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AutorenbildElias Heindl

Geldscheinporträts: Omar Mukhtar – "Der Löwe der Wüste"

Reihe zu Porträts bedeutender Persönlichkeiten auf Geldscheinen:

Omar Mukhtar auf einer Banknote der Central Bank of Libya über 10 Dinars von 2015.

​Geburtsname:

​Omar al-Mukhṭār Muḥammad bin Farḥāṭ al-Manifī

Zur Person:

​Koranlehrer, Freiheitskämpfer, Nationalheld

​Nationalität:

Libysch

​Lebensdaten:

​20. August 1858 – 16. September 1931

​Geburtsort:

​Zawiyat Zanzur (Osmanisches Reich)

​Sterbeort:

​Konzentrationslager Soluch bei Bengasi (Libyen)

Abb. Omar Mukhtar, Dirk Vandevalle:

A history of modern Libya. 2nd edition. Cambridge University Press 2012, p. 31, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=599851 (gemeinfrei).


Omar Mukhtar wurde 1858 in einem kleinen Dorf in der Cyrenaika im Osten Libyens geboren. Diese Region wurde vom Senussi-Orden geführt, einer sufistischen islamischen Bewegung. Die Bruderschaft unterhielt ein feinmaschiges Netz von islamischen Kulturzentren in der Cyrenaika, die wichtige Funktionen im sozialen Leben erfüllten und den Orden gesellschaftlich verankerten. Mukhtar wurde von seinem Onkel, einem politisch-religiösen Anführer, gefördert und ausgebildet.




Nach weiterführenden Koran-Studien wurde er Imam und trat ebenfalls in die Senussi-Bruderschaft ein. Die Bewegung war bereits früh Basis des Widerstands gegen Kolonialbestrebungen aus Europa. So war auch Omar Mukhtar 1899 für drei Jahre im Tschad, um den Kampf gegen Frankreich zu unterstützen. Die Senussi sahen ihren religiösen Einfluss in der Cyrenaika gefährdet. Nach seiner Rückkehr wurde Omar Mukhtar zum Scheich ernannt.


1911 war auch Libyen selbst bedroht: Das Königreich Italien erklärte dem Osmanischen Reich, dem die damalige Provinz „Tripolitanien“ seit dem 16. Jahrhundert angehörte, den Krieg und beanspruchte Tripolitanien und die Cyrenaika für sich. Das Gebiet wurde bereits ein Jahr später nach blutigen Gefechten an Italien abgetreten. Der Anführer des Senussi-Ordens, Ahmad asch-Scharif, rief zum Djihad gegen die Besatzer auf. Italien gelang es nicht, die Gebiete dauerhaft zu kontrollieren. 1915, als Truppen für die Kämpfe des Ersten Weltkriegs benötigt wurden, waren nur noch die Küstenstädte unter italienischer Führung. Der Senussi-Orden verwaltete den Südosten des Landes.


Mussolini intensivierte nach seiner Machtübernahme 1922 die Bestrebungen zur "Rückeroberung Libyens" und startete eine Militäroffensive. Omar Mukhtar – damals bereits über sechzig Jahre alt – führte als Befehlshaber über den militärischen Widerstand den Guerilla-Krieg gegen die italienischen Truppen. Es gelang ihm, die Kampfverbände der zahlreichen Stämme zu vereinen und wirkungsvoll einzusetzen. Trotz der deutlichen Überlegenheit hatte Italien große Probleme, die Rebellion der Senussi zu beenden.

Die Widerstandskämpfer nutzen das Dschabal-Achdar-Gebirge als natürliches Bollwerk.

Das faschistische Italien agierte nun immer härter und begann, den Widerstand durch grausames Vorgehen gegen die Zivilbevölkerung zu brechen. Auch Giftgas und Flächenbombardements wurden eingesetzt. Nachdem 1929 Verhandlungen Omar Mukhtars mit der italienischen Besatzungsmacht scheiterten und mit Rodolfo Graziani ein neuer Vizegouverneur ernannt wurde, erhielt die Kriegsführung eine genozidale Dimension: Sämtliche Personen, denen Unterstützung der Rebellen vorgeworfen wurde, drohte nun die Hinrichtung oder Deportation. Nachdem bei einem erneuten italienischen Vorstoß in das Gebirge die Truppen Mukhtars entkommen konnten, beschloss Graziani, eine menschenleere Zone um die Kampfverbände zu schaffen. Mehr als 100.000 Menschen wurden zwangsumgesiedelt, zu Todesmärschen gezwungen und in Konzentrationslagern interniert. Die italienischen Wüstenlager in der Cyrenaika waren die historisch ersten Konzentrationslager, die von einem faschistischen Regime errichtet wurden.


Libyen, Central Bank of Libya: 10 Dinars ohne Datum (2015), Vorderseite mit Porträt Omar Mukhtars und Rückseite mit bewaffneten Reitern Mukhtars in der libyschen Wüste.

Abb. Archiv für Geld- und Zeitgeschichte, Sammlung Grabowski



Die Widerstandsbewegung war nun sozial isoliert und musste durch einen Grenzzaun zu Ägypten, den sogenannten „faschistischen Limes“, den die italienischen Besatzer errichteten, auch auf Unterstützung aus dem Nachbarland verzichten. 1931 wurde Mukhtar bei einem Gefecht verletzt und gefangen genommen. Am 16. September wurde er im Konzentrationslager Soluch bei Bengasi öffentlich hingerichtet. Der libysche Widerstand brach innerhalb weniger Wochen zusammen.


Die letzten Jahre Omar Mukhtars wurden 1980 verfilmt. In „Omar Mukhtar – Löwe der Wüste“ spielt Anthony Quinn die Hauptrolle. Die libanesisch-britische Produktion wurde trotz überwiegend positiver Kritiken nicht zum kommerziellen Erfolg, nicht zuletzt durch die Zensur Italiens, wo der Film verboten war, da er „schädlich für die Ehre der Armee“ sei.


Elias Heindl


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