In China wurde am 10.10.1899 die Shantung Bergbau-Gesellschaft gegründet. Der Sitz der Gesellschaft befand sich in Berlin, die Bergbaudirektion jedoch in der Hauptstadt des deutschen Pachtgebiets Kiautschou Qingdao (früher „Tsingtau“). Hauptzweck der Gesellschaft war, die Steinkohlevorkommen in der Provinz Shandong (früher „Shantung“) zu erschließen. Schon 1902 begann man im Kreis Wei (濰縣= Wéi xiàn) die dortigen Kohlefelder auszubeuten. Der Kreis Wei lag an einer von den Deutschen gebauten Eisenbahnlinie, die von Qingdao zur Provinzhauptstadt Jinan (damals Tsinanfu oder Präfektur Tsinan genannt) führte.
Bei der Ausbeutung der Gruben setzte man chinesische Firmen als Subunternehmer ein. Eine dieser Firmen hieß 清聚福記 (Qīngjùfú jì oder Firma Qingjufu). Von allen Subunternehmern der Shantung Bergbau-Gesellschaft ist dies die einzige Firma, von der bekannt ist, dass sie eigene Geldscheine ausgab. Diese Scheine sind streifenförmig und lauten auf Wen (文), das ist eine Kupferwährung, im englischen und deutschen Sprachgebrauch als „cash“ bezeichnet. Alle Beschäftigten wurden mit diesen Scheinen bezahlt.
Alle Noten tragen am linken Rand ein Datum in zyklischer Schreibweise. Dabei kommen zwei Daten vor: 戊申 (1908) und 已由 (1909). Scheine von 3.000, 4.000, 5.000, 6.000 und 10.000 Wen liegen mir vor, wobei die Wertstufen stets von Hand geschrieben sind.
Einige wenige Scheine, ich würde schätzen, etwa 5-6% von allen, die ich gesehen habe, tragen am oberen Ende einen Stempel der Bergbau-Gesellschaft:
„Shant.Bergb.Ges. / Betr. Abt. Fangste / 27.Feb.1909”, wobei das Datum etwas variieren kann. Dabei bezieht sich „Fangste“ (eigentlich müsste es „Fangtse“ heißen) auf den Namen einer schon 1902 im Kreis Wei erschlossenen Grube (chin. 坊子 = Fāngzi).
Näheres über diese Bergbau-Gesellschaft und die Eisenbahnlinie Qingdao-Jinan kann man im Internet z.B. in einem Artikel von Klaus Mühlhahn nachlesen:
Von der Firma ausgegebene Scheine ohne Stempel der Bergbau-Gesellschaft sind nicht selten und werden in China zur Zeit für ca. 30 € gehandelt. Scheine mit Stempel waren eine lange Zeit in China nicht teuerer, da die Chinesen den Stempel nicht lesen konnten, aber inzwischen ist man auf den Stempel aufmerksam geworden, kennt seine Bedeutung und der Preis ist in Auktionen auf etwa 50 € pro Schein gestiegen.
Erwin Beyer
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