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AutorenbildUwe Bronnert

Gewappnet für alle Fälle, Teil 2: Die Ersatzbanknoten-Serie BBk II der Deutschen Bundesbank für West-Deutschland

Ende der 1990er Jahre erfuhr die breite Öffentlichkeit, dass die Deutsche Bundesbank über viele Jahrzehnte eine Ersatzbanknoten-Serie in ihren Tresoren aufbewahrt hatte, die aber mittlerweile vollständig vernichtet worden sei. Dabei war die Existenz einer Ersatzbanknoten-Serie nie ein Geheimnis gewesen. Bereits im Monatsbericht der Deutschen Bundesbank vom November 1962 war auf Seite 4 zu lesen, dass die Bundesbank „eine verkürzte (d. h. auf die Werte zu 10, 20, 50 und 100 DM beschränkte) Ersatzserie aus den Entwürfen des Frankfurter Graphikers Max Bittrof zusammengestellt [hat]“. Im Buch „Die Noten der Deutschen Bundesbank“ (1964) findet sich auf Seite 58 folgender Hinweis:

„Außerdem wurde eine auf die Werte zu DM 10, 20, 50 und 100 beschränkte zweite Serie aus den Entwürfen des Graphikers Max Bittrof für den Druck in Aussicht genommen, die als Reserve dient und vorerst nicht in Umlauf gelangen wird.“ 

Nur wenige Zeitungen nahmen von der Existenz der Ersatzzahlungsmittel Kenntnis:


  • Bei der Bundesbank / Ersatzgeld liegt bereit (Rheinische Post vom 28. Juli 1966)

  • „Theatergeld“ in den Tresoren der Bundesbank / Millionenreserven gegen Blüten (Hannoversche Presse vom 12. August 1966)

  • Notgeld im Bundesbankbunker / Ersatzbanknoten bei einer ernsten Gefahr für unser Geld (Frankfurter Neue Presse vom 20. Juli 1972)

  • Deutschlands geheime Währung – Die Schatten Mark (Süddeutsche Zeitung vom 15. November 2004)

  • Zu Beginn der 1960er-Jahre waren keine wirtschaftlichen Faktoren, sondern die weltpolitische Lage die akuteste Bedrohung der Geldreserven: die Bundesbank fürchtete den Atomkrieg (Handelsblatt vom 16. Oktober 2010)


Zwar widmete das Buch „50 Jahre Deutsche Mark“ aus dem Gietl Verlag 1998 ein Kapitel der „Ersatzserie BBk II“, jedoch enthielt es wenig gesicherte Erkenntnisse.[1] Immerhin weisen die Autoren auf Abbildungen im oben genannten Buch der Bundesbank hin, auf denen die Herstellung einer 20-DM-Banknote abgebildet wird. Dabei handelt es sich eindeutig nicht um die Umlaufnote.[2]


Erst Dr. Reinhold Walburgs Vortrag im Geldmuseum der Deutschen Bundesbank informierte die Papiergeld-Sammler-Gemeinde über Einzelheiten der Ersatzserie.[3]


Mittlerweile sind weitere Akten im Historischen Archiv der Deutschen Bundesbank zugänglich, sodass ein neuer Versuch gewagt werden soll, das Dunkel um die Ersatzbanknoten-Serie BBk II weiter zu lüften.


Mit Gesetz über die Deutsche Bundesbank vom 26. Juli 1957 (BGBl. I S. 745) wurde die Deutsche Bundesbank geschaffen. Sie trat am 1. August 1957 an die Stelle der Bank deutscher Länder. Das Direktorium der Bundesbank war natürlich bestrebt, die alten Noten der Bank deutscher Länder möglichst schnell durch eigene zu ersetzen. Erste Planungen dazu reichen in die Jahre vor 1957 zurück.

