicht nur Polen, sondern auch Juden und Einwohner Danzigs.1) Bis zum Februar 1940 wurden jedoch die meisten Häftlinge aus der Region nach Neufahrwasser gebracht, und erst Ende 1939 wurden in Stutthof die ersten Häftlingsunterkünfte belegt.2)


„Sonderlager Stutthof“ bei Danzig, Toreinfahrt des „Alten Lagers“ im Herbst 1941.



Mit der Eingliederung des Reichsgaus Danzig-Westpreußen in das Deutsche Reich (überwiegend Gebiete der ehemaligen preußischen Provinz Westpreußen sowie des Freistaats Danzig) wuchs die Bedeutung von Stutthof, das u. a. als „Zivilgefangenenlager“, „Kriegszivilgefangenenlager“ sowie „Gefangen-Sammellager“ geführt wurde und bis 31. März 1941 der Kommandantur der Gefangenenlager in Danzig unterstand. Stutthof war ursprünglich also nicht als Konzentrationslager unter Leitung der Inspektion der Konzentrationslager (IKL) geplant.


Freie Stadt Danzig, Note der Bank von Danzig über 25 Gulden vom 2. Januar 1931. (Fotoarchiv des Verlags)


Am 28. Mai 1941 hatte Himmler die Schaffung von sog. Arbeitserziehungslagern angeordnet. Der Inspekteur der Sicherheitspolizei in Danzig bestimmte das „Sonderlager Stutthof“ am

1. Oktober 1941 zu einem von vier Arbeitserziehungslagern im Reichsgau Danzig-Westpreußen. Konzentrationslager wurde Stutthof schließlich mit der Unterstellung unter die Inspektion der Konzentrationslager am 7. Januar 1942.

Bereits am 10. Dezember 1941 hatte ein Vertreter der IKL Stutthof besichtigt und in seinem

Bericht Pläne zum Ausbau des Lagers unterbreitet, wonach die Aufnahmekapazität auf 25.000 Häftlinge, davon 20.000 sowjetische Kriegsgefangene, erweitert werden sollte.

Die Lagerwerkstätten wurden durch die SS-eigenen Deutschen Ausrüstungswerke (DAW) übernommen.3)


Im Frühjahr 1940 hatte auch die Bewirtschaftung des Lagers begonnen, und bis 1941 wurden hauptsächlich Baracken für die SS und den Wirtschaftsbereich gebaut. Die Kommandantur zog in einem ehemaligen Alters- und Erholungsheim ein. Das bis 1941 entstandene Lager hatte noch vergleichsweise kleine Ausmaße. Von 1942 bis 1944 wurde dann neben dem „Alten Lager“ ein „Neues Lager“ errichtet und schrittweise ausgebaut. Die vom Wirtschaftsverwaltungshauptamt (WVHA) der SS ausgearbeiteten Pläne sahen Unterkünfte

für 20.000 Häftlinge vor sowie DAW-Werkstätten, Waschräume, eine Großküche, ein Krematorium, Magazine und Kasernen für die SS-Wachmannschaften. Für die Realisierung der Baumaßnahmen wurde bis Ende 1943 eine Ziegelei gepachtet und den SS-eigenen Deutschen Erd- und Steinwerken (DESt) überlassen. Bis 1943 war der erste Abschnitt des „Neuen Lagers“ für 10.000 Häftlinge fertiggestellt. Daneben entstanden Baracken für Werkstätten der DAW, darunter eine Kürschnerei, eine Sattlerei, eine Weberei, eine Schneiderei und eine Fahrradreparaturwerkstatt. Bis Ende 1943 waren die letzten Baracken im „Neuen Lager“ bezogen. In einem Teil des „Alten Lagers“ waren weibliche Häftlinge untergebracht. Ende Oktober 1943 begann der Bau von Fabrikhallen, in denen Häftlinge für die Kriegswirtschaft arbeiten sollten. Die ersten beiden Hallen wurden im zweiten Halbjahr 1944 durch die Flugzeugwerke Focke-Wulf unter der Tarnbezeichnung „Holzbau AG“ belegt, die hier Teile für Jagdflugzeuge fertigen ließ.


