Reihe zu Porträts bedeutender Persönlichkeiten auf Geldscheinen:
Albrecht Daniel Thaer auf einem 10-Reichsmark-Schein von 1929.
Geburtsname: | Albrecht Daniel Thaer |
Zur Person: | Arzt, Agrarwissenschaftler, Agronom |
Nationalität: | Deutsch |
Lebensdaten: | 14. Mai 1752 – 26. Oktober 1828 |
Geburtsort: | Celle |
Sterbeort: | Möglin (Brandenburg) |
Abbildung 1: Albrecht Thaer, aus dem Buch "Zweihundert deutsche Männer in Bildnissen und Lebensbeschreibungen", Leipzig 1854, herausgegeben von Ludwig Bechstein.
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/d3/Albrecht_thaer.jpg
Die moderne Landwirtschaft ist hochkomplex und mit immer weniger Arbeitskraft lassen sich immer größere Erträge erzielen. Alle Vorgänge werden bis ins kleinste Detail durchgeplant: Der Zeitpunkt der Aussaat, die Saatmenge pro Quadratmeter, die Fruchtfolge, die Düngung und die Ernte – Nichts wird dem Zufall überlassen. Der Zweck dieses enormen Effizienzgewinnes ist die Profitmaximierung, der sich jeder landwirtschaftliche Betrieb, der wettbewerbsfähig bleiben will, anzupassen hat. Beide Betrachtungsweisen nahmen in Deutschland ihre Anfänge bereits im 18. Jahrhundert. Ein zentraler Vordenker ist Albrecht Daniel Thaer (1752–1828). Er begründete die „rationelle Landwirtschaft“ als moderne Landwirtschaftslehre, die betriebswirtschaftlich agierende Betriebe mit Anbaumethoden, die auf empirischen Erkenntnissen beruhen, beinhaltete.
Thaer wurde 1752 in Celle geboren und studierte in Göttingen Medizin, um wie sein Vater Arzt zu werden. Den Beruf des Arztes übte er, unter anderem in der Praxis seines Vaters, einige Jahre lang aus und wurde durch sein Behandlungstalent zum Hofarzt und Stadtphysikus am kurfürstlich hannoverschen Hof ernannt. Obwohl ihm eine große Karriere als Mediziner bevorstand und er im Gebiet der Neuropathologie seiner Zeit voraus war, wandte er sich allmählich der Landwirtschaft zu und stellte seine ärztlichen Tätigkeiten ab 1796 weitestgehend ein. Bereits 1780 war er in die Celler Landwirtschaftsgesellschaft berufen worden. Er kaufte Grundstücke in der Nähe seines Landsitzes bei Celle, pflegte Gartenkulturen und begann die Landwirtschaft „zuerst als Handwerk, dann als Kunst und Wissenschaft zu betreiben“. Ohne in England gewesen zu sein, veröffentlichte er zwischen 1798 und 1804 das mehrbändige Werk "Einleitung zur Kenntniß der englischen Landwirtschaft". Thaer war der erste deutsche Agrarreformer, der die technischen und strukturellen Veränderungen englischer Landwirtschaft vorbehaltlos rezipierte und damit die folgende Neuorientierung in der deutschen Landwirtschaft maßgeblich in die Wege leitete.
Er legte seinen Schwerpunkt nicht nur auf die Innovationen bei Methoden und Maschinen der englischen Landwirtschaft, sondern auch auf deren ökonomischen Nutzen. Beeinflusst durch die Werke von Arthur Young, Adam Smith und Freihandelstheoretikern wie Christian Jakob Kraus und Leopold Krug sah er in der englischen Wirtschaftsweise viele Vorteile und stellte den Grundsatz auf, dass „nicht die möglich höchste Produktion, sondern der höchste reine Gewinn, nach Abzug der Kosten, der Zweck des Landwirts ist”. 1802 gründete Thaer in Celle ein Hochschulseminar und die erste akademische agrarwissenschaftliche Bildungs- und Forschungsanstalt. Er erzielte dort unter anderem mit der Fruchtwechselwirtschaft große Ertragssteigerungen. Zwei Jahre später erreichte ihn ein Ruf nach Preußen. Der spätere Staatskanzler Carl August von Hardenberg warb ihn für den preußischen Staatsdienst an
und bot ihm eine Gelegenheit, seine landwirtschaftlichen Studien in größerem Umfang weiterzuführen. Thaer siedelte nach Berlin über und erwarb das Gut Möglin als Ort seines Lehrinstituts, das er nach anfänglichen Schwierigkeiten zu einem Mustergut ausbaute.