„In ein offizielles Stadium trat die Angelegenheit mit einer Vorlage des damaligen Bundesbankvizepräsidenten Wilhelm Könneker für die 22. Sitzung des Zentralbankrates am 24. April 1958, mit der das Gremium ‚… über die Pläne des Direktoriums für den Neudruck von Banknoten und den Stand der Vorbereitungsarbeiten hierzu‘ unterrichtet wurde.“[4]

Ausgewählte Grafiker wurden aufgefordert, Entwürfe für die geplante Banknotenserie BBk I einzureichen. Anfang 1959 entschied man sich für die des Grafikers Hermann Eidenbenz,

der als künstlerischer Mitarbeiter bei der Firma H. F. und Ph. F. Reemtsma in Hamburg arbeitete. Aufgrund der Angebote von Giesecke & Devrient vom 11. August 1959 und der Bundesdruckerei vom 20. August 1959 erteilte die Bundesbank mit Schreiben vom

25. November 1959 an Giesecke & Devrient (200 Mio. Noten zu 20 DM) und an die Bundesdruckerei (180 Mio. Noten zu 50 DM) die ersten Druckaufträge.[5] In den nächsten Jahren druckte Giesecke & Devrient die Noten zu 5, 20, 100 und 1000 DM, während die Bundesdruckerei den Druck den Noten zu 10, 50 und 500 DM besorgte.


Abb. 1.1: Deutsche Bundesbank, 10 DM (BBk I), 2. Januar 1960, Vorderseite.


Abb. 1.2: Deutsche Bundesbank, 10 DM (BBk I), 2. Januar 1960, Rückseite.


Abb. 2.1: Deutsche Bundesbank, 20 DM (BBk I), 2. Januar 1960, Vorderseite.


Abb. 2.2: Deutsche Bundesbank, 20 DM (BBk I), 2. Januar 1960, Rückseite.


Abb. 3.1: Deutsche Bundesbank, 50 DM (BBk I), 2. Januar 1960, Vorderseite.


Abb. 3.2: Deutsche Bundesbank, 50 DM (BBk I), 2. Januar 1960, Rückseite.


Abb. 4.1: Deutsche Bundesbank, 100 DM (BBk I), 2. Januar 1960, Muster, Vorderseite.


Abb. 4.2: Deutsche Bundesbank, 100 DM (BBk I), 2. Januar 1960, Muster, Rückseite


In einem bankinternen Papier wurde auch erstmals über den Druck einer Ersatzserie nachgedacht. Möglicherweise führte das explosionsartige Falschgeldvorkommen in den ersten Jahren nach der Währungsreform – 1949 mit 160.000 Falsifikaten und 1950 mit 136.000 Falschstücken – zu dieser Überlegung? Zwar schien ein Wiederholungsfall unwahrscheinlich, da die neuen Banknoten nach dem neuesten Stand der Sicherungstechnik hergestellt wurden, aber eine latente Gefahr besteht immer. Ebenso fürchtete man sich unter dem Eindruck des "Kalten Krieges" vor politisch motivierten Falsifikaten aus den Staaten des Ostblocks. Hatte nicht Lenin gesagt: „Wer eine Gesellschaft zerstören will, muss ihre Währung ruinieren.“ Als weiteres Argument wurde vorgebracht, dass auch andere Notenbanken für alle Fälle Ersatzplatten zur Hand hätten, um bei einer Falschgeldschwemme sofort völlig neue Geldscheine drucken zu können.


Am 20. Januar 1959 wurde beschlossen, die Platten für eine volle Serie – beschränkt auf die Werte 10, 20, 50 und 100 DM – fertigen zu lassen. Um den Aufwand möglichst gering zu halten, griff man auf Entwürfe des Grafikers Max Bittrof zurück. Für die Bank deutscher Länder hatte Bittrof die 1950/51 ausgegebenen 5-, 10- und 100-DM-Banknoten entworfen, darunter auch den berühmt-berüchtigten Fünfer mit seiner angeblich unsittlichen Darstellung „Europa auf dem Stier“.


„Warum Bittrofs ursprüngliche Entwürfe für die BBk I-Serie für die Gestaltung der Ersatzserie ausgewählt wurden, bleibt unklar. Im Rahmen des BBk I-Auswahlverfahrens kamen sie nicht in die engere Wahl.“[6] Erhalten geblieben ist lediglich eine kurze handschriftliche Notiz:


„Herr Bittrof wurde (am) 19.5.59 über die von ihm eingereichten Entwürfe und ihre Verwendung für eine Ersatzserie (DM 10, 20, 50, 100) von Herrn Könneker, MdD < Mitglied des Direktoriums >, unterrichtet.“[7] 

Bereits Anfang Februar 1960 lagen die überarbeitet Rückseiten-Entwürfe vor.

