Fälschungen sind wahrscheinlich schon fast genauso alt wie das Geld selbst. In Europa kam das erste Papiergeld bereits im 17. Jahrhundert auf. Nicht immer waren die ersten Versuche von Erfolg gekrönt. Es sollte deshalb noch dauern, bis man sich auch in Deutschland an die Ausgabe von Papiergeld wagte. In der Kleinstaaterei des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation und der Zeit bis zur Reichsgründung von 1871, blieb es den einzelnen Staaten vorbehalten, eigenes Papiergeld in Umlauf zu geben.
Im Norden Deutschlands gab es die Thaler- und im Süden die Guldenwährung. An eine einheitliche Währung war noch lange nicht zu denken. Im Laufe der Zeit entstand so eine unübersichtliche Vielfalt von Noten verschiedenster Länder- und privaten Notenbanken, von staatlichen Kassenscheinen und Ausgaben von Standesherrschaften. Das erleichterte Fälschern ihr Geschäft, weil die Geldscheine auch über die Grenzen ihrer kleineren oder größeren Staaten hinaus umliefen. Die frühen deutschen Geldscheine waren außerdem noch recht einfach gestaltet und es wundert deshalb nicht, wenn sogar sie schon gefälscht wurden.
Wir möchten in diesem Beitrag einige Beispiele für frühe Fälschungen deutscher Geldscheine vorstellen, die das breite Spektrum der Geldfälschungen zeigt.
Die Abbildungen zeigen Vorder- und Rückseite eines als Fälschung gekennzeichneten, aber gelaufenen, Churfürstlich Sächsisches Cassen-Billets über 1 Reichs-Thaler vom 6. Mai 1772. Die Schlichtheit der Gestaltung und die Einfachheit des Papiers musste Fälscher quasi herausfordern. Die Fälschung wurde damals von der Churfürstlich Sächsischen Haupt-Auswechlungs-Cassa (Stempel unten) eingezogen.
Dass die sächsichen Cassen-Billets bei den Fälschern besonders beliebt waren, zeigt ein weiteres Beispiel. War der falsche 1-Thaler-Schein immerhin gedruckt, so handelt es sich bei der Fälschung des 2-Thaler-Scheins um eine Handzeichnung mit schwarzer Tusche. Deren Qualität hat dennoch ausgereicht, um den Schein längere Zeit zirkulieren zu lassen, wie die deutlichen Gebrauchsspuren belegen.
Ebenfalls vergleichsweise einfach gestaltet und deshalb oft gefälscht wurden die preußischen Tresor-Scheine aus dem deutschen Schicksalsjahr 1806 mit Unterschriften von Schulenburg und des Freiherrn vom Stein. Die Scheine nennen weder Emittent, noch Ort und Ausgabedatum. Nur das Wappen auf der Rückseite lässt auf Preussen schließen. Irreführend ist auch die Jahresangabe 1764, die aber lediglich für den Münzfuß steht. Abgebildet ist eine vollständige Handzeichnung mit Tusche, wobei die Rückseite nicht sonderlich gelungen ist. Es gibt auch einseitig gedruckte Fälschungen der Vorderseite, bei denen hat man die schwierige Rückseite einfach gleich weggelassen.
Dreißig Jahre später wurden mit Datum von 1836 auch die ersten Noten der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank ausgegeben. Das Design wurde in der Zwischenzeit durch aufwendige Ornamente und bildliche Darstellungen ergänzt, um Fälschungen zu erschweren. Verhindern konnte man sie aber nicht, wie die abgebildete Fälschung eines 10-Gulden-Scheins vom 1. Juni 1836 belegt. Der Einfachheit halber hatte der Fälscher damals alle seine Machwerke mit der gleichen Serie "XVII" und Kontrollnummer "161832" hergestellt. Sie sind aber auch leicht an der schlechten Druckqualität zu erkennen.
Eine deutlich bessere Qualität hat die abgebildete Fälschung eines 100-Gulden-Scheins der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank vom 1. Juni 1839. Man hatte zwar noch nachgelegt, was die Ornamente betrifft, aber Fälscher passen sich jeder Entwicklung an, und das bis heute.
Bald schon war ein sog. Straftext auf Geldscheinen üblich, der Fälscher durch Androhung hoher Strafen abschrecken sollte. Außerdem wurde nun Wasserzeichen-Papier verwendet. Abgebildet ist die Fälschung eines 10-Thaler-Scheins der Weimarischen Bank vom 4. Februar 1854. Nicht nur, dass das Wappen auf der Vorderseite sehr auffällig ist, es fehlt auch noch der komplette Unterdruck. Lange im Umlauf muss er dennoch gewesen sein.
Als wirklich gelungen muss im Vergleich zur Weimarer Fälschung die hier abgebildete Fälschung einer 20-Thaler-Note der Hannoverschen Bank vom 1. März 1857 bezeichnet werden. Da hat sich jemand wirklich viel Mühe gemacht, und das ganz ohne moderne Reproduktions-Techniken. Entlarvt wurde die Fälschung trotzdem, wahrscheinlich haperte es an der Nachahmung des aufwendigen Wasserzeichen-Rahmens, der diese Note schützte.
Das kurioseste Beispiel habe ich mir für den Schluss aufgehoben. Die naive Handzeichnung eines 50-Thaler-Scheins der Preußischen Hauptbank vom 9. Juni 1860 regt zum Schmunzeln an. Eigentlich sollte jedem klar sein, dass es sich hier um kein echtes Geld handeln kann. Dennoch tritt das Kuriosum den Beweis an, dass Menschen alles als Geld wahrnehmen, was wenigstens die wichtigsten Merkmale von Geld nachahmt. Da braucht es am Ende neben einer typischen Gestaltung, nur noch ein paar Zahlen und Wörter. Das machten sich auch ganz besondere Fälscher zu Nutze, die erst garnicht echte Zahlungsmittel nachahmen wollten, sie produzierten einfach Fantasiescheine. Aber das ist schon wieder eine andere Geschichte, zu der neue interessante Belege gezeigt werden können.
Hans-Ludwig Grabowski
Abb. versch. Privatsammlungen (Beerenwinkel, Bronnert, Kranz, Reichert) sowie HVB Stiftung Geldscheinsammlung (100 Gulden 1839).
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