Die alliierten Streitkräfte wie auch die deutsche Wehrmacht führten im Zweiten Weltkrieg einen erbitterten Propaganda-Krieg, um Zivilisten und Soldaten der gegnerischen Seite im eigenen Sinne zu beeinflussen. Ein Mittel hierbei waren Flugblätter (engl. Leaflet), von denen Millionen über dem Gebiet des Feindes und an der Front abgeworfen wurden. Für den Papiergeldsammler sind hierbei zweifellos die Flugblätter interessant, bei denen Banknoten Pate standen. Mehr als 100 verschiedene „Geldscheine“ druckten und verteilten beide kriegführenden Parteien. Die Propaganda-Experten setzten auf die psychologische Wirkung des nachempfundenen „Geldes“.
Wer bückt sich nicht nach einem Geldschein? Und – warum sollte die Reaktion hier anders sein, dienten nicht Banknoten von alters her in der Werbung dazu, die Aufmerksamkeit beim „Umworbenen“ zu wecken?
In den meisten Fällen ist bekannt oder leicht zu erkennen, wer hinter dem Propaganda-Druck steht. Anders bei dem Flugblatt mit der abgebildeten 10-Reichsmark-Banknote vom 22. Januar 1929. Die Vorderseite unterscheidet sich deutlich von der echten Note. Auf den ersten Blick sieht der Betrachter, dass es sich um eine Reproduktion handelt. Das Papier ist grün statt weiß. Der grüne Druck ist unsauber ausgeführt, es fehlt die rote Einfärbung in der Scheinmitte, ferner ist keine Kontrollnummer vorhanden. Allerdings haben sie die gleiche Größe wie die Originale und das feste Papier weist ein Flächenwasserzeichen auf, das wie ein gewebter Stoff erscheint.
Statt des bekannten Rückseiten-Designs findet sich ein gedruckter siebenzeiliger Text, dessen Vorlage mit Hilfe einer Schreibmaschine geschriebenen wurde (siehe Abb.).
Wegen der schlechten Druckqualität des Flugblatts und natürlich der vielen Rechtschreibfehler zweifeln nicht wenige Forscher und Sammler die Authentizität des Scheins an. Herbert A. Friedman, ein anerkannter US-amerikanischer Experte, meint, dass die Briten das Flugblatt absichtlich auf diese Weise gestaltet haben könnten, um die deutschen Behörden zu verwirren und sie glauben zu lassen, dass hier eine anti-nazistische Untergrundbewegung am Werk gewesen sei. Ferner spräche für eine britische Produktion, dass der Propaganda-Text auf der Rückseite genauso maschinengeschrieben ist wie auf den Behelfsgeldscheinen der deutschen Wehrmacht zu 50 Pfennig, die in der „Fälscherwerkstatt“ der britischen Psychological Walfare Executive hergestellt wurden. Bekanntlich hatte man dort mindestens sechs deutsche Schreibmaschinen zur Verfügung. Auch wenn es dafür keinen Beweis gibt, sollen die Scheine irgendwann 1944 in Deutschland verteilt wurden sein.
Literatur:SGM Herbert A. Friedmann (Ret.), Axis Propaganda Currency of WWII. http://www.psywarrior.com./WWIIGermanBanknotes.html
Uwe Bronnert
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