In den letzten Jahren nahm das sog. Grading auch bei Geldscheinen immer mehr zu.
Bei Auktionen erzielen auf diese Art bestimmte und versiegelte Banknoten sogar höhere Preise als gleich erhaltene Stücke ohne Grading. Das liegt auch daran, das Geldscheine längst für Geldanleger interessant geworden sind, die damit ein Echtheitszertifikat bei gleichzeitigem Schutz des Objektes erhalten. Zugegeben, nicht jedem Geldschein-sammler mag das gefallen, aber der Trend wird weiter anhalten und noch mehr Geldscheine werden den Weg in die versiegelten Kunststoff-Hüllen finden. Bei wirklich besonderen Stücken ist das auch nachvollziehbar, weil neben der Bestimmung auch der Schutz des Scheins wichtig ist. Werden jedoch Scheine gegradet, die Unmut bei Sammlern aufkommen lassen, dann ist es zumindest bedenklich – besonders dann, wenn daraus auch noch ungerechtfertigt hohe Preise resultieren.
Dass z.B. der hier gegradete chinesische Gutschein (laut Angebot für 25 Gramm Reis) der Bank of China aus dem Jahr 1978 bei Pick nicht gelistet ist, versteht sich von selbst. Es ist schlicht und ergreifend kein Geldschein! Von diesen Gutscheinen gibt es sowohl Ausgaben der Bank of China für ganz China, aber auch solche der verschiedenen Provinzen.
Sie wurden als Prämien für gute Arbeitsleistungen vergeben, wofür die Familien der Arbeiter zusätzliche Lebensmittel kaufen konnten. Es gibt viele tausend verschiedene von diesen Gutscheinen, weshalb das Sammeln nicht ganz leicht fällt. Mir ist ein Sammler in der Schweiz bekannt, der mehr als 13.000 verschiedene dieser Scheinchen gesammelt hat. Tatsächlich sind die aber in aller Regel niedrig zu bewerten. Bei dem abgebildeten Schein in der PMG-Hülle reicht die Angabe "Pick Unlisted" dem Verkäufer wohl aus, um auf ebay gleich einen Preis von 199,99 US-Dollars zu verlangen. Hier kann das Grading eines billigen Scheinchens, der noch nicht einmal Geld ist, also dazu dienen, mit vermeintlicher Seltenheit auch Sammler zu täuschen.
Nicht ganz so hoch ist die Preisvorstellung bei diesem von PMG gegradeten Fantasieschein, doch auch hier handelt es sich um kein echtes Geld und damit eigentlich um kein wirkliches Sammlerstück. Der Schein über 500.000 Pira Pire Dollars der bolivianischen Fantasierepublik Aborigen (zu gut Deutsch: Eingeborenen-Republik) aus dem Jahr 2014 soll zwar "nur" 11,99 US-Dollars bei ebay kosten, doch wozu werden solche Fantasieprodukte auch noch mit einem "Echtheitszertifikat" und natürlich auch hier mit "Pick Unlisted" versehen. Natürlich hätten weder Pick, noch seine Nachfolger Fantasieprodukte in einen Katalog aufgenommen, mit denen kreative Geschäftsleute lediglich Geld mit Sammlern verdienen wollen.
Es wäre sinnvoll, wenn man sich bei den Grading-Firmen Gedanken dazu machen würde, sonst werden demnächst vielleicht auch noch Lotterielose, Eintrittskarten und Kassenzettel gegradet.
Stellungnahme von Herrn Erwin Beyer:
Zu dem gegradeten Reisgutschein bat ich den allseits bekannten Chinaexperten Erwin Beyer um seine Meinung, er schrieb:
Kupons
Herr Futterknecht hatte mir auch diese Abbildungen eines gegradeten Reisgutscheins geschickt. Er meinte dazu, irgendwann würde wohl auch mal "Höllengeld" von diesen Grading-Firmen erfasst. Aber das ist längst geschehen, es gab bei ebay.com Angebote über gegradete "Höllengeldscheine", die dann ca. 300 US $ kosten sollten!
