top of page
AutorenbildHans-Ludwig Grabowski

Iran: Rials-Noten mit unbekannten Überdrucken

Aktualisiert: 24. März 2021



Dem einen oder anderen Sammler sind vielleicht auch schon Banknoten der Islamischen Republik Iran aufgefallen, die metallisch glänzende persische Überdrucke aufweisen, die man in keinem Katalog findet.



Wäre dies nicht schon mysteriös genug, so gibt die Datierung "N.H. 1727" noch mehr Rätsel auf. Nach unserem gregorianischen Kalender befanden wir uns am 1. September Anno Domini 2019 nach dem islamischen Kalender im Jahr Anno Hegira (Im Jahr der Hidschra) 1441. Die islamische Zeitrechnung beginnt mit dem Jahr der Auswanderung (Hidschra) des Propheten Mohammed von Mekka nach Medina, nach christlicher Zeitrechnung also im Jahr 622. Weist die Datierung damit also auf ein in ferner Zukunft zu erwartendes Ereignis? Geht es gar um Zukunftsvisionen oder politische Botschaften?



Fest steht, dass es in dem streng islamischen Iran kaum vorstellbar wäre, wenn solche Botschaften nicht auch etwas mit dem Glauben zu tun hätten. Tatsächlich handelt es sich um keine offiziellen Überdrucke, sondern um solche, die z.B. von Werbeagenturen und kleinen Druckereien in privatem Auftrag gefertigt werden und sämtlich religiösen Charakter haben.



Im islamischen Kulturkreis sind Geldgeschenke zu Familienfeiern, z.B. zu Hochzeiten, üblich. Mit den so überdruckten Geldscheinen spendet man dem Brautpaar oder Jubilar nicht nur symbolisch Geld, sondern auch religiösen Beistand. Wie viele verschiedene Überdrucke es gibt, ist nicht bekannt. In einem Gespräch auf der Sammlermesse Sberatel in Prag bestätigte mir der Papiergeldhändler und Sammler Samer Obeid, dass er allein etwa 100 verschiedene Überdrucke zusammengetragen hat. Alle Überdrucke, die er kennt, sind religiös.

Es wäre interessant zu erfahren, welche Nominale überdruckt wurden und werden. Handelt es sich, wie hier, nur um Fünfhunderter, die wegen der Inflation praktisch wertlos sind, oder werden auch höhere Nennwerte überdruckt? Werden die überdruckten Scheine im Umlauf anstandslos akzeptiert, oder haben die mit islamischen Sprüchen überdruckten niedrigen Geldscheinwerte schon fast nur noch symbolischen Charakter, wie wir es vom chinesischen "Höllengeld" kennen? Immerhin lag der offizielle Umrechnungskurs für 500 Rials Mitte 2019 schon bei rund 47.000 Rials für 1 Euro, der Schwarzmarktkurs sogar bei rund 160.000 Rials für 1 Euro. Da sind 500 Euro kaum noch das Papier wert, auf dem sie gedruckt wurden, und eigenen sich fast schon ideal als Träger von Botschaften.


Wer mehr zum Thema beitragen kann, wendet sich bitte direkt an die Online-Redaktion:



Hans-Ludwig Grabowski

Comments


bottom of page