Die überarbeiteten Vorderseiten behielten die Kopfbildnisse der Noten der Serie BBk I.


Zuerst sollten die Ersatznoten im Ausland gedruckt werden. Nachdem Herr Otto eine Ausweitung der Druckkapazität anbot, sprach sich die Abteilung H am 23. Mai 1960 dafür aus, den Druckauftrag für die Noten der Bittrof-Serie zu 10 und 50 DM an Giesecke & Devrient zu vergeben. Bereits am 24. Mai 1960 stimmte Herr Könneker dem Vorschlag zu.

Mit Schreiben vom 2. Juni 1961 informierte die Bundesbank die Bundesdruckerei darüber, dass sie wegen der Sicherheitsprobleme beim Transport nicht mit Aufträgen zum Druck des „kontinuierlichen Nachholbedarfs von Banknoten“ rechnen kann. Begründet wurde die Absage auch mit den Versicherungskosten für den Banknotentransport von im Umlauf befindlichen Noten. Stattdessen stellte man Druckaufträge für die Noten zu 20 und 100 DM der Ersatznoten in Aussicht; die auch in den folgenden Jahren erteilt wurden.[8]


Zu Druckbeginn im Jahr 1963 belief sich die Gesamtsumme der umlaufenden Bankboten auf DM 25.426.593.695, was 93,647 % des Gesamtbargeldumlaufs entsprach. Diese Größe war offensichtlich Richtschnur für die Ersatzserie …“[9] 

Mit der Fertigstellung der 10-DM-Note im Jahr 1974 endete das Vorhaben. Nach den Aufzeichnungen der Hauptabteilung Hauptkasse wurden DM-Banknoten der Ersatzserie

BBk II im Gesamtbetrag von 25.281.000.000 DM hergestellt:



Die Scheine der Ersatzserie sind einheitlich auf den 1. Juli 1960 datiert. Größe und Farbgebung entsprechen den BBk I-Noten. Dies gilt auch für die Farbtönung des Papiers.

Ein Vergleich der Porträt-Darstellungen der Bittrof-Serie mit denen der Umlaufserie zeigt leichte Abweichungen. Obwohl bei beiden Serien dieselben Kopfbildnisse verwendet wurden, fallen die unterschiedlich großen Ausschnitte auf.


Obwohl die Herstellung der Umlauf- und der Ersatzserie zeitgleich erfolgte, waren es zwei eigenständige Arbeitsabläufe, bei dem kein Material der Hauptserie für die Ersatzserie verwendet werden konnte. Dies galt selbst für das Notenpapier, das zunächst von zwei ausländischen Unternehmen produziert wurde. Die Bundesdruckerei bezog ihr Papier von der englischen Firma Portals Ltd. in Whitchurch, während Giesecke & Devrient das Papier vom französischen Office Française des Papiers Fiduciaires et Surfins aus dessen Papierfabrik Crévecoeur bezog. Die mehrstufigen Kopfwasserzeichen ähneln dem jeweiligen Hauptmotiv der Vorderseite, unterscheiden sich jedoch deutlich von denen der Umlaufserie. Um Fälschungen zu erschweren ist ferner ein Sicherheitsfaden auf der linken Scheinseite eingebettet, allerdings wurden nur bei der Note zu 100 DM blau fluoreszierende Fasern in das Papier eingestreut. Gravierende Unterschiede bestehen bei der Gestaltung der Rückseiten. Die Ersatzserie verwendet hier ausschließlich Ornamente. Die Scheine wurden im Stichtiefdruck und indirektem Hochdruck hergestellt, die Kontrollnummern im Hochdruck. Die Ersatznoten tragen wie die Umlaufnoten die Unterschriften des damaligen Präsidenten der Deutschen Bundesbank, Karl Blessing [* 5. Februar 1900 in Enzweihingen, Württemberg;

† 25. April 1971 in Rasteau im Département Vaucluse, Frankreich] und des damaligen Vizepräsidenten der Deutschen Bundesbank, Dr. Heinrich Troeger [* 4. März 1901 in Zeitz;

† 28. August 1975 in Bad Nauheim].


