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AutorenbildMichael H. Schöne

Griqualand – Geldzeichen für ein indigenes Volk

Von einigen Ländereien in Übersee, in denen man eigene Geldscheine und Münzen ausgeben wollte bzw. ausgab, hat man kaum gehört. Wer kennt schon Nieuw Griqualand bzw. Griqualand East? Seit 1837 war Adam Kok III. Häuptling des Griqua-Volks. Er lebte von 1811 bis 1875 und hatte auch niederländischen Wurzeln.


Abb. 1: Adam Kok III. (1811-1875), Foto um1865: P. Morozow, © Western Cape Archive, restauriert mit KI.


In seinem Buch beschreibt der schottische Missionar William Dower den Geldschein-Druck in der nach Kok benannten Stadt. Der limitierten Ausgabe von „The Early Annals of Kokstad and East Griqualand“ wurden Geldscheine zu 1 Pond zwischen den Seiten 16 und 17 beigelegt, von denen bis heute kaum ein Dutzend die Zeiten überstanden.


Abb. 2: Buchumschlag des 1902 erschienenen Buches, das 1978 von der Killie Campbell Library in Durban/Natal, Südafrika nachgedruckt wurde; auch von den 1-Pond-Scheinen existieren Reprints.


Demnach beschloss der Volksraad in Kokstad in der früheren südafrikanischen Kap-Kolonie den Druck einer Serie von staatlichen Anleihescheinen. Gedruckt wurden jedoch nur die verzinslichen Scheine im Wert von 1 Pond Sterling – in der Druckerei von Saul Solomon & Co. in Kapstadt und in einer Auflage von 10.000 Stück. Sie wurden aber nie ausgegeben.

Die niederländischen Kolonisten unter der Führung von Donald Strachan, Magistrat von Umzimkulu in der heutigen Provinz Natal, verhinderten die Ausgabe der Pond-Scheine.

Ein Großteil der Druckauflage wurde verbrannt. Zwei Originalscheine sind im Besitz des Balson Holdings Family Trust.


Abb. 3: 1 Pond Sterling, 1. Januar 1868, Vs., in einer Auktion vom Oktober 2016 wurde ein restauriertes Exemplar für 4.000 brit. Pfund angeboten.


Der Text des niederländischen Aufdrucks bedeutet sinngemäß, dass die Regierung von Neu-Griqualand entsprechend der Entscheidung des Hohen Volksrats vom 5. November 1867 Regierungspapiere bis zu einem Betrag von 10.000 Pfund Sterling ausgeben wird.

Als Sicherheiten galten das immobile Staatseigentum. Die Scheine sollten eine feste Laufzeit von zehn Jahren besitzen und nach diesem Zeitraum sollten jährlich ein Betrag bis zu 5.000 Pfund ausgezahlt werden. Die eingelieferten Ein-Pond-Noten sollten anschließend vernichtet werden.


Der Mount Currie war der 6 Kilometer entfernte Hausberg von Kokstad. Etwa 1.000 Kilometer von diesem Ort lag das ursprüngliche Siedlungsgebiet der Griquas, das heutige West Griqualand. Dort hatten 1812 zwei Missionare der London Missionary Society eine erste Station gegründet und nannten sie Klaarwater; ein Jahr später wurde der Ort in Griqua Town umbenannt, der heute Grikwastad heißt. In der Stadt lebten die Griquas mit ihren beiden Anführer Andries Waterboer und Adam Kok II., die das Gebiet verwalteten.

Fehlende Zahlungsmittel für den Handel veranlassten die Griquas, bei der Missions-Gesellschaft die Prägung von Münzen zu beantragen. Am 7. August 1813 wurde in einer Beratung der LMS die Herstellung von Münzen besprochen. Ein Komitee aus den Kolonisten Campbell, Muston, Steven und Bateman wurde beauftragt, die Münzprägungen voranzutreiben. Tatsächlich kamen bald Münzen ohne Datum in Umlauf: ¼ Penny und ½ Penny in Kupfer sowie 5 und 10 Pence in Silber in einem Gesamtwert von vorerst 100 £St.

Die von Thomas Halliday entworfenen Token wurden vom Volk der Griqua im Klaarwater-Distrikt verwendet, waren aber nur kurze Zeit in Umlauf, bevor sie zurückgezogen und eingeschmolzen bzw. an einen Händler verkauft wurden.


Abb. 4: ½ Penny/10 Pence o. D. (1816–1817), Rückseiten; die Vorderseiten zeigen eine fliegende Taube mit einem Olivenzweig im Schnabel, wie sie auch auf Rückseiten späterer Probeprägungen von 1890 zu sehen ist.


Die Münzen sollten für Lohnzahlungen an die Griquas dienen und so den Kauf kleinerer landwirtschaftlicher Gegenstände ermöglichen. Im August 1820 waren die Griqua-Münzen noch in Verkehr – im Juni 1821 der Großteil jedoch noch im Besitz der Missions-Gesellschaft. Die Briten annektierten Griqualand, daraufhin marschierte Koks Enkel Adam II. mit seinem Volk nach Südosten zur Missionsstation Philippolis.


Griqua-Münzen mit der Taube – dem Symbol der London Missionary Society – lassen sich auch für die 1890er Jahre belegen. Es handelt sich jedoch um unterschiedliche Prägungen deutscher Herstellung. Die Berliner Anstalt Otto Nolte fertigte zwei unterschiedliche Bronze-Münzen zu 1 Penny: 100 Exemplare mit dem Datum 1890 und nur 50 ohne Jahreszahl und mit geänderter Rückseite. Stempelschneider war der Nürnberger Wolfgang Lauer. Dabei handelt sich bei den Stücken lediglich um Werbemarken der Prägeanstalt Nolte.


Abb. 5: 1 Penny 1890, Vs./Rs., Wendeprägung, in Größe der britischen Originale.


Schließlich sind noch die privaten Ausgaben von Donald Strachan zu nennen: Handelsmarken zu 3 und 6 Pence sowie zu 1 und 2 Shillings in vier verschiedenen Auflagen. Diese Token wurden in Europa geprägt, wurden nach Kokstad geliefert und kursierten von 1874 bis 1915; sie wurden auch von Großbanken akzeptiert, da die Firma Strachan & Co. ein hervorragendes Ansehen genoss.




Diese Wertmarken waren das Ergebnis des Versprechens Donald Strachans an Adam Kok III. – Strachan hatte nach Alternativen gesucht, die Isolation der Griquas von Bankgeschäften und der Nichtzulassung der Ein-Pond-Scheine zu umgehen.








Michael H. Schöne


Quellen:

weiterführend: „The Griquas of South Africa and their Money“, Scott Balson, 2004

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