Reihe zu Porträts bedeutender Persönlichkeiten auf Geldscheinen.
Geburtsname: | Mary Fairfax |
Zur Person: | Astronomin, Mathematikerin, Schriftstellerin |
Nationalität: | Schottisch |
Lebensdaten: | 26. Dezember 1780 – 29. November 1872 |
Geburtsort: | Jedburgh (Schottland) |
Sterbeort: | Neapel (Italien) |
Mary Fairfax, Mrs. William Somerville, 1780–1872. Writer on Science” (1834) von Thomas Phillips (1770–1845). Öl auf Leinwand. Scottish National Gallery.
Es sei vielleicht schwierig, einen König der Wissenschaften des 19. Jahrhunderts zu benennen, die „Queen of Science“ sei allerdings eindeutig Mary Somerville, schrieb die Londoner Zeitung The Morning Post in einem Nachruf auf Mary Somerville. In ihrem fast 92 Jahre langen Leben wurde sie zu einer der berühmtesten weiblichen Wissenschaftsautorinnen ihrer Zeit, publizierte bis ins hohe Alter und wurde als erste Frau
in die Königliche Astronomische Gesellschaft aufgenommen. Noch heute ist das bekannte Somerville College der Universität Oxford nach ihr benannt.
Zu Beginn ihres Lebens deutete jedoch wenig auf eine Karriere in der Wissenschaft hin.
Wie in dieser Zeit üblich, war eine umfassende Schulbildung den Söhnen vorbehalten, die Mädchen sollten auf die Rolle als Ehefrau in ihrer Gesellschaftsschicht vorbereitet werden. Mary konnte dementsprechend bis in ihr zehntes Lebensjahr nicht schreiben, lesen oder rechnen. Den Aufenthalt an einem Internat, den ihr Vater ihr daraufhin ermöglichte, empfand sie als eintönig und wenig lehrreich. Stattdessen begann sie selbst Bücher zu lesen.
Sie durchstöberte die gesamte Hausbibliothek, erlernte im Selbststudium Latein und die Grundlagen der Mathematik. Ihre Familie und ihr erster Ehemann Samuel Greig, den sie 1804 heiratete, zeigten wenig Verständnis für ihre wissenschaftliche Neugier und warfen ihr „unweibliches Verhalten“ vor. Ein beträchtliches Erbe durch den Tod ihres Ehemannes drei Jahre nach der Hochzeit verschaffte ihr die Gelegenheit, ihre Studien zu vertiefen. Unterstützt von den Mathematikern William Wallace und John Playfair, einem Professor
in Edinburgh, gelang es ihr sogar, eigene mathematische Beweise zu finden und zu veröffentlichen. In dieser Zeit begann auch ihre Auseinandersetzung mit der Astronomie und den Schriften von Pierre-Simon Laplace. 1812 heiratete sie den Militärarzt William Somerville. Er unterstützte ihre Bestrebungen und machte Mary mit führenden Wissenschaftlern, Schriftstellern und Künstlern bekannt. Ermutigt durch diese Erfolge, widmete sich Mary Somerville vollständig der Wissenschaft. Sie führte eigene Experimente durch und verfasste eine Zusammenfassung der Laplace‘schen Mècanique Cèleste. Im resultierenden Buch
The Mechanism of the Heavens lieferte sie nicht nur eine Übersetzung, sondern versah das einflussreiche Werk mit zahlreichen Kommentaren, welche die von Laplace beschriebene Mathematik des Sonnensystems verständlich machten. Ihr Band erschien in zehn Auflagen und blieb für Jahrzehnte Standard-Lehrbuch in Cambridge. Ein ebenso großer Erfolg war ihr nächstes Werk On the Connexion of the Physical Sciences (1834). Sie lieferte darin einen Überblick über den damaligen Stand der Forschungen in Physik, Astronomie, Chemie, Geografie und Meteorologie. Das Werk, das als eines der ersten populärwissenschaftlichen Bücher gilt, war eines der meistverkauften Wissenschaftsbücher des 19. Jahrhunderts.
Sie argumentierte darin unter anderem dafür, dass sich aus den Bahnabweichungen des Uranus möglicherweise auf einen weiteren, unbekannten Planeten schließen lässt. Wenige Jahre später wurde sie bestätigt – der Planet Neptun wurde entdeckt. Mit Physical Geography schrieb sie 1848 ein weiteres Standardlehrbuch und spätestens mit ihrem Werk Molecular and Microscopic Science (1869) war sie im Kreis der bekanntesten Wissenschaftlerinnen angekommen. Ihren Ruhm nutze sie, um sich für ein Frauenwahlrecht auszusprechen und Bildung für Frauen zu fördern. Die letzten Jahrzehnte ihres Lebens verbrachte sie in Italien. 1872 starb Mary Somerville im Alter von 91 Jahren in Neapel.
Ihr wurden zahlreiche Denkmäler gesetzt, unter anderem wurden ein Mondkrater und ein Asteroid nach ihr benannt – und 2016 wurde sie in einer öffentlichen Abstimmung als Porträtmotiv für die neuen 10-Pfund-Noten der Royal Bank of Scotland ausgewählt.
Royal Bank of Scotland, 10 Pfund Sterling vom 20. Dezember 2018.
Vorderseite: Porträt von Mary Somerville mit Lebensdaten, links davon Zitat aus ihrem Werk „The Connexion of the Physical Sciences“, im Hintergrund Ansicht des Strandes von Burntisland.
Rückseite: Zwei Otter, daneben Auszug aus dem Gedicht „Moorings“ von Norman MacCaig.
Elias Heindl
Literatur/Quellen:
Magdolna Hargittai (2023): Meeting the Challenge: Top Women in Science. Oxford University Press, Oxford. S. 9–12
Dorothy McMillan (1999): The Scotswoman at home and abroad. Non-fictional writing 1700–1900. Association for Scottish Literary Studies, Glasgow. S. 118–131
Heinz Klaus Strick (2023): Mary Fairfax Somerville war das Vorbild von Ada Lovelace. Der mathematische Monatskalender. Spektrum der Wissenschaft. (aufgerufen über www.spektrum.de/wissen/mary-fairfax-somerville-das-vorbild-von-ada-lovelace/2184357, zul. am 01.01.2025)
Abbildungen:
Banknote: Archiv für Geld- und Zitgeschichte
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