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Geldscheinporträts: Justus von Liebig – Chemie für die Menschen

Reihe zu Porträts bedeutender Persönlichkeiten auf Geldscheinen.

​Geburtsname:

Justus Liebig

Zur Person:

Chemiker

​Nationalität:

Deutsch

​Lebensdaten:

12. Mai 1803 – 18. April 1873

​Geburtsort:

Darmstadt

​Sterbeort:

München



Justus von Liebig. Ölgemälde von Wilhelm Trautschold (1815-1877), circa 1846.


Seine Erfindungen sind aus dem Alltag nicht wegzudenken. Bereits der morgendliche Blick in den Spiegel hat mit Justus Liebig zu tun: Er entwickelte ein Verfahren zum Versilbern von Spiegeln, das die Verwendung des giftigen Quecksilbers ersparte. Begibt man sich zum Frühstück in die Küche, wird man erneut viele Erfindungen Justus Liebigs finden. Auf der Suche nach einem Ersatz für die verderbliche Hefe erfand er das Backpulver, das später von August Oetker erfolgreich vermarktet wurde.



„Liebigs Fleischextrakt“, der ursprünglich als Nährmittel für Arme und Kranke gedacht war und Sammlern natürlich auch durch die "Liebig-Sammelbilder" ein fester Begriff ist, wurde zum Vorläufer der noch heute beliebten Speisewürzen wie „Maggi“ oder „Knorr“.


Justus Liebig wurde 1803 in Darmstadt geboren. Als Sohn eines Drogisten experimentierte er bereits als Kind in der Werkstatt seines Vaters. Mit 16 Jahren begann er ein Chemiestudium in Bonn und wurde schon vier Jahre später, 1823, promoviert. In seiner Dissertation untersuchte er die Verbindung von Mineral- und Pflanzenchemie. Bereits dort legte er den Grundstein für seine späteren Forschungen zu Mineraldüngern. In seinen Studienjahren wurde ihm ein Forschungsaufenthalt an der Pariser Sorbonne ermöglicht. Er kehrte schwer beeindruckt zurück. Nicht nur die theoretische Herangehensweise seiner Lehrer dort faszinierte ihn, sondern auch der „experimentelle Unterricht“. Diese Methoden der Wissensvermittlung baute er auch in seinen eigenen Unterricht ein: Bereits mit 21 Jahren wurde Liebig – auf Empfehlung Alexander von Humboldts– zum Professor in Gießen berufen. Anfangs hatte er dort einen schweren Stand. Er war nicht habilitiert, seine Dissertation erlangte er „in absentia“ und er wurde ohne Zustimmung der anderen Professoren berufen. Dementsprechend gering war seine anfängliche Ausstattung. Justus Liebig musste große Teile seiner Forschung selbst finanzieren. Sein lebendiger Unterricht zog jedoch neue Schüler in Scharen an, und bald kamen auch zahlreiche ausländische Studenten nach Gießen, um Liebigs Vorlesungen zu hören. Das ermöglichte ihm bald erste Großversuche zu seiner „Agrikulturchemie“. Und seine Versuche, die zunächst scheiterten, zahlten sich aus: 1856 waren die ersten Mineralstoffe fertig für den Dünge-Einsatz. Mineraldünger sind noch heute unerlässlich für die Welternährung. Liebig war allerdings auch klar, dass die Lagerstätten an mineralischen Düngestoffen erschöpflich sind und machte sich Gedanken dazu, wie Nährstoffkreisläufe geschlossen werden können und das Prinzip des Düngens auf Dauer funktionieren soll.


Deutsche Reichsbank: 100 Reichsmark vom 24. Juni 1935 (DEU-211, in Umlauf

vom 30. Mai 1936 bis zur Währungsreform 1948), gestaltet von Paul Scheurich (1883–1945).

Vorderseite: Porträt von Justus von Liebig rechts im Medaillon, Hakenkreuz im Unterdruck.


Liebig legte großen Wert darauf, sein Wissen weiterzuvermitteln, sowohl an seine zahlreichen Schüler als auch an die Öffentlichkeit. So gab er beispielsweise die populärwissenschaftlichen „Chemischen Briefe“ heraus, die regelmäßig in der Augsburger Allgemeinen Zeitung erschienen. Auch als Lehrer war er äußerst erfolgreich. Die Blütezeit der Chemie am Ende des 19. Jahrhunderts geht sicherlich zu einem bedeutenden Teil auf Liebig zurück. Unter den ersten 60 Nobelpreisträgern der Chemie waren 42 der Geehrten Nachfolger seiner Schüler. Auch der Schriftsteller und Revolutionär Georg Büchner war Student Liebigs. In dessen Werk hatte Liebig allerdings eine eher unrühmliche Rolle: Angeblich war Justus Liebig Vorbild für den experimentierenden Doktor in Büchners Dramenfragment „Woyzeck“, der eine strikte Erbsen-Diät verschrieb. Liebig führte derartige Experimente 1833 tatsächlich durch. Er wollte herausfinden, ob sich tierisches Eiweiß nur durch den Verzehr von Hülsenfrüchten ersetzen lässt.


Im Jahr 1845 wurde Liebig durch Großherzog Ludwig II. von Hessen für seine Verdienste

mit dem Freiherren-Titel geadelt.


Vom bayerischen König Maximilian II. nach München berufen, lehrte er hier ab 1852 als Professor für Chemie.


Am 18. April 1873 starb Justus von Liebig in München an einer Lungenentzündung.


Elias Heindl


Literatur/Quellen:

  • Siegfried Schindler (2023): Justus von Liebig. Chemistry, 5 (2), S. 1046-1059

  • https://de.wikipedia.org/wiki/Justus_von_Liebig

  • Ulrich Thimm (1998): Reformator der Welternährung. Informationsdienst Wissenschaft, Nr. 27, 16.04.1998

  • Udo Pollmer (2013): Im Erbsenwahn. Deutschlandfunk Kultur, 26.10.2023

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