Im Frühjahr 1944 begann man mit dem Bau weiterer Baracken, doch als Ende Juni 1944 die ersten 2500 jüdischen Frauen aus Auschwitz eintrafen, war man noch nicht fertig. Es entstand ein sog. „Judenlager“, in dem aber auch polnische Frauen des Warschauer Aufstands interniert wurden. Die Ausbaupläne von 1943 konnten bis zum Ende des Lagers nicht mehr vollständig verwirklicht werden.4)


Konzentrationslager Stutthof, erste Seite des Briefs eines polnischen Häftlings an seine Eltern,

in dem er den Empfang von Geldsendungen bestätigt. Im Briefkopf befindet sich ein Auszug aus der Lagerordnung mit den Bestimmungen zum Briefverkehr und zu Geldsendungen.

Der Poststempel auf dem Briefumschlag trägt das Datum vom 23. August 1942.

Sämtlicher Briefverkehr war in den Lagern wegen der Zensur in Deutsch abzufassen, auch wenn es sich um ausländische Häftlinge handelte.

(Sammlung Wolfgang Haney, Berlin)


Vom 2. September 1939 bis Ende März 1940 waren in den Lagern der Region Danzig-Westpreußen (Neufahrwasser, Grenzdorf und Stutthof) zusammen mehr als 9.000 Personen inhaftiert gewesen. Ende Januar 1940 befanden sich in Stutthof 1.100 Gefangene.

Stutthof blieb bis Ende 1942 hauptsächlich ein Lager für polnische Häftlinge, oftmals Angehörige des Widerstands, aus dem Reichsgau Danzig-Westpreußen. Mit der Übernahme durch das IKL veränderte sich auch die Häftlingsgesellschaft durch die Einbindung in das zentral geleitete System der Konzentrationslager. Bis Mitte 1944 kamen Transporte mit Häftlingen unterschiedlichster Nationalitäten aus Buchenwald, Dachau, Flossenbürg, Mauthausen, Neuengamme und Sachsenhausen nach Stutthof. Allein 3.000 Letten wurden im Lager registriert, die der lettischen Widerstandsbewegung angehörten oder einfach nur der lettischen Intelligenz, wie Professoren, Politiker, Ingenieure, Ärzte und Priester. Von Ende Juni bis Ende Oktober 1944 kamen fast 23.600 Häftlinge aus Auschwitz nach Stutthof, davon über 21.800 Frauen – meist Jüdinnen aus Ungarn, dem „Protektorat“, der Slowakei, Deutschland und anderen Ländern. In der zweiten Jahreshälfte 1944 dürften sich allein etwa 49.000 jüdische Häftlinge in Stutthof befunden haben.5)


Mitte 1944 sprach der Chef der Amtsgruppe D des WVHA der SS, Richard Glücks, mit dem

damaligen Lagerkommandanten von Stutthof, Theodor Meyer, die Einrichtung einer Gaskammer ab. Neben einigen polnischen Partisanen, die als erste vergast worden sind, und 77 sowjetischen Kriegsgefangenen sollen etwa 300 bis 400 jüdische Frauen, wahrscheinlich Kranke und Schwache, durch Gas erstickt worden sein. Als Ende Oktober/Anfang November 1944 infolge der dramatischen Überbelegung eine Typhusepidemie ausbrach, welche besonders viele Opfer im „Judenlager“ forderte, wurde das Morden in der Gaskammer eingestellt. Aus Stutthof gingen Transporte mit insgesamt über 11.100 jüdischen Häftlingen in andere Lager, aber auch zur Vernichtung nach Auschwitz.6)


