Einem alten und überaus weisen Spruch nach, ist Geld geprägte Freiheit.
Der Spruch ist wahrscheinlich schon so alt, dass das Papiergeld zur Zeit seiner Entstehung noch keine Rolle gespielt hat. Es bliebe heute also zu ergänzen, dass Geld nicht nur geprägte, sondern auch gedruckte Freiheit bedeutet. Freiheit deshalb, weil es seinem Besitzer freisteht, es zu nutzen als das, was Geld schon immer war und weshalb es überhaupt entstand, als universelles Tauschmittel.
Einer der ganz wenigen Bereiche, die noch nicht unter vollständiger Kontrolle von Behörden einer digitalisierten Administration stehen. Freiheit deshalb, weil damit bezahlt werden kann, was nicht im Computer der Banken und Finanzaufsichten erscheint. Das ist digital denkenden Politikern – digital kennt übrigens nur zwei Zustände: 0 und 1 (Schwarz und Weiss) – ein Dorn im Auge. Immer wieder wird deshalb der Ruf nach dem Ende des Bargelds laut, das die Menschen einfach so "unkontrolliert" ausgeben können. Jede Form einer digitalen Währung eröffnet dagegen ihren Befürwortern ungeahnte Möglichkeiten einer totalen Überwachung, von denen selbst führende Geheimdienste bislang nur träumen konnten.
Als Begründung wird immer wieder gerne angeführt, dass mit der Bargeldabschaffung kriminelle Geschäfte und Geldwäsche bekämpft werden solle. Ein schwaches Argument, das nicht über den Verlust eben dieser Freiheit im Umgang mit Bargeld hinwegtäuschen kann.
Mit der gleichen Logik, mit der man das Bargeld abschaffen will, um kriminelle Handlungen zu unterbinden, müsste man schließlich auch alle Autos, alle Werkzeuge, vor allem alle Waffen und vieles mehr verbieten, weil dieses oder jenes natürlich ebenfalls für Verbrechen genutzt werden könnte.
Der Fünfhunderter wurde bereits geopfert, jetzt bereitet sich Europa auf den digitalen Euro vor und es kommen immer weitere Einschränkungen auf den Normalbürger zu.
Ab 8. August 2021 verlangt die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin),
die noch im Wirecard-Skandal und bei den CumEx-Geschäften kläglich gescheitert war (hier ging es schließlich auch nur um viele Milliarden), bei Bareinzahlungen von mehr als 10.000 Euro die Vorlage eines aussagekräftigen Belegs als Herkunftsnachweis für den einzuzahlenden Betrag. Das bedeutet nichts anderes, als dass von vornherein die Rechtmäßigkeit des Besitzes einer größeren Geldsumme durch alle Banken in Deutschland in Frage zu stellen ist und der Besitzer die Herkunft des Geldes nachzuweisen hat. Genau hier hört die Freiheit auf, die Geld bislang bedeutete.
Als "geeignete Belege" können nach Auskunft der BaFin insbesondere gelten:
ein aktueller Kontoauszug eines eigenen Kontos bei einer anderen Bank, aus dem die Barauszahlung hervorgeht,
Barauszahlungsquittungen einer anderen Bank,
ein Sparbuch, aus dem die Barauszahlung hervorgeht,
Verkaufs- und Rechnungsbelege (z.B. Autoverkauf, Goldverkauf),
Quittungen bezüglich getätigter Sortengeschäfte,
letztwillige von einem Nachlassgericht eröffnete Verfügungen,
Schenkungsverträge oder Schenkungsanzeigen.
Bareinzahlungen über 10.000 Euro sind also ab 8. August 2021 nur noch bei Vorlage eines entsprechenden Nachweises möglich.
Bei Einzahlungen an Geldautomaten von mehr als 10.000 Euro, muss der aussagekräftige Herkunftsnachweis innerhalb von zehn Arbeitstagen mit Namen, Datum der Einzahlung und Nummer des Einzahlungskontos bei der Bank nachgereicht werden.
Der nächste Schritt, diese "Bargeldgrenze" weiter zu senken oder den Zeitraum für Einzahlungen ab einer bestimmten Summe einzuschränken, ist dabei nur eine mögliche logische Konsequenz. Immerhin könnte man die Summe ganz einfach auf mehrere Einzahlungen verteilen.
Kriminelle wird das alles nicht weiter stören, denn die wickeln den Großteil ihrer "Geschäfte" längst mit dem digitalen "Bitcoin" ab! Für alle anderen rechtschaffenen Bürger dieses Landes bedeutet es hingegen einen drastischen Einschnitt in die persönliche Freiheit. Wer hätte je gedacht, dass man im Kapitalismus nachweisen muss, woher man sein Geld hat? Das hat sich selbst die sozialistische Führungsriege in der DDR nicht getraut!
Die Regelung mit der Obergrenze von 10.000 Euro soll aber nicht nur in Deutschland, sondern in allen EU-Ländern kommen. In Österreich kann man deshalb bereits seit Anfang Juni auf Magistraten, Gemeindeämtern und im Internet per Bürgerkarte ein Volksbegehren unterstützen, um das Bargeld in die Verfassung aufzunehmen. Damit würde das Recht auf Barzahlung ohne Obergrenzen als Grundrecht verankert. Auch so kann Demokratie funktionieren, wenn die Politik sich noch für die Meinung des Volkes interessiert.
Man wird den Verdacht nicht los, dass das einseitige Reiten des digitalen Pferdes auch noch andere Gründe, als den Fortschritt der Menschheit hat. Unsere Welt hat in Wahrheit weitaus größere Probleme zu lösen als eine Digitalisierung um jeden Preis, die in sich natürlich auch wieder enorme Gefahren birgt. Denken wir nur an die dramatischen Folgen des Klimawandels. War es nicht schon immer so, dass spätestens seit dem Zeitalter der Industrialisierung jeder vermeintliche Fortschritt auf lange Sicht den Menschen immer auch zum Nachteil gereichte? Ist das Bargeld erst abgeschafft, reicht es den Strom abzuschalten! Darüber sollte man in einer ruhigen Stunde mal ganz analog nachdenken!
Hans-Ludwig Grabowski
Leser-Kommentar
Gut gebrüllt Löwe! Gratuliere.
Vor allem haben Sie vollkommen recht, wenn Sie sagen, dass die Internetverbrecher schon lange ihre dunklen Wege eingeschlagen haben und über andere Kanäle ihr mieses Tun abwickeln. Betroffen von den Massnahmen der kurzdenkenden Politiker sind die anständigen Bürger, und die sind sicher ein verschwindender Prozentsatz im Umfeld der Geldwäscherei.
Und der letzte Abschnitt mit dem Drehen des Stromschalters sollte man den Leuten vor Augen halten. Es ist für einen talentierten Hacker-Verband vermutlich ein Leichtes, in den Stromverbund einen Block zu setzen.
Ich bin gespannt, ob die Schweiz bei diesem Thema auch ausschert und als Insel der glückseligen Bargeldbesitzer weiterhin den Neid der modernen Länder auf sich ziehen wird.
R.K.
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