Reihe zu Porträts bedeutender Persönlichkeiten auf Geldscheinen.
Geburtsname: | María Eva Duarte de Perón |
Zur Person: | Schauspielerin, Radiomoderatorin, „Primera Dama“ |
Nationalität: | Argentinisch |
Lebensdaten: | 7. Mai 1919 – 26. Juli 1952 |
Geburtsort: | Los Toldos |
Sterbeort: | Buenos Aires |
Abbildung 1: Eva Perón im Frühling 1948, Fotografie von Pinélides Aristóbulo Fusco, Museo Evita, digitale Restaurierung: HLG.
26. Juli 2022: Der 70. Todestag von Eva Perón. Tausende Argentinier sind auf den Straßen. Buenos Aires ist durchzogen von Menschen mit Kerzen, Fackeln und Bannern. Vor dem Ministerium für soziale Entwicklung, vor dem ein riesiges Konterfei der legendären Politikerin prangt, wird die Nationalhymne gesungen. An Peróns Grab stehen die Leute Schlange, um Blumen und Kränze niederzulegen. Wie kommt es, dass „Evita“ auch sieben Jahrzehnte nach ihrem Tod noch so starke Emotionen auslöst? Wie wurde sie zur berühmtesten Argentinierin des 20. Jahrhunderts?
Ihr Aufstieg begann, als sie im jungen Alter von 16 Jahren nach Buenos Aires zog. Eva war in ärmlichen Verhältnissen in der Provinz der Hauptstadt aufgewachsen. Sie war eines von fünf unehelichen Kindern, die Eltern lebten getrennt. Wie viele Mädchen aus dem Provinzmilieu träumte sie von einer glücklichen Welt, wie sie die Kino- und Radioproduktionen ihrer Zeit ausstrahlten. Eva interessierte sich für das Schauspiel, wollte ein Star werden und hoffte, diesen Traum in der Hauptstadt verwirklichen zu können. Am Anfang stand eine Zeit der Entbehrungen ohne Engagement oder mit unbedeutenden Rollen in kleinen Theatergruppen. Allmählich jedoch wurde „Eva Duarte“ zu einem bekannten Namen. 1943 wurde sie Protagonistin einer Radioserie, die das Leben berühmter Frauenfiguren darstellte. Ihr stand ein steiler Aufstieg bevor: Evitas politischer Einfluss begann ein Jahr später. Auf einer Solidaritätsveranstaltung nach einem Erdbeben lernte sie Juan Domingo Perón kennen.
Es entwickelte sich ein Verhältnis zwischen der 25-jährigen Eva und dem damaligen Arbeitsminister. Juan Perón machte keinen Hehl aus der Beziehung zu Eva und förderte ihre Karriere. Er selbst wurde zum wichtigsten Mann der Regierung und Vizepräsident. Die Politik trug seine Handschrift. Bei der Opposition war er verhasst. Als sich das Militär gegen ihn stellte, musste er seinen Rücktritt erklären und wurde inhaftiert. Auch Eva wurde aus ihrem lukrativen Job entlassen. Die Antwort der Arbeiterschaft war deutlich. Als Arbeitsminister genoss Perón durch seine Sozialpolitik hohe Beliebtheit. Der Gewerkschaftsverband rief zum Generalstreik auf, tausende Arbeiter forderten die Freilassung. Laut Legenden war es „Evita“, die zum Protest aufrief und an der Spitze der Demonstration stand. Obwohl ihre tatsächliche Rolle bei den Aufständen deutlich geringer einzuordnen war: Die Militärs zeigten sich beeindruckt. Perón kam frei. Eva und Juan heirateten. Die Wahl nach dem Putsch gewann Juan Perón mit 54 % aller Stimmen. Evita war seine wertvollste Wahlkämpferin. Aus dem Provinzkind war nun María Eva Duarte de Perón geworden, die Gattin des argentinischen Staatsoberhaupts. Als Frau des Präsidenten bekleidete sie zahlreiche Ämter zur Repräsentation. Das Ziel ihres Ehemannes, für soziale Gerechtigkeit zu sorgen, nahm sie gerne an. Eva Perón war nun Vorsitzende des Sozialfonds, der Frauenpartei des „Perónistischen Blocks“ und Chefin der Dachgewerkschaft. „Evita, die Mutter aller Armen und Schwachen“ erfreute sich außerordentlicher und andauernder Popularität. Sie zeigte sich häufig in der Öffentlichkeit, beteiligte sich an karitativen Aktionen und begleitete ihren Ehemann bei Zeremonien, Empfängen und Reisen. Höhepunkt war eine Europareise, bei der sie mit ihrem Mann in Spanien Francisco Franco[1] und in Italien Papst Pius XII. besuchte. Dabei war Eva nicht nur Begleiterin, sondern trat auch selbst in den Vordergrund. Ihr schauspielerisches Talent half ihr dabei. Eva Perón hatte bald eine zentrale Rolle für den Präsidenten. Sie war die Brücke zwischen dem Staatsoberhaupt und den „Descamisados“, den „Hemdlosen“, also dem Teil der argentinischen Bevölkerung, der so arm war, dass ihm sogar das „letzte Hemd genommen wurde“. Diese Brücke war sehr wichtig für Juan Perón, besonders als ab Anfang der 1950er-Jahre die Reallöhne wieder sanken und die gerade in Staatsbetrieben um sich greifende Korruption bekannt wurde. Trotz der Politik des Staatsinterventionismus und seinen sozialstaatlichen Bestrebungen nahm Juan Perón wenige strukturelle Veränderungen vor, ließ die Landoligarchie unangetastet oder zahlte sehr hohe Entschädigungen.
Abbildung 2: Argentinien P-358a: Banco Central de la Republica Argentina (2012): 100 Pesos, entworfen von Roger Pfund, Vorderseite: Porträt von Eva Perón. Abb. Sammlung Grabowski.
1952 starb Evita Perón im Alter von nur 33 Jahren an Gebärmutterhalskrebs. Der Leichenzug dauerte zwei Wochen, ununterbrochen. Es nahmen über drei Millionen Menschen teil, man erwies ihr alle Ehren, die sonst nur einem Staatsoberhaupt gewährt werden. Ihr Tod bereitete, so die Erzählung, das Ende der Herrschaft Juan Peróns vor. Mindestens die enge Bindung zu den „Descamisados“ ging nach und nach verloren. Sie verhinderten den Sturz des Präsidenten durch die militärische Führung im September 1955 nicht.
Elias Heindl
Anmerkungen
[1] Juan Perón bewunderte den Faschismus in Europa, insbesondere Francisco Franco und Benito Mussolini. Nach dem Zweiten Weltkrieg unterstützte er die Aufnahme flüchtiger NS-Verbrecher, darunter beispielsweise Josef Mengele oder Adolf Eichmann.
Literatur/Quellen:
Roesler, Jörg (2013): „Mehr als Descamisados der Evita. Arbeiterschaft und Arbeiterbewegung in Argentinien unter dem Einfluss des Perónismus“, in: Jahrbuch für Forschungen zur Geschichte der Arbeiterbewegung, 2013, Heft 1, Berlin.
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