An der Seite von Alexander von Humboldt war er Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Berlin und verschaffte der neu entstehenden Disziplin der Agrarwissenschaften wichtige Aufmerksamkeit. 1809 wurde Thaer zum preußischen Staatsrat ernannt. In dieser Stellung hatte er bedeutenden Einfluss auf die preußischen Agrarreformen. Inspiriert von den Entwicklungen in England und den Ideen der bürgerlichen englischen Nationalökonomie sah Albrecht Daniel Thaer große volkswirtschaftliche Vorteile im Ende der feudalen Verhältnisse und in Privateigentum an Grund und Boden.
„Durch Aufhebung aller Frohnden würde der Staat eine grosse Masse von Kräften gewinnen können, die dann, erweckt und thätig benutzt, eine höhere Production nothwendig hervorbringen müsste."
Mit dieser Aussage sollte der Agrarreformer recht behalten. Die Modernisierung der Landwirtschaft und deren Anpassung an die neuen Produktionsverhältnisse durch die preußischen Agrarreformen, die Anfang des 19. Jahrhunderts beschlossen wurden, befreiten zwar einerseits die Bauern aus der Leibeigenschaft, ließen sie jedoch oftmals ohne Eigentum zurück und machten sie zu besitzlosen Landarbeitern.
Abb. 2/3: DEU-183c, 10 Reichsmark der Deutschen Reichsbank mit Datum vom 22. Januar 1929, Kriegsdruck mit Wasserzeichen Tulpen, ohne Prägestempel, ausgegeben ab Januar 1945.
Vorderseite: rechts Porträt von Albrecht Daniel Thaer (1752–1828), unten Siegel der Reichsbank.
Rückseite: links und rechts je eine Putte mit Attributen der Landwirtschaft, in der Mitte weibliche Figur mit Getreideähre und Sense im Medaillon als Personifikation der Landwirtschaft.
1810 wurde Thaer zum außerordentlichen Professor für Kameralwissenschaften (Volks-
und Staatswirtschaftslehre) an der neu gegründeten Berliner Universität berufen.
Mit zunehmendem Alter widmete er sich wieder vermehrt seinem Landgut, wo er eine erfolgreiche Merino-Schäferei etablieren konnte. Monatlich gab er die Zeitschrift "Annalen des Ackerbaus" heraus. 1828 starb Albrecht Daniel Thaer in Möglin.
Elias Heindl
Literatur/Quellen
Rath, G. (1958). Albrecht Thaer als Neuralpathologe. Sudhoffs Archiv Für Geschichte Der Medizin Und Der Naturwissenschaften, 42(1), 65–70. http://www.jstor.org/stable/20774482
Gudermann, R. (1998). Thaer, Albrecht Daniel. in Killy, W. Vierhaus, R. (Hrsg.) Deutsche Biographische Enzyklopädie (DBE), Band 9. Schmidt – Theyer, Saur Verlag, München, 1998, S. 686–687
Vielberg, A (2009). Albrecht Daniel THAER. in ECOCHRON – WebSuite zur Geschichte der Wirtschaftstheorie. Hrsg: Dr. Stefan Kooths, http://www.ecochron.de/?pp_thaer1 (27.02.2023)
Schmitt, G. (1989). Eine falsche Theorie der Landwirtschaft und ihre fatalen Konsequenzen. Agrarwirtschaft, Jahrgang 38, Heft 9, S. 261–262
www.lwl.org/aufbruch-in-die-moderne/LWL/Kultur/Aufbruch/themen_start/oekonomie/neue_denkweisen/grundherrschaft/rationelle_landwirtschaft/index2_html.html (27.02.2023)
www.preussenchronik.de/person_jsp/key=person_albrecht+daniel_thaer.html (27.02.2023)
www.preussenchronik.de/ereignis_jsp/key=chronologie_004710.html (27.02.2023)
www.albrecht-daniel-thaer.org/seite/104678/volkswirtschaft.html (27.02.2023)
Leisewitz, C. (1894). Thaer, Albrecht Daniel. in Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 37, S. 636–641, de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Thaer,_Albrecht_Daniel&oldid=- (27.02.2023)
Abbildungen
Banknote: Archiv für Geld- und Zeitgeschichte, Sammlung Grabowski.
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