Hatten sich Anfang 1944 nur etwa 7.000 bis 8.000 Häftlinge im KL Stutthof befunden, so stieg deren Zahl durch den massenhaften Häftlingseinsatz in der Kriegswirtschaft, für den schließlich auch jüdische Häftlinge zugelassen wurden, bis Ende August 1944 auf mehr als 60.000 an. Bis dahin hatte man aber schon fast 9.000 jüdische Häftlinge zum Arbeitseinsatz in andere Lager überstellt. In Stutthof selbst hatten die meisten jüdischen Frauen keine Arbeit, sie waren zur Untätigkeit verurteilt. Nur etwa 3.000 von ihnen waren zur Hilfe in der Landwirtschaft eingesetzt, und einige im Lagerbetrieb. Diese Lage, die zum raschen psychischen und physischen Verfall der Frauen beitrug, änderte sich erst, als in der zweiten Jahreshälfte 1944 zahlreiche Außenlager entstanden, in denen schließlich insgesamt über 26.000 jüdische Häftlinge, darunter mehr als 23.600 Frauen, zur Arbeit eingesetzt wurden.


Zur Optimierung des Arbeitseinsatzes von Häftlingen plante die SS die Einführung einer zentralen Häftlingskartei aller Konzentrationslager. Hierzu entstand im August 1944 in Stutthof eine Hollerith-Kartei mit etwa 80.000 Namen von Gefangenen mit mehr als 800 Berufen und Funktionen, die als Grundlage für die im Oktober 1944 eingeführten Richtlinien für den Arbeitseinsatz von Häftlingen in der Rüstungsindustrie und im Bauwesen diente.7)


Als am 12. Januar 1945 die Rote Armee ihre Winteroffensive begann, fiel die Entscheidung,

die östlichen Konzentrationslager Auschwitz, Groß-Rosen und Stutthof zu räumen. Bereits am 16. Januar wurde der „Fall Eva“ zur Evakuierung der gesamten Bevölkerung Westpreußens befohlen. Das schnelle Vorrücken der Front sorgte für hektische Endzeitstimmung.

Am 23./24. Januar 1945 standen die sowjetischen Truppen bereits vor Elbing und Marienburg in nur noch etwa 50 Kilometer Entfernung vom Lager. In dieser Situation erwog man sowohl die Evakuierung der Häftlinge mittels Schiff nach Lübeck als auch die komplette Übergabe an den Feind. Schließlich erfolgte am 25. Januar 1945 der Befehl zur Räumung des Lagers in das 140 Kilometer entfernte pommersche Lauenburg. Die Auflösung der Außenlager hatte bereits Mitte Januar begonnen. Nach einer Meldung vom 24. Januar zählte das Stammlager einschließlich der noch existierenden Außenlager über 46.500 Häftlinge, davon rund 25.000 im Stammlager. Nach einer Selektion sollten nur die Kranken, Pflegepersonal sowie Häftlinge für den Lagerbetrieb zurückgelassen werden. Am 26. Januar verließen jedoch nur zwei Marschkolonnen mit 11.500 Häftlingen das Stammlager. Der Marsch wurde zum „Todesmarsch“ für viele Häftlinge. Die Straßen waren von Flüchtlingen verstopft, es gab kaum Verpflegung und nur mangelhafte Unterkunftsmöglichkeiten in dem eiskalten Winter.

Man verteilte die Häftlinge schließlich auf verschiedene Außenlager, die im März 1945 in die Frontlinie gerieten. Nun plante man sie vielleicht über Gotenhafen auf dem Seeweg zu evakuieren, doch Gotenhafen war voll von heimatlos gewordenen Menschen und verwundeten Soldaten. Nach der Torpedierung des Flüchtlingsschiffs „Wilhelm Gustloff“ durch ein sowjetisches U-Boot, bei der etwa 9.000 Menschen umkamen, sollte der Name der Stadt traurige Berühmtheit erlangen. Am 9. und 10. März wurden die Häftlinge dann – teils in Lagern, teils auf dem Marsch – von der Roten Armee befreit.