Nach Hans-Ludwig Grabowski wurden folgende Serien gedruckt:[10]



Abb. 5.1: Deutsche Bundesbank, 10 DM (BBk II), 1. Juli 1960, Vorderseite.


Abb. 5.2: Deutsche Bundesbank, 10 DM (BBk II), 1. Juli 1960, Rückseite.


Abb. 6.1: Deutsche Bundesbank, 20 DM (BBk II), 1. Juli 1960, Vorderseite.


Abb. 6.2: Deutsche Bundesbank, 20 DM (BBk II), 1. Juli 1960, Rückseite.


Abb. 7.1: Deutsche Bundesbank, 50 DM (BBk II), 1. Juli 1960, Vorderseite.


Abb. 7.2: Deutsche Bundesbank, 50 DM (BBk II), 1. Juli 1960, Rückseite.


Abb. 8.1: Deutsche Bundesbank, 100 DM (BBk II), 1. Juli 1960, Vorderseite.


Abb. 8.2: Deutsche Bundesbank, 100 DM (BBk II), 1. Juli 1960, Rückseite.


Aufgrund des gestiegenen Banknotenumlaufs deckte die Ersatzserie bereits im Jahr 1980 nur noch 43 Prozent der damals in Umlauf befindlichen Stücklungen an Banknoten zu 10 bis 100 DM. 1974, bei Abschluss der Beschaffung, lag der Wert noch bei 61 Prozent. Um der Funktion einer Ersatzserie auch bei wachsendem Notenumlauf gerecht werden zu können, war in der Vergangenheit wiederholt eine Bestandsaufstockung angeregt worden. In seiner 552. Sitzung am 13. März 1980 beschloss daher der Zentralbankrat eine Erhöhung der besonders knappen Bestände an 100-DM-Noten um 400 Millionen Stück. Für die übrigen drei Werte sollten die entsprechenden Herstellungsunterlagen erstellt werden. Der Beschluss wurde jedoch aufgegeben, als klar wurde, welche Fälschungsmöglichkeiten die neuen Techniken – z. B. durch moderne Fotokopierer – boten. Stattdessen sprach sich der Zentralbankrat in seiner 577. Sitzung am 19. März 1981 dafür aus, eine vollkommen neue Banknotenserie auszugeben, die dem aktuellen Sicherheitsstandard für Banknoten voll entsprach.


Nachdem die Entwicklungsarbeiten für die neue Banknotenserie BBk III so weit vorangeschritten waren, dass der Ausgabetermin absehbar war, schlug die Hauptabteilung Hauptkasse am 5. Mai 1988 in einer Vorlage an den Zentralbankrat vor, die Bestände an Banknoten der Serie BBk II zu vernichten. Dafür sprächen die folgenden Gründe: [11]


Die Noten der Ersatzserie seien sicherungstechnisch nicht besser ausgestattet als die eventuell zu ersetzenden Noten der BBk I/IA-Serie.

„Eine Ersatzserie hat dann einen Sinn, wenn sie sicherungstechnisch besser ausgestattet ist als die eventuell zu ersetzenden Noten. 
Bei gleichem Sicherheitsstandard könnte ein Fälscher unter Anwendung der heute verfügbaren modernen Reproduktionstechniken von der Ersatzserie in kürzester Zeit ebenso gut Fälschungen herstellen wie von der Umlaufserie.“

Darüber hinaus seien die Banknoten der Serie BBk IA seit Mitte der 1970er Jahre mit automationsspezifischen Merkmalen ausgestatte worden, die eine maschinelle Echtheitserkennung ermöglichten. Die BBk II-Noten enthielten solche Merkmale nicht und konnten mit diesen Maschinen daher nicht bearbeitet werden. Da zwischenzeitlich alle größeren Zweiganstalten die maschinelle Geldbearbeitung eingeführt hatten, würde die Ausgabe von BBk II-Noten die Bank vor große technische Probleme stellen.


