Wie bekannt, müssen Geldscheine keineswegs nur aus Papier bestehen. Moderne Banknoten werden aus Baumwolle gefertigt, immer beliebter sind auch sogenannte Polymer-Banknoten, die aus Kunststoff hergestellt werden. Zunehmend mehr Länder entschließen
sich, derartige Scheine einzuführen. Polymernoten gelten als sehr fälschungssicher.
Polymer-Banknoten
In Rumänien, das als erstes Land der Welt seine komplette Banknotenserie auf Polymer umgestellt hatte, kommen kaum noch Fälschungen vor. Primitive Nachahmungen dieser
Scheine lassen sich nicht mit dem Tintenstrahldrucker oder im Kopierladen fertigen.
Gerade aber derart primitiven Nachahmungen von Euronoten beschäftigen unsere Polizei immer wieder. Polymerbanknoten hingegen fassen sich ganz anders an als Papier oder
Baumwolle, sie sind meist mit durchsichtigen, nicht bedruckten Fenstern versehen, auf denen dann ein leicht zu erkennendes Hologramm eingebracht wurde. Die Scheine sind sehr widerstandsfähig gegen Feuchtigkeit, was sich insbesondere bei tropischen Ländern bewährt hat. Nachteilig ist nur, dass sie bei starkem Falten an den Bruchstellen Farbe verlieren und bei Hitzeeinwirkung schrumpfen, doch auch Baumwollnoten sind nicht für die Ewigkeit gemacht. Seit Jahren haben sich immer mehr Sammler auf die modernen, farbenprächtigen Polymer-Banknoten aus aller Welt spezialisiert, die auch von Sammlern herkömmlicher Banknoten gern gesammelt werden.
Nachfolgend einige Beispiele für Polymer-Banknoten aus verschiedenen Ländern:
Abb. 1/2: Australien, Reserve Bank of Australia: 10 Dollars vom 26. Januar 1988 aus Polymer-Kunststoff, Durchsichtsfenster mit Hologramm (Porträt von James Cook), Gedenkbanknote "200 Jahre britische Besiedlung Australiens", Vorder- und Rückseite.
Abb. 3/4: Rumänien, Banca Nationala a Romaniei: 2000 Lei von 1999, Gedenkbanknote aus Polymer-Kunststoff zur totalen Sonnenfinsternis vom 11. August 1999 über Mitteleuropa, Vorder- und Rückseite.
Abb. 5/6: China, Chinesische Volksbank: 100 Yan von 2000, Gedenkbanknote aus Polymer-Kunststoff zum Millenium 2000, Vorder- und Rückseite.
Abb. 7/8: Neuseeland, Reserve Bank of New Zealand: 10 Dollars ohne Datum (2015) aus Polymer-Kunststoff, Vorder- und Rückseite.
Abb. 9/10: Trinidad & Tobago, Central Bank of Trinidad & Tobago der Serie 2015 aus Polymer-Kunststoff, Vorder- und Rückseite.
Stoffgeldscheine
Bei den Notgeldscheine gibt es viele Kuriositäten, auch was das Material angeht. So prägte denn auch kein anderer als Dr. Arnold Keller den Begriff des „Notgelds besonderer Art“. Gemeint sind z. B. Geldscheine aus Stoff – Textilscheine waren schon im alten China bekannt.
Sie erlebten eine Renaissance als Notgeld in Bielefeld. Das Bielefelder Stoffgeld ist heute gern gesammelt und immer noch zu bekommen. Aber auch hier bezahlen Spezialsammler manchmal Traumpreise für rare Ausgaben. Es gibt immerhin etwa 60 verschiedene
Ausgaben, die teilweise mit Borten und Spitzen versehen sind. Doch die Bielefelder
Leinen-, Seiden- und Samtscheine waren nur zum Teil Verkehrsausgaben, vielmehr hatte man schon damals die Sammler im Visier.
Bielefelder Stoffgeld:
Abb. 911/12: Bielefeld, Stadtsparkasse, 5 Mark vom 10. Januar 1920 auf weißem Leinen, Vorder- und Rückseite.
Abb. 13/14: Bielefeld, Stadtsparkasse, 100 Mark vom 15. Juli 1921 auf gelber Seide mit Bogenrand und Kunststickerei auf der Rückseite.
Abb. 15: Bielefeld, Stadtsparkasse, 100 Goldmark vom 15. Dezember 1923 auf orangerotem Samt, Druck einseitig.
Breslauer Leinengeld:
Abb. 16/17: Breslau, Altershilfe des deutschen Volkes (Provinz Niederschlesien): 10 Mark ohne Datum (1922) gültig bis 30. Mai 1922 auf weißem Leinen, Vorder- und Rückseite.