Mit dem Schweizer Sammler meinen Sie sicher Herrn S. aus G. Er besitzt weit mehr als 13.000 verschiedene dieser Scheinchen, im Moment möchte er seine Sammlung verkaufen, aber er findet wohl keinen Käufer dafür. Es gibt schlicht keine weiteren Sammler dieser Gutscheine. Ich selbst habe früher (vor 20 Jahren?) öfter in China dicke Alben mit etwa 5000 bis 6000 verschiedenen Kupons gekauft, die habe ich Herrn S. geschickt und meist für 20 bis 30 Pfennige pro Stück angeboten. Was er nicht hatte, behielt er, die anderen Scheine sandte er zurück.
In China kann man derartige Kupons in Mengen kaufen, man zahlt dort meist 10 US-Cent pro Stück, die Flohmärkte sind voll davon. Nach Valkenburg kommt jedes Mal ein Engländer, der 1000 bis 2000 verschiedene en bloc anbietet. Er ist sehr preiswert, aber er wird die Scheine meist nicht los.
In China werden die Kupons ganz vereinzelt gesammelt. Die Sammler beschränken sich dabei meist auf ihren Heimatort. Es gibt auch für einzelne Orte kleine Kataloge.
Deutlich teuere Scheine gibt es auch, es sind Scheine mit militärischem Hintergrund, oder Kupons mit tibetischem Überdruck.
Es gibt auch Kupons für Speiseöl, Seifen, Stoff, Benzin usw.
Übrigens enthält Ihr Beitrag einen kleinen Fehler: der Kupon lautet nicht über 25 Gramm Reis, sondern über 2500 Gramm. Da steht 伍市斤 = ,5 Shìjīn. Damals hatte man noch nicht wie heute 公斤 = Gōngjīn oder Kilogramm, sondern eben Shìjīn, was wörtlich „marktwüblicher Jin“ bedeutet. 1 Shìjīn entsprach 500 Gramm.
Der abgebildete Kupon wurde nicht von einer Kommune ausgegeben, war also nicht nur lokal gültig. Herausgeber ist die „Chinesische Volksrepublik“. Mir wurde erklärt, dass solche Scheine für Reisende in staatlichem Auftrag gedacht waren, die damit im ganzen Land Getreide kaufen konnten (es steht nur „Getreidekupon“ da, sonst ist oft „Reis“ eigens erwähnt).
"Höllengeld"
Im Moment wird bei ebay.com unter „hell banknotes“ ein gegradeter "Höllengeldschein" angeboten. Es ist allerdings kein "echter" Höllengeldschein. Vor Jahren kam ein cleverer Geschäftsmann auf die Idee, eine ganze Serie solcher Scheine mit den Porträts von Stalin, Kennedy, Ho Chi Minh, Chruschtschow usw. zu drucken. Seinerzeit wurden auf einer Auktion in Singapur 1 Million solcher Sätze angeboten. Weil die Sätze so gut liefen, hat jemand (vielleicht derselbe Geschäftsmann?) eine weitere Serie anfertigen lassen, diesmal jedoch mit Filmschauspielern bzw. Filmschauspielerinnen, z.B. M. Monroe, James Dean usw. – Niemals kämen Chinesen auf die Idee, derartige Scheine zu verbrennen.
Der momentan bei ebay.com angebotene falsche "Höllengeldschein" soll 149,99 US $ kosten! Wahrscheinlich, weil es ein Fehldruck ist. Aber Fehldrucke bei (wirklichen) "Höllengeldscheinen" machen den Schein für Sammler wertlos.
Übrigens starteten die Chinesen jetzt auch mit eigenen Grading-Firmen, die nicht nur den chinesischen Markt im Auge haben, nachdem jahrelang sogar die Grading-Verpackungen bekannter Grading-Firmen in China gefälscht wurden. Nicht selten enthielten die dann auch noch falsche Münzen oder Nachdrucke von Geldscheinen.
Hans-Ludwig Grabowski, Erwin Beyer
Vielen Dank für die Hinweise an Karl-Heinz Futterknecht
Abb. ebay
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