Unabhängig davon würden die vorhandenen BBk II- Bestände nicht ausreichen, um die umlaufenden Noten der BBk I-Serie zu ersetzen. Ein rascher Nachdruck der BBk II-Banknoten sei unter anderem deshalb nicht möglich, da keine besonderen Druckunterlagen vorgehalten wurden.


Da die Ersatznoten nicht mehr ihren Zweck erfüllen würden, könnten sie auch vernichtet werden, zumal man in der Zeit bis zur Ausgabe der BBk III-Banknoten[12] bei einem groß angelegten Fälschungsfall nicht unvorbereitet sei.  In der Vorlage heißt es:

„Bei unserer Papierfabrik werden im Zuge der BBk III-Entwicklungsarbeiten z. Z. die produktionstechnischen Voraussetzungen für die Herstellung von Banknotenpapier mit metallisch, z. B. aluminiumbeschichtetem Fenstersicherheitsfaden geschaffen. Die rechtlichen Voraussetzungen hierfür liegen bereits seit längerem vor. Damit besteht die Möglichkeit, die gegenwärtig umlaufenden Noten (BBk I/IA) im Eventualfall – zusätzlich zu dem vorhandenen Faden – in kurzer Zeit mit dem neuen Faden auszustatten und sie in dieser sicherungstechnisch verbesserten Form anstelle der ursprünglichen Noten in den Zahlungsverkehr zu geben ebenso wie dies in Großbritannien geschah. Nach uns von der Papierfabrik vorliegenden Informationen könnte die großtechnische Produktion des neuen Papiers bereits im Oktober d. J. aufgenommen werden. Um für den Eventualfall noch besser gerüstet zu sein, schlage ich vor, in den Stückelungen zu 10 bis 100 DM vorsorglich eine kleinere Menge Papier mit metallisch beschichteten Fenstersicherheitsfaden, und zwar für jeweils 10 Mio Noten (= großproduktionstechnisch erforderliche Mindestmenge) herstellen und mit dem Druckbild der gegenwärtigen BBk I/IA-Serie der Stücklungen zu 10 bis 100 DM ausdrucken zu lassen. Wir könnten uns dadurch einen kleinen Handbestand an Ersatznoten für den Erstbedarf anlegen und hätten zugleich von unserer Papierfabrik den Nachweis der jederzeit gewährleisteten großtechnischen Produktion. … Wir würden uns mit der Herstellung dieser Noten aufwendige Großversuche in der Anlaufphase der BBk III-Produktion ersparen.“[13]

Aufgrund der Vorlage beschloss der Zentralbankrat in seiner 750. Sitzung am 19. Mai 1988 die vorhandenen Bestände der Bittrof-Serie nach Maßgabe der gegebenen technischen Kapazitäten Nach und Nach zu vernichten.

Bereits zu diesem Zeitpunkt waren nicht mehr alle Ersatzbanknoten vorhanden. Lt. Protokoll Nr. 67 vom 22. Dezember 1966 waren bereits Noten im Wert von 3.000.000 DM und lt. Protokoll Nr. 111 vom 4. August 1980 Noten im Wert von 3.599.640 DM vernichtet worden:


Bei einer Revision der Bestände der Bittrof-Serie am 21. März 1980 war darüber hinaus festgestellt worden, dass von den in Frankfurt lagernden Notenbestände der Serie je zwei Noten jeder Stücklung fehlten. Den betreffenden Notenpaketen lag eine von Herrn Bundesbankdirektor Stamm unterschriebene Bescheinigung vom 9. Oktober 1969 bei, wonach die Banknoten für das Direktorium entnommen wurden. In der Sitzung am 1. Oktober 1980 ordnete das Direktorium an, nach dem Verbleib der Bittrof-Noten zu forschen. Bei allen in Betracht kommenden Stellen wurde nach dem Verbleib der Scheine gefahndet. Hierbei kam ein Buchungsbeleg vom 7. November 1969 zum Vorschein, dass auch zwei Sätze der ersten Ausgabe (BBk I) an das Direktorium ausgehändigt wurden.[14]


Nach der schriftlichen Äußerung des früheren Hauptabteilungsleiters Kempe wurden die beiden Sätze der Ersatzserie anlässlich des Ausscheidens aus dem Dienst dem damaligen Präsidenten Blessing und Vizepräsidenten Dr. Troeger als Abschiedsgeschenk überreicht. Hierbei handelte es sich um die folgenden Scheine:


Den Verantwortlichen in der Revisionsabteilung bereitete dies heftige Bauchschmerzen.

