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AutorenbildHans-Georg Glasemann

Gutscheine der Bremer Festmarkbank AG: Wertbeständiges Notgeld 1923

Aktualisiert: 26. März 2021

Als in der Hyperinflation des Jahres 1923 die deutsche Markwährung zusammenbrach, wurden spezielle Finanzinstitute gegründet, die kreative Lösungen zur Schaffung von wertbeständigem Notgeld anboten. Eine Gruppe dieser Institute waren die sogenannten Festwertbanken, die wertbeständiges Notgeld auf der Rechnungsbasis von US-Dollar, Gold und Roggen herausgaben. Beispiele hierzu: Die Deutsche Festmarkbank GmbH in Berlin, die Hamburger Bank von 1923, die Bank für Goldkredit in Weimar, die Roggenrentenbank AG in Berlin, die Getreiderentenbank für Landwirtschaft AG in Berlin u.a.m. – wie die 1923 in Bremen gegründete Deutsche Festmarkbank AG, die Ende 1923 wertbeständige Gutscheine emittierte, die auf der Basis von US-Dollar und Roggen in Umlauf kamen.


Deutsche Festmarkbank AG, Bremen

Die Deutsche Festmarkbank Aktiengesellschaft wurde am 27. Juli 1923 in Bremen mit einem Kapital von einer Milliarde Mark gegründet. Das Kapital der Gesellschaft war eingeteilt in 5000 Namens-Vorzugsaktien über je 100.000 Mark und 5000 Inhaber-Aktien Litera B über je 100.000 Mark mit Ausgabedatum vom Oktober 1923. Geschäftszweck war die Durchführung von Bankgeschäften, insbesondere die Vermittlung von Darlehen auf wertbeständiger Grundlage.

Die Festmarkbank emittierte 1923 in größeren Stückzahlen Gutscheine auf Dollarbasis (Festpfennige bzw. Festmark) als wertbeständiges Notgeld – in Fachkreisen auch Goldwechselscheine genannt – und auf der Basis von Roggen (Roggenmark).

Die Bank erlosch nach der Hyperinflation im Januar 1926. Die Liquidation einschließlich der Archivierung aller Bankakten wurde von der Berliner Handelsgesellschaft in Berlin durchgeführt. Die Akten befinden sich heute als Depositum der Frankfurter BHF-Bank im Bundesarchiv (Archivalien-Signatur: R 8127/4094). Es handelt sich bei den Aktien Litera B um äußerst seltene Stücke (bislang acht Stücke aus einem Dachbodenfund bekannt, Raritätenschlüssel R9).


Deutsche Festmarkbank Aktiengesellschaft, nicht gelaufene Inhaberaktie Litera B über 100.000 Mark, ausgestellt im Oktober 1923 in Bremen.


Gutscheine in Roggen- und Festmark


Deutsche Festmarkbank AG, Gutschein für eine Roggenmark, ausgestellt in Bremen im August 1923.


Die Festmarkbank AG begab Gutscheine über Roggenmark in folgenden Nominalwerten:

  • 1 Roggenmark (= 1/10 Zentner inländischen Roggens) im August 1923

  • 10 Roggenmark (= 1 Zentner inländischen Roggens) im August und Oktober 1923

Deutsche Festmarkbank AG, Gutschein für zehn Roggenmark, ausgestellt in Bremen im August 1923.


Deutsche Festmarkbank AG, Gutschein für den Gegenwert von 1/40 Dollar (=Zehn Festpfennige), ausgestellt in Bremen im Oktober 1923.


Die Festmarkbank AG begab Gutscheine über in US-Dollar abgesicherte Festmark im Oktober 1923 in folgenden Nominalwerten:

  • 1/40 Dollar (= 10 Festpfennige/ Litera E)

  • 1/8 Dollar (= 50 Festpfennige/ Litera D)

  • 1/4 Dollar (= 1 Festmark/ Litera C)

  • 1/2 Dollar (= 2 Festmark/Litera B)

  • 1 Dollar (= 4 Festmark/ Litera A)

1 US-Dollar kostete im Ausgabezeitraum am 1. Oktober 1923: 242 Millionen Papiermark und am 31.Oktober 1923: 72,5 Milliarden Papiermark (das macht eine rund 300-fache Geldwert-Verschlechterung im Oktober 1923 aus).


Deutsche Festmarkbank AG, Gutschein für den Gegenwert von 1/4 Dollar (= Eine Festmark), ausgestellt in Bremen im Oktober 1923.


Deutsche Festmarkbank AG, Gutschein für den Gegenwert von 1/2 Dollar (= Zwei Festmark), ausgestellt in Bremen im Oktober 1923.


Deutsche Festmarkbank AG, Gutschein für den Gegenwert von 1 Dollar (= Vier Festmark), ausgestellt in Bremen im Oktober 1923.


Für die von der Deutschen Festmarkbank verausgabten Gutscheine haftete die Bank mit ihrem Gesamtvermögen, außerdem waren die Gutscheine in voller Höhe gedeckt durch kurzfristige wertbeständige Forderungen der Bank an Industrie und Landwirtschaft.

Die Gutscheine wurden in Einzelbeträgen bis zu 10 Festmark jederzeit an der Kasse der Festmarkbank eingelöst. Größere Beträge mussten unter Einreichung der Gutscheine zwei Börsentage vor der Auszahlung gekündigt werden. Der Auszahlungsberechnung wurde der Durchschnitt der beiden amtlichen Berliner „Geld“-Notierungen für Auszahlung New York zugrunde gelegt. Alle Gutscheine der Festmarkbank verloren am 31. Dezember 1926 ihre Gültigkeit.


Die Gutscheine wurden 2011 bei Manfred Müller in “Deutsches Notgeld, Band 12: Das wertbeständige Notgeld der deutschen Inflation 1923/1924" unter Nummer 0545 katalogisiert sowie 2008 bei Kai Lindman in: „Das wertbeständige Notgeld von 1923/24“ unter Nummer B078. Sie sind auch von Arnold Keller unter der Referenznummer 73 in seinem Katalog „Das wertbeständiges Notgeld (Goldnotgeld) 1923/24“ beschrieben worden (unveränderter Nachdruck der zweiten Auflage von 1954).


Hans-Georg Glasemann

Bildquellen: HGG, WK und V.G. (8/2020)

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