Im Stammlager selbst waren zahlreiche Häftlinge zurück geblieben. Am 30. Januar 1945 waren es fast 11.900, davon über 6.900 Frauen. Nach dem Abmarsch der zwei Kolonnen am 26. Januar war der Lagerbetrieb zusammengebrochen. Häftlinge aus der Effektenkammer und der Geldverwaltung verpackten das Lagerinventar sowie Kleidung und Schuhe. Erst ab Februar nahmen dann wieder wichtige Kommandos ihre Arbeit auf, so auch die Kantine und die Lagerküche. Im Februar kamen aber auch eine Vielzahl von Flüchtlingen aus Ostpreußen, die ihre einzige Rettung auf dem Weg in Richtung des vereisten Haffs gesucht hatten, sowie Fremdarbeiter auf der Flucht vor der Front und Wehrmachtsangehörige, die auf ihrem Rückzug bis an die Weichsel gekommen waren. Da das Lager von sowjetischen Flugzeugen angegriffen wurde, versuchte man sogar noch provisorische Bunker im nahen Wald zu bauen. Insgesamt waren nun 20.000 bis 40.000 Menschen im Lager, die in den teils verlassenen Baracken Schutz suchten. Schließlich versuchte man, auch weitere Häftlinge zu evakuieren. Nur wenige von ihnen konnten Westpreußen auf dem Seeweg verlassen. Da die

sowjetischen Streitkräfte ihren Vorstoß auf Danzig und andere Stoßrichtungen konzentrierten, blieb das Lager in der schwer zugänglichen Landschaft der Weichselnehrung noch bis Ende April 1945 in Betrieb. Der letzte Evakuierungstransport verließ Stutthof am 27. April 1945.

Ein Major der Wehrmacht, die das Haff noch bis zur bedingungslosen Kapitulation des Deutschen Reichs hielt, gab das Lager kurz vor Mitternacht am 8. Mai 1945 auf.

Am 9. Mai trafen sowjetische Truppen ein, die neben 150 Häftlingen rund 20.000 Flüchtlinge aus Ostpreußen und Pommern sowie Kriegsgefangene aus verschiedenen Ländern vorfanden.

Von den insgesamt 110.000 Häftlingen, die zwischen 1939 und 1945 in Stutthof waren, sind 63.000 bis 65.000 ums Leben gekommen, davon allein 21.500 auf Evakuierungsmärschen und auf Schiffen. Die Evakuierungsversuche überlebten am Ende nur 2.000 Häftlinge.



Konzentrationslager Stutthof, Geldkartei des deutschen Häftlings Hermann Buche (Häftlings-Nummer 21214, geb. 20.11.1907, gest. 8.1.1944) aus dem Jahr 1943.

Auffällig sind die regelmäßigen Zugänge und die Abgänge in stets gleicher Höhe zu 15 RM.

Nach seinem Tod wurde das Restguthaben in Höhe von 137,50 RM am 13.3.1944 ausgebucht. In aller Regel wurde es an die Angehörigen überwiesen.

(Archiv der Gedenkstätte Stutthof)


Konzentrationslager Stutthof, Geldkartei des norwegischen Häftlings Leif Reu(f)sch Berg

(Häftlings-Nummer 140, geb. 26.10.1907, entlassen 25.8.1944) von Ende Dezember 1943

bis August 1944. Das Restguthaben in Höhe von 5,28 RM wurde ihm am Tag seiner Entlassung ausgezahlt. (Archiv der Gedenkstätte Stutthof)


Geld, Geldersatz und Prämienscheine

In der Gedenkstätte Stutthof sind erstaunlich viele Unterlagen erhalten, darunter die Daten von etwa 85.000 ehemaligen Häftlingen und rund 300.000 Dokumente, wie Einlieferungsbücher, Transportlisten, Kommandanturbefehle, Häftlingsakten und Schriftverkehr der Lagerverwaltung.8) Dieser glückliche Umstand ist sicher auch dem bis

in die letzten Kriegstage laufenden Lagerbetrieb zu verdanken. Vielleicht sind deshalb von Stutthof auch seltene Gutscheine erhalten geblieben, die in ihrer Art sonst nur noch vom Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück in Form der dort verwendeten Waren-Wertkarten belegbar sind. Mit deren Einführung wurde in Ravensbrück die Auszahlung von Bargeld aus Häftlingsguthaben eingestellt. Mit den Abschnitten der nun, anstelle von Bargeld, ausgezahlten Waren-Wertkarten, konnte dann in der Lagerkantine eingekauft werden.

