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AutorenbildHans-Ludwig Grabowski

Italien: Patriotisches Geld von 1848

Aktualisiert: 25. März 2021


Wie das Jahr 1989 in weiten Teilen Europas zu einem Jahr von Revolutionen und nationalem Erwachen wurde, so ging auch das Jahr 1848 als ein Jahr in die Geschichte ein, in dem die Völker aufbegehrten.

Republik Venetien: "Patriotisches Geld" zu 3 Lire Kurrent, Vorderseite.
Republik Venetien: "Patriotisches Geld" zu 3 Lire Kurrent, Rückseite.

Nach dem Zerfall des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation 1806 und der napoleonischen Fremdherrschaft ging es den allermeisten Deutschen um die Schaffung eines einigen Vaterlands, dem die Interessen der Fürsten entgegenstanden, die mit dem Wiener Kongress einen lockeren Deutschen Bund schufen. 1848 kämpften die Deutschen für ihren Nationalstaat und in der Frankfurter Paulskirche tagte die erste deutsche Nationalversammlung unter den Farben der Lützower Jäger Schwarz, Rot und Gold. In Europa erhoben sich die Menschen, um überkommene Machtstrukturen und Fremdherrschaft zu überwinden. Die Ungarn kämpften um ihre Unabhängigkeit von Österreich und unterlagen. Wir kennen die frühen ungarischen Scheine aus jener Zeit, auch die der ungarischen Exilregierung aus den USA.

Italien war kein zusammengehöriges Staatsgebilde, sondern ein Flickenteppich aus verschiedenen Königreichen und Fürstentümern. Der Papst herrschte über den damals noch viel größeren Kirchenstaat und im Norden Italiens gehörten große Gebiete zu Österreich. Im 19. Jahrhundert entstand eine Bewegung namens Risorgimento, italienisch für "Wiedererstehung". Die nach dem Wiener Kongress 1815 entstandene patriotische Bewegung strebte die Errichtung eines unabhängigen italienischen Nationalstaats an, der schließlich nach revolutionären Erhebungen und drei Unabhängigkeitskriegen mit der Ausrufung des Königreichs Italien im Jahr 1861 durchgesetzt werden konnte.

In unserem Online-Magazin berichtete Ruedi Kunzmann bereits über den bekannten Revolutionär und Patrioten Giuseppe Garibaldi und dessen Geldscheine.

Vor der nationalen Einheit Italiens gab es, ähnlich wie auch in den vielen altdeutschen Staaten vor der Reichseinigung 1871, eine Vielzahl von regionalen Papiergeld-Ausgaben.

Die Republik Venetien gab im Revolutionsjahr 1848 sog. "Patriotisches Geld" (Moneta Patriottica" aus. Es gab Werte zu 1, 2, 3, 5, 50 und 500 Lire Kurrent. Die Vorderseite des abgebildeten 3-Lire-Scheins zeigt zwei Putten mit Werkzeug und Waage. Links oben findet man das Wappen von Venedig und rechts oben das Wappen von Mailand.

Der Druck erfolgte auf Papier ohne oder mit Wasserzeichen und ohne Banknamen.

Auf der Rückseite wurde ein Siegel der Stadt Venedig aufgebracht. Die Scheine gibt es mit oder ohne Hand-Unterschrift auf der Rückseite.

Das "Patriotische Geld" der Republik Venetien gehört zu den interessanten Zeitdokumenten jener Epoche in Geldform, die heute noch relativ günstig zu bekommen sind und deshalb in keiner guten Italien-Sammlung fehlen sollten.


Hans-Ludwig Grabowski

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