Kaiserswerther Leinengeld:
Abb. 18/19: Kaiserswerth, Bürgermeisterei: 10 Billionen Mark vom 12. Januar 1923
(gültig bis 1. April 1924) auf rotviolettem Leinen, Vorder- und Rückseite.
Westfälisches Stoffgeld:
Die Landesbank der Provinz Westfalen ließ Proben für wertbeständiges Notgeld auf weißem Leinen sowie weißer und rosa Seide herstellen.
Abb. 20/21: Westfalen, Landesbank der Provinz Westfalen in Münster: Probe zu 1 Dollar = 4,20 Goldmark auf weißer Seide, Vorder- und Rückseite.
Ledergeld
Aus Leder wurde von der alten Gerberstadt Pößneck in Thüringen sog. „Sohlengeld“,
aber auch Lederscheine gefertigt. Ledergeld gab es auch von Osterwieck am Harz, hier benutzte man allerdings weiches Leder, wie auch in den USA.
Osterwiecker Ledergeld:
Vom Osterwiecker Ledergeld gibt es auch Nachdrucke aus dem Jahr 1993.
Abb. 22/23: Osterwieck, Magistrat der Stadt: Baustein zu 500 Mark vom 4. Dezember 1922 auf weißem Glacéleder, Vorder- und Rückseite.
Paderborner Ledergeld:
Abb. 24/25: Paderborn, Notgeldhaus Werner Mosheim: 250 Mark vom 25. April 1923
auf weißem Glacéleder, Vorder- und Rückseite.
Pößnecker Ledergeld:
Lesen Sie hier mehr zum "Stiefelsohlengeld" und zu seinen Nachprägungen!
Abb. 26/27: Pößneck, Stadt: 5 Millionen Mark vom 11. August 1923 auf hellbraunem Schafsleder, Vorder- und Rückseite.
Abb. 28: Pößneck, Stadt: 50 Goldpfennig vom 27. September 1923 auf dunkelbraunem Rinds-Schuhsolenleder f ür einen Damenabsatz (sog. "Stiefelsohlengeld"), Vorder- und Rückseite.
Holz-Notgeld
Auch Holz benutzte man als Geldscheinrohstoff, um auch hier nur wenige Beispiele zu nennen: in Österreich gaben einige Gemeinden Werte auf Sperr- und Furnierholz aus, doch nur die Ausgaben von St. Pölten und Zell waren wirkliche Zahlungsmittel. Hier sind die
Grenzen zu den Münzen fließend, die als Notgeld auch nicht immer nur aus Metall waren.
Passauer Holzgeld:
Abb. 29/30: Passau, Gasthaus zum Dreiflusseck: 50 Bierpfennige ohne Datum (1946/47) auf dünnem Sperrholz einer Streichholzschachtel, Vorder- und Rückseite.
Aluminiumfolien-Geld
Mit großer Vorsicht sollten die Notgeldscheine von Lautawerk behandelt werden, die auf Aluminium gedruckt wurden. Sie waren für den Zahlungsumlauf eigentlich völlig ungeeignet, weil man sie wegen der dünnen Folie kaum benutzen konnte.
Lautawerker Aluminiumgeld:
Abb. 31/32 Lautawerk, Vereinigte Aluminiumwerke A.G.: 20 Mark vom 10. Oktober 1922 auf silberfarbener Aluminiumfolie, Vorder- und Rückseite.
Teninger Aluminiumgeld:
Abb. 33/34 Teningen, Gemeinde: 100 Milliarden Mark vom 1. November 1923 auf goldfarbener Aluminiumfolie, Vorder- und Rückseite.
Es gibt noch viele andere sonderbare Materialien, die zur Herstellung von Notgeld verwendet wurden, doch wollen wir es hierbei belassen. „Abnorme Werkstoffe“ wäre aber in jedem Fall auch ein interessantes Gebiet für Sammler.
Zu den Geldscheinen besonderer Art kann man unabhängig von solchen auf verschiedenen Textilien, Leder, Aluminiumfolien und sogar Sperrholz aber auch solche zählen, für die besondere Papiere verwendet wurden (z. B. Druck auf Büttenpapier, Ölpapier oder Pergament) bzw. für die man besondere Drucke zweckentfremdete, wie z. B. Druck auf Spielkarten oder Rationierungsbelegen (Lebensmittelkarten). Auch kam es vor, dass man Geldscheine halbierte und die Hälften dann zum halben Nennwert des ursprünglichen Scheins zirkulierten.
Hans-Ludwig Grabowski
Literaturhinweis:
Deutsches Notgeld, Band 9: Geldscheine aus Stoff, Leder und sonstigen ungewöhnlichen Materialien
Eines der interessantesten und reizvollsten Gebiete des deutschen Notgelds ist das sogenannte Notgeld der besonderen Art.
Comments