Bis zur Einführung von Gut- und Prämienscheinen wurde mit dem Eigengeld der Häftlinge im KL Stutthof verfahren wie in den anderen Konzentrationslagern auch. Mitgebrachtes Geld wurde auf einer Karteikarte bei der Geldverwaltung eingetragen, und die Häftlinge konnten sich Bargeld durch Postanweisungen schicken lassen. Siehe hierzu auch den abgebildeten Brief eines Häftlings mit Auszug aus der Lagerordnung.

Hatte man 1942 das Eigengeld der Häftlinge bar ausgezahlt, so wurden wahrscheinlich schon ab Mitte 1943 anstelle von Bargeld nur noch Gutscheine an die Häftlinge abgegeben. Da die Gefangenen in regelmäßigen Abständen über festgelegte Beträge aus ihren Guthaben verfügen konnten, meist waren dies 15 RM, führte man in Stutthof zwei verschiedene Nominale von Gutscheinen ein, und zwar zu 5 und 10 RM. Die Gutscheine enthielten unterschiedliche Wertabschnitte, die zusammen den Nennwert ergaben, und die beim Einkauf abgetrennt werden konnten. Siehe hierzu auch den im Katalogteil abgebildeten Gutschein zu 10 RM. Verfügte ein Häftling über Eigengeld, so konnte er sich dies in Form von Gutscheinen auszahlen lassen. Bei der Auszahlung wurden die Gutscheine mit einem aktuellen Datumstempel vom Tag der Auszahlung versehen. Die einzigen, bisher bekannten Belege aus dem Archiv des Museums Stutthof tragen Daten vom 24. August 1944 (5 RM) und

13. Januar 1945 (10 RM). Auf den Gutscheinen konnten sowohl Name als auch Häftlingsnummer des Eigentümers vermerkt werden.

Wie in Ravensbrück, so erfolgte auch in Stutthof die Nutzung der Gutscheine parallel zu der von Prämienscheinen. Mit beiden Ersatzzahlungsmitteln konnte in der Kantine bezahlt werden.

Nach dem Erlass der Prämienvorschrift der SS vom 15. Mai 1943 wurden auch im KL Stutthof Prämienscheine zur Prämierung von Arbeitsleistungen für Häftlinge eingeführt. Die erste bekannte Ausgabe stammt vom Juni 1943 mit einer Auflage von einer halben Million Stück zu 0,50 RM und einer Million Scheine zu 1 RM. Kleinere Auflagen folgten dann laut Druckvermerken im März und August 1944. Das Linienraster auf den Prämienscheinen war für den Eintrag der Häftlingsnummer vorgesehen.

Der Druck sämtlicher Ersatzzahlungsmittel, Gutscheine wie auch Prämienscheine, erfolgte durch die Druckerei des „Wehrkreises XX“, der seinen Sitz in Danzig hatte.

Alle Scheine tragen für ihre Gültigkeit einen Stempel „Akolt“ mit Dienstgrad Ober- bzw. Hauptscharführer (Feldwebel bzw. Oberfeldwebel). Richard Akolt leitete ab 1940 die SS-Kantinengemeinschaft im Lager Stutthof (anfänglich noch als Scharführer), und wurde nach dem Krieg zu drei Jahren Haft verurteilt, in der er 1948 starb.


Gutscheine des K.L. Stutthof


5 Reichsmark (Reichsmark 5.–)

Vorderseite: Wertabschnitte: 10 x 1, 6 x 5, 26 x 10, 4 x 25 und 2 x 50 RPf. = 5 RM sowie Stempel (Datum und Leiter der Kantinengemeinschaft „Akolt“), mit oder ohne handschriftlichem Namen und Häftlingsnummer

Entwurf: unbekannt

Format: ca. 115 mm x 100 mm

Umlauf bis: April 1945

Wz: Karton braun, ohne Wz

Druck: Wehrkreisdruckerei XX

Druckvermerk: Wehrkreisdruckerei XX

KN: ohne

Datum: ohne Datum (1943?)

