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AutorenbildHans-Georg Glasemann

Inflation 1923: Peinlicher "Goldmark-Platzer"

Das Hochofenwerk Lübeck Aktien-Gesellschaft, Herrenwyk bei Lübeck, gab mit Genehmigung des Reichsfinanzministeriums am 1. November 1923 mit einem Volumen von 120.000 Goldmark wertbeständiges Notgeld in den sechs Wertstufen von 5, 10 und 42 Goldpfennigen sowie 1,05, 2,10 und 4,20 Goldmark aus. Zugleich veröffentlichte das Werk in den Tageszeitungen einen Aufruf, in dem gebeten wurde, das Notgeld nicht zu hamstern und bei Gestellung der Goldmarkpreise darauf Rücksicht zu nehmen, dass mit wertbeständigem Geld gezahlt werde.


Die Notgeldscheine wurden umgerechnet auf Grund des amtlichen Berliner Mittelkurses für die Dollardevise. Die Scheine waren genehmigt durch den Reichsminister der Finanzen und gedeckt durch Hinterlegung von wertbeständiger Anleihe des Deutschen Reiches bei der Reichsbankstelle Lübeck. Die Rückzahlung sollte bis zum 15. Dezember 1923 erfolgen durch Umtausch bei der Werkskasse oder anderen bekanntzugebenden Zahlstellen in Schatzanweisungen der wertbeständigen Anleihe des Deutschen Reiches oder gegen einen gleichwertigen Reichsmarkbetrag.


Hochofenwerk Lübeck Aktien-Gesellschaft, Notgeldschein Litera A über 5 Goldpfennige, ausgegeben in Herrenwyk bei Lübeck am 1. November 1923.


Hochofenwerk Lübeck Aktien-Gesellschaft, Notgeldschein Litera A über 2.10 Goldmark, ausgegeben in Herrenwyk bei Lübeck am 1. November 1923.


Hochofenwerk Lübeck Aktien-Gesellschaft, Notgeldschein Litera A über 4.20 Goldmark, ausgegeben in Herrenwyk bei Lübeck am 1. November 1923.


Aus der Werkszeitung „Unser Schaffen“ (Nr. 10 vom Oktober 1953) war zu ersehen, dass der Bedeutung des Objektes wegen während der gesamten Druckdauer eine Werkswache gestellt worden war. Beim Transport der so sorgfältig behüteten Scheine von der Druckerei in die Fabrik platzte dann eine der beiden für die Beförderung verwendeten alten Ledertaschen auseinander, und das Geld ergoss sich auf die Straße. Die hilfreich herbeieilende Bevölkerung sammelte es wieder ein, und es soll kein Stück verloren gegangen sein.


Hans-Georg Glasemann


Bildquelle: Landesarchiv Baden-Württemberg und Privat (6/2023) Literaturhinweis (Daten und Texte teilweise entnommen): Wilhelmy, Rudolf; Geschichte des deutschen wertbeständigen Notgeldes von 1923/1924, Dissertation, Berlin, 1962.


Literaturempfehlung:


Manfred Müller:

Deutsches Notgeld, Band 12: Das wertbeständige Notgeld der deutschen Inflation 1923/1924


Titel: Gietl Verlag

ISBN: 978-3-86646-519-0

Auflage: 1. Auflage 2011

Format: 14,8 x 21 cm

Abbildungen: zahlreiche Schwarz-Weiß-Abbildungen

Cover-Typ: Broschur

Seitenanzahl: 608

Preis: 39,90 Euro




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