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AutorenbildElias Heindl

Geldscheinporträts: Viola Desmond – Kanadas Vorkämpferin gegen Rassentrennung

Aktualisiert: 13. März

Reihe zu Porträts bedeutender Persönlichkeiten auf Geldscheinen.

​Geburtsname:

Viola Irene Desmond

Zur Person:

Unternehmerin, Bürgerrechtsaktivistin

​Nationalität:

Kanadisch

​Lebensdaten:

6. Juli 1914 – 7. Februar 1965

​Geburtsort:

Halifax

​Sterbeort:

New York City


Abb. 1: Viola Desmond, ca. 1940.


Ähnlich wie in den USA war auch in Kanada die Rassentrennung weit verbreitet. Sie war zwar nicht immer explizit gesetzlich verankert, jedoch bis weit in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts allgegenwärtig. So gab es beispielsweise eigene Schulen und Krankenhäuser für Schwarze. Viola Desmond, eine farbige Lehrerin und Unternehmerin, widersetzte sich der Rassentrennung. Sie weigerte sich, ähnlich wie Rosa Parks neun Jahre später, einen für Weiße reservierten Sitzplatz zu räumen und lieferte damit einen von vielen Schlüsselmomenten für die Entstehung der

Bürgerrechtsbewegung.


Am 8. November 1946 hatte Viola Desmond auf einer Geschäftsreise eine Autopanne. Sie musste ihre Fahrt durch die kanadische Provinz Nova Scotia unterbrechen und beschloss, den Abend im Kino zu verbringen. Desmond entschied sich für einen Platz im Parkett, bekam aber nur eine Karte für den Balkon. „Ich darf Leuten wie euch keine Karten für das Parkett verkaufen“, sagte der Verkäufer. Diese Diskriminierung wollte sie nicht hinnehmen und setzte sich trotzdem in den Hauptraum, den sie auch nach einer Konfrontation mit dem Kinobesitzer nicht verließ. Die herbeigerufene Polizei entfernte Viola Desmond gewaltsam aus dem Kino und hielt sie zwölf Stunden lang in einer Zelle fest. Für dieses Vorgehen gab es keine rechtliche Grundlage. Im Gerichtsverfahren wurde schließlich der Vorwurf der Steuerhinterziehung erhoben. Die Vergnügungssteuer für Parkettkarten sei um einen Cent höher gewesen als für Balkonkarten. Viola Desmond wurde zu einer Geldstrafe verurteilt. Während des Gerichtsverfahrens wurde sie von der neu gegründeten Nova Scotia Association for the Advancement of Colored People (NSAACP) unterstützt. Der Vorfall wurde zu einem wichtigen Ereignis für die noch junge Bürgerrechtsbewegung in Nova Scotia, die schließlich dazu führte, dass die Rassentrennung 1954 zumindest rechtlich aufgehoben wurde. Im Jahr 2010, 45 Jahre nach dem Tod von Viola Desmond, entschuldigte sich die kanadische Regierung für das damalige Vorgehen und begnadigte sie posthum.



Vorderseite: Porträt von Viola Desmond, im Hintergrund Karte der nördlichen Stadtteile

von Halifax, Kuppel der Bibliothek des Parlaments. Rückseite: Fassade des Canadian Museum for Human Rights (Winnipeg), Auszüge aus der Canadian Charter of Rights

and Freedoms, Kuppel der Bibliothek des Parlaments.


Solche Vorfälle waren damals keine Seltenheit. Die systematische Diskriminierung zeigt sich auch in Viola Desmonds Leben vor dem Prozess. Als Kind einer weißen Mutter und eines schwarzen Vaters wollte sie Kosmetikerin werden, weil sie bemerkte, dass es in Nova Scotia kaum geeignete Haut- und Haarpflegeangebote für Schwarze gab. Wegen ihrer Hautfarbe konnte sie in ihrer Heimatstadt Halifax jedoch keine Ausbildung machen. Desmond musste wegziehen und besuchte Kosmetikschulen in Montréal, New York und New Jersey. Zurück in Halifax gründete sie einen Friseursalon, verkaufte ihre eigenen Kosmetikprodukte und eröffnete einige Jahre später eine Kosmetikschule, um jungen schwarzen Frauen, denen der Zugang zu anderen Schulen verwehrt war, eine Ausbildung zu ermöglichen.

Nach ihrer Verhaftung und dem Gerichtsverfahren verließ Viola Desmond Halifax und zog nach Montréal. Sie starb am 7. Februar 1965 im Alter von 50 Jahren in New York. Seit 2018 ist Viola Desmond auf der kanadischen 10-Dollars-Polymerbanknote abgebildet. Sie ist damit die erste farbige Person auf einer kanadischen Banknote.


Elias Heindl


Abbildungen:

1 commento


Vielen Dank für diesen interessanten und lesenswerten Artikel.


Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass mit diesem Geldschein eine neue Serie von kanadischen Banknoten beginnen sollte. Dabei ging es vor allem um die Portraits auf den kanadischen Geldscheinen. Weg von weißen, männlichen Premierministern hin zu mehr ''Diversität.'' Der Fünf-Dollar-Schein war das nächste Ziel. Es gab sogar schon eine Vorauswahl von acht Personen. Der Prozeß ist allerdings seit einigen Jahren ins Stocken gekommen. Es tut sich seit geraumer Zeit nichts mehr. Vermutlich liegt es am Finanzministerium, dass sich um eine Entscheidung drückt. Man kann nur spekulieren, warum genau.

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