Zwei bedeutende Ereignisse der Papiergeldgeschichte sind eng mit Frankreich verbunden und trugen wesentlich dazu bei, dass die meisten europäischen Länder bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts dem Papiergeld ablehnend gegenüber standen. Zum einen waren dies die nach den Theorien des Schotten John Law durchgeführten Experimente mit Aktien und Banknoten zu Beginn des 18. Jahrhunderts und zum anderen die Ausgabe von staatlichen Papiergeldscheinen während der Französischen Revolution. Mit den damals ausgegebenen „Assignaten“, die durch enteignetes Kirchenland gedeckt sein sollten, wurde ein große Inflation ausgelöst.
Schon 1705 hatte der Schotte John Law die abenteuerliche Idee, die Armut seines Landes durch Vergrößerung des Geldvolumens zu beheben. Hierzu sollte eine Notenbank gegründet werden, deren Banknoten nicht mehr durch Metallgeld sondern ausschließlich durch Grund und Boden gedeckt sein sollten. In seiner schottischen Heimat lehnte man diese haarsträubenden Pläne ab, die er dann später in Frankreich verwirklichen sollte.
Die Tragödie begann damit, dass der verschwenderische König Ludwig XIV., der „Sonnenkönig“, wieder mal in argen Geldnöten war. Er machte das, was schon viele Herrscher vor ihm taten: er nannte es „Reformation“ und zog gutes Geld ein, überprägte es und gab es zu erhöhtem Kurs wieder aus. Für die eingezogenen Münzen gab es „Münzzettel“, die zu Zahlungsmitteln erklärt wurden.
Nach dem Tod des Sonnenkönigs im Jahre 1715 versuchte John Law, den neuen Regenten Philipp von Orléans, der um Reduzierung der ihm hinterlassenen Schulden bemüht war, von seinen Plänen zu überzeugen und erhielt schon 1716 die
Genehmigung zur Gründung einer Bank, mit deren Banknoten, für die eine Deckung in Höhe von nur 50 % durch Metallgeld genügen sollte, er den Geldumlauf in Frankreich erhöhen und Kredite schöpfen wollte. Obwohl Law die Einrichtung einer Staatsbank gefordert hatte, erhielt er anfänglich nur die Genehmigung zur Gründung einer Privatbank, der„Banque Générale“, welche dann aber 1718 vom Staat übernommen wurde.
Als Finanzminister Frankreichs verkaufte er die Aktien der Bank mit hohem Aufgeld und stürzte das ganze Land in ein Spekulations-Fieber. Doch die Experimente des Schotten endeten in einem Desaster. Banknoten und Aktien wurden völlig wertlos.
Doch waren Laws Ideen wirklich so abwegig? John Law ging davon aus, dass Frankreich ein riesiges Kolonialreich besaß, in Übersee gab es unerschöpfliche Quellen des Reichtums. Gab man auf diese Reichtümer Schuldverschreibungen aus, so müssten diese doch so gut wie geprägtes Gold sein.
Unmengen von Noten verließen die Bank, zugleich setzte ein fieberhaftes Börsenspiel mit Aktien der neu gegründeten „Gesellschaft beider Indien“ ein. Der Kurs stieg in traumhafte Höhen und rund ein Jahr lang dauerte das Fieber und der Zahlenrausch an. Aktien, die auf 500 Livres lauteten, wurden bis auf 10.000 Livres hinaufgesteigert.
Der Geldumlauf erreichte die unglaubliche Summe von 3 Milliarden Livres, ohne dass eine echte Deckung vorhanden gewesen wäre. Die ganze Aktien- und Banknotenspekulation zielte nur auf noch zu erarbeitende Werte ab, eine reale wirtschaftliche Leistung stand nicht dahinter.
Es drängt sich an dieser Stelle ein Vergleich mit dem Börsengeschehen vor wenigen Jahren auf. Der Wert der Aktien mancher gerade erst gegründeter Internetfirmen erreichte traumhafte Summen. Als dann im Jahre 2000 die Börse auf dem Gebiet der sog. "Neuen Ökonomie" zusammenbrach und die Kurse ins Bodenlose fielen, sprach man erst von Marktbereinigung und dann im Klartext von Geldvernichtung.
Die Seifenblase des 18. Jahrhunderts platzte im Jahre 1721. Die Königliche Bank stellte die Zahlungen ein, viele Menschen verloren ihr ganzes Vermögen. Für sie wird es kaum ein Trost gewesen sein, dass John Law Hals über Kopf nach Italien fliehen musste. Acht Jahre Später starb er dort völlig verarmt.
Hans-Ludwig Grabowski
Abb. Battenberg Gietl Verlag, Bildarchiv
Kommentare