Auflage: unbekannt



10 Reichsmark (Reichsmark 10.–)

Vorderseite: Wertabschnitte: 10 x 1, 6 x 5, 16 x 10 und 16 x 50 RPf. = 10 RM sowie Stempel (Datum und Leiter der Kantinengemeinschaft „Akolt“), mit oder ohne handschriftlichem Namen und Häftlingsnummer

Entwurf: unbekannt

Format: ca. 115 mm x 100 mm

Umlauf bis: April 1945

Wz: Karton gelblich, ohne Wz

Druck: Wehrkreisdruckerei XX

Druckvermerk: Wehrkreisdruckerei XX

KN: ohne

Datum: ohne Datum (1943?)


Prämienscheine des KL Stutthof

Da die Gestaltung der Prämienscheine beibehalten wurde, werden die ausgegebenen Werte mit den bekannten Druckvermerken als Varianten aufgeführt.

Von Außenlagern sind keine besonderen Ausgaben bekannt, ebenso keine diesbezüglichen Abstempelungen.


50 Reichspfennig (RM. 0,50)

Vorderseite: Lagername, und Wertbezeichnung, mit oder ohne Namensstempel „Akolt“

Rückseite: unbedruckt

Entwurf: unbekannt

Format: ca. 74 mm x 52 mm

Umlauf bis: April 1945

Wz: Karton grauweiß bis gelblich, ohne Wz

Druck: Wehrkreisdruckerei XX

KN: ohne



a) o.D. (06/1943) Auflage 500.000 Stück Druckvermerk: KL ST (für Konzentrationslager Stutthof) 1/2-6-43


b) o.D. (03/1944) Auflage 5000 Stück Druckvermerk: Wehrkreisdruckerei XX 760 5000 3/44


c) o.D. (08/1944) 5000 Stück

Druckvermerk: Wehrkreisdruckerei XX 2626 5000 8/44


1 Reichsmark (RM. 1.–)

Vorderseite: Lagername, und Wertbezeichnung, mit oder ohne Namensstempel „Akolt“

Rückseite: unbedruckt

Entwurf: unbekannt

Format: ca. 74 mm x 52 mm

Umlauf bis: April 1945

Wz: Karton rot, ohne Wz

Druck: Wehrkreisdruckerei XX

KN: ohne



a) ohne Datum (06/1943) 1000.000 Stück

Druckvermerk: KL ST (für Konzentrationslager Stutthof) 1-6-43


b) ohne Datum (03/1944) 10.000 Stück

Druckvermerk: Wehrkreisdruckerei XX 760 10000 3/44



c) ohne Datum (08/1944) 20.000 Stück Druckvermerk: Wehrkreisdruckerei XX 2626 20000 8/44



Raucherkarten

Vom KL Stutthof existiert in einer polnischen Privatsammlung auch eine Raucherkarte für Häftlinge, ähnlich wie sie in Auschwitz verwendet wurden. Leider hat dem Autor kein Vergleichsstück vorgelegen, so dass derzeit keine weiterführenden Angaben möglich sind.

Das Thema bietet insgesamt noch ausreichend Forschungsmöglichkeiten für Sammler und Historiker.


Hans-Ludwig Grabowski


Anmerkungen

  1. Danuta Drywa, Die Entstehung des KZ, in: Stutthof – Stammlager, in: Wolfgang Benz/Barbara Distel (Hrsg.), Der Ort des Terrors, Band 6: Natzweiler, Groß-Rosen, Stutthof, S. 477 – 480.

  2. Danuta Drywa, Organisation und Bau des Lagers, in: Stutthof – Stammlager, in: Wolfgang Benz/Barbara Distel (Hrsg.), Der Ort des Terrors, Band 6: Natzweiler, Groß-Rosen, Stutthof, S. 481.