Im Schreiben vom 23. Juni 1988 an das Direktorium bat man zu entscheiden, ob die Hauptabteilung H versuchen sollte, die Bittrof-Banknoten zurückzuerhalten.

Begründet wurde dies folgendermaßen:

„Die Noten dürften – insbesondere nach der bereits angelaufenen Vernichtung der Ersatzserie – einen bedeutenden Sammlerwert haben. Sollten die Noten, zum Beispiel im Zusammenhang mit einer Nachlaßverwertung, in die Öffentlichkeit gelangen, sind negative Auswirkungen für die Bundesbank nicht auszuschließen. Ich erinnere in diesem Zusammenhang an die Briefmarken-Affäre der Deutschen Bundespost in einem ähnlich gelagerten Fall.“[15]

Das Direktorium kam bei seiner Sitzung am 4. Juli 1988 überein, die acht Banknoten, die an frühere Mitglieder des Direktoriums verschenkt wurden, nicht wieder zurückzuerbitten, auch wenn die übrigen Stücke vernichtet werden.


Im Tresor der Hauptkasse in Frankfurt am Main und im Tresor des Bunkers in Cochem-Cond lagerten also noch Noten im Wert von 25.274.400.000 DM.


In der Notenverbrennungsanlage des BBk-Direktoriums wurden in der Zeit vom 16. Juni 1988 bis 7. November 1988 BBk II-Banknoten im Gesamtwert von 6.135.620.000 DM vernichtet. Die Verbrennung erfolgte unter Einhaltung der bei der Notenverbrennung üblichen Sicherheitsvorkehrungen, die früher mehrfach geprüften worden sind und – abgesehen von Beanstandungen geringeren Gewichts – für in Ordnung befunden wurden. Unmittelbar vor dem Beschicken der Verbrennungsanlage sind bei jedem Verbrennungstermin von einem Angehörigen der Hauptabteilung Revision einige Packbeutel überschlägig geprüft worden. Bei diesen Prüfungen ergaben sich keine Bemerkungen.


Aufgrund der begrenzten Kapazität der Notenverbrennungsanlage des BBk-Direktoriums suchte die Bank nach anderen Wegen, den Bestand an BBk II-Banknoten zu vernichten. Hierzu wurden bei den Firmen Mandausch, Frankfurt, und Papierfabrik Louisenthal der Firmengruppe Giesecke & Devrient, Gmund, Versuche durchgeführt. Nach dem Test entschied sich die Bank für die Firma Mandausch. Hier wurde der größte Teil der Banknoten geschreddert und die Schredderabfälle bei der städtischen Müllverbrennungsanlage entsorgt.


Der Transport zur Firma Mandausch erfolgte mit firmeneigenen Fahrzeugen.

Sie transportierten die durch Plomben und Vorhängeschlösser gesicherten Transportbehälter (Stahlcontainer), begleitet von drei Bankangehörigen, die auch das Schreddern der Banknoten überwachten. Das Schreddergut wurde im Beisein eines Bankangehörigen bei der städtischen Verbrennungsanlage angeliefert. Alle Beteiligten bestätigten durch Unterschrift, dass sie und auch keine anderen Beteiligten vollständige Banknoten an sich genommen haben. Nach Beendigung jedes Schreddervorgangs wurde die Schreddermaschine selbst und ihr Umfeld gründlich gereinigt.



Für den Transport und die Vernichtung der Banknoten sowie für die Ablieferung der Schredderabfälle an die städtische Müllverbrennungsanlage mussten insgesamt 0,6 Mio. DM bezahlt werden. Einschließlich der Personalkosten, zu denen keine detaillierten Aufzeichnungen vorliegen, wurden die Gesamtkosten für die Vernichtungsaktion auf mindestens 0,75 Mio. DM geschätzt.[16]


Von den ursprünglich hergestellten BBk II-Ersatzbanknoten wurden Banknoten im Gesamtbetrag von 180.360 DM nicht vernichtet, und zwar:


Von jeder Stücklung befinden sich 999 Banknoten im Geldmuseum. Außerdem wurden bekanntlich von jeder Stückelung zwei Banknoten verschenkt und jeweils eine Serie mit „ungültig“ perforiert, die dem zuständigen Dezernenten der Hauptabteilung Hauptkasse am 25. Oktober 1989 ausgehändigt wurde.