  3. Siehe Anmerkung 1).

  4. Siehe Anmerkung 2), S. 480 – 486.

  5. Danuta Drywa, Die Häftlingsgesellschaft, in: Stutthof – Stammlager, in: Wolfgang Benz/Barbara Distel (Hrsg.), Der Ort des Terrors, Band 6: Natzweiler, Groß-Rosen, Stutthof, S. 494 – 499.

  6. Danuta Drywa, Die Sonderaktionen, in: Stutthof – Stammlager, in: Wolfgang Benz/Barbara Distel (Hrsg.), Der Ort des Terrors, Band 6: Natzweiler, Groß-Rosen, Stutthof, S. 499 – 502, sowie: Danuta Drywa, Existenzbedingungen der Häftlinge, in: Stutthof – Stammlager, in: Wolfgang Benz/Barbara Distel (Hrsg.), Der Ort des Terrors, Band 6: Natzweiler, Groß-Rosen, Stutthof, S. 504 – 505.

  7. Danuta Drywa, Häftlingsarbeit – Das KZ Stutthof als Wirtschaftsbetrieb, in: Stutthof – Stammlager, in: Wolfgang Benz/Barbara Distel (Hrsg.), Der Ort des Terrors, Band 6: Natzweiler, Groß-Rosen, Stutthof, S. 508 – 514.

  8. Danuta Drywa, Häftlingsarbeit – Die KZ-Gedenkstätte, in: Stutthof – Stammlager, in: Wolfgang Benz/Barbara Distel (Hrsg.), Der Ort des Terrors, Band 6: Natzweiler, Groß-Rosen, Stutthof, S. 521 – 522.


Literaturempfehlung


Hans-Ludwig Grabowski:


Geld und Geldersatz in deutschen

Konzentrationslagern und Gettos 1933 bis 1945.

Mit Dokumenten aus der Sammlung Wolfgang Haney, Berlin.


Hardcover: 456 Seiten

Format: 17 x 24 cm

ISBN: 978-3-86646-040-9

Preis: 19,90 Euro










Mit dem totalen Krieg und dem massenhaften Einsatz von Häftlingen als Arbeitssklaven – vor allem in der Rüstungsindustrie – erreichte die Verwendung von Geldersatz in den Lagern und Gettos des Dritten Reichs ihren Höhepunkt. Schon zuvor hatte es spezielle Zahlungsmittel gegeben, doch nahmen die sogenannten Prämienscheine, die dann in fast allen Konzentrationslagern benutzt wurden, um Gefangene aus ganz Europa zu immer höheren Leistungen zu motivieren, eine herausragende Stellung ein.

Die Rolle von Geld und Geldersatz in den Lagern und Gettos wird nun erstmals nicht nur in Form einer umfangreichen Katalogisierung behandelt. Im vorliegenden Band steht sie im Mittelpunkt einer ausführlicheren Arbeit zu den historischen Hintergründen und Fakten, die in dieser Form erstmalig präsentiert werden können. Als Grundlage für die längst überfällige Aufarbeitung dieses Kapitels der deutschen und internationalen Währungsgeschichte diente dem Autor nicht nur die bedeutende zeitgeschichtliche Sammlung des bekannten Berliner Sammlers und Forschers Wolfgang Haney. Zusammen mit historischen Belegen aus weiteren Sammlungen und Archiven konnten zahlreiche neue Erkenntnisse gewonnen werden. Dadurch ist eine völlig neuartige Dokumentation zu einem wichtigen Baustein im System des nationalsozialistischen Terrors entstanden, die für überraschende Einblicke und erschütternde Momentaufnahmen aus den Erinnerungen von Zeitzeugen und der Bürokratie der Vernichtung sorgt. Als Anfang 1945 mit über 700.000 Häftlingen in deutschen Konzentrationslagern der Höhepunkt erreicht war, stand das System bereits vor dem Aus.

Das Geld des Terrors blieb als stummes Zeugnis bis heute erhalten.

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