Ein besonderes Kapitel stellen die Musternoten dar. In derselben Akte finden sich auch Hinweise auf Noten der Bittrof-Serie, die mit dem Aufdruck „Muster/Specimen“ gekennzeichnet wurden. Von jedem Wert wurden ursprünglich 5000 Noten hergestellt und eingelagert. Am 3. April 1989 waren von den ehemals 20.000 Scheinen noch 19.919 Scheine vorhanden, und zwar:


Die Aufstellung der Abteilung H 130 vom 8. Oktober 1980 gibt Auskunft über den Verbleib der „fehlenden“ Noten:[17]



Über den Verbleib der an Dr. Klasen übergebenen Noten ist nichts bekannt.

Da die Hauptabteilung für diese Musterscheine keine Verwendung hatte, sollten sie ebenfalls verbrannt werden.

 

An dieser Stelle danke ich Herrn Reibe vom Historischen Archiv der Deutschen Bundesbank für die freundliche Unterstützung.


Uwe Bronnert


Anmerkungen

[1] Helmut Kahnt, Michael H. Schöne und Karlheinz Walz, 50 Jahre Deutsche Mark, 1948 – 1998, Die Geschichte der deutschen Nachkriegswährungen in Ost und West, Regenstauf 1998, S. 107 f.

[2] Deutsche Bundesbank (Hrsg.), Die Noten der Deutschen Bundesbank, Frankfurt am Main 1964, S. 74 (Bild 2), Seite 75 (Bild 4), Seite 85 (Bild 11) und Seite 87 (Bild 15).

[3] Dr. Reinhold Walburg, „… für alle Fälle …“ – Die geheimnisvollen Banknoten aus der Zeit der Deutschen Mark, in: Deutsche Bundesbank (Hrsg.), Vorträge zur Geldgeschichte 2010 im Geldmuseum, Frankfurt am Main 2011, S. 61 – 106.

[4] Ebenda, S. 64.

[5] Hist. Archiv der Deutschen Bundesbank, B 330/75504, Dokumentation über die Zusammenarbeit der Bank deutscher Länder/Deutsche Bundesbank mit der Firma Giesecke & Devrient, München, und der Bundesdruckerei, Berlin, vom 16. Dezember 1986.

[6] Reinhold Walburg, S. 65.

[7] Ebenda, S. 66.

[8] Hist. Archiv der Deutschen Bundesbank, B 330/75504, Dokumentation über die Zusammenarbeit …

[9] Reinhold Walburg, S. 71.

[10] Hans-Ludwig Grabowski, Die deutschen Banknoten ab 1871, Das Papiergeld der deutschen Notenbanken, Staatspapiergeld, Kolonial- und Besatzungsausgaben, deutsche Nebengebiete und geldscheinähnliche Wertpapiere und Gutscheine, 23. Überarbeitete und erweiterte Auflage 2023/24, Regenstauf 2023, S. 306 ff.

[11] Hist. Archiv der Deutschen Bundesbank, B 330/64854. Vorlage für den Zentralbankrat vom 5. Mai 1988, S. 2.

[12] Es war vorgesehen, die beiden ersten BBk III-Werte (100 und 200 DM) im Herbst 1990 und die übrigen Werte Zug um Zug möglichst innerhalb der anschließenden zwei Jahre auszugeben.

[13] Hist. Archiv der Deutschen Bundesbank, B 330/64854. Vorlage für den Zentralbankrat vom 5. Mai 1988, S. 5.

[14] Hist. Archiv der Deutschen Bundesbank, B 330/75501.

[15] Ebenda.

[16] Hist. Archiv der Deutschen Bundesbank, B 330/50909.

[17] Hist. Archiv der Deutschen Bundesbank